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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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die ich mir gewählt habe. Er gab mir gerade soviel, wie er entbehren konnte. Das reichte für das Dunkle Geschenk der Unsterblichkeit. Hätte er mich nach meiner Meinung gefragt, ich hätte den Tod vorgezogen, doch ich hatte nicht die Wahl. Aber wer hat die schon?“
    Eine Weile schwangen seine Worte zwischen uns in der Luft. Hingen wie ein Damoklesschwert über mir. Wer hatte schon die Wahl, wenn er einem Vampir gegenüberstand?
    „Du willst also in die Totenwelt?“, fragte er unvermittelt.
    Ich war irritiert, weil seine letzte Frage mich noch beschäftigte. Aber ich nickte tapfer. „Meine Mutter ruft nach mir. Sie sprach von Gefahr.“
    „Es birgt Gefahren, die Pfade zur Totenwelt zu beschreiten.“
    „Die Gefahr, von der sie sprach, erschien mir eher weltlich.“
    „Hat sie das gesagt?“
    Ich schüttelte den Kopf. Es war mehr ein Gefühl. Eine Ahnung. Aber ich war mir fast sicher, dass die Gefahr nicht in der Reise in die Gegenwelt lag. Er nickte und begann das Ritual vorzubereiten.
    „Was muss ich tun?“, fragte ich, während ich ihm zusah, wie er Räucherwerk mischte und ins Feuer warf, verschiedene Flüssigkeiten in einem Topf darüber zum Kochen brachte und vor sich hin summte.
    „Du musst durch das Tor gehen.“
    „Und wie weiß ich, wann der Zeitpunkt dafür da ist?“
    „Wenn ich es dir sage“, antwortete er unwirsch. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass Athaír mich nicht besonders mochte. „Jetzt sind wir soweit“, sagte er schließlich. Wir stellten uns im Kreis um das Feuer. Er begann leise zu singen, in einer Sprache, die ich nicht verstand. Dann warf er etwas ins Feuer. Stille senkte sich zunächst über uns. Doch von einer Sekunde zur nächsten ging ein Tosen los, wie von einem riesigen Sturm. Ich hörte Millionen Seelen schreien. Große Göttin, was geschah hier?
    Ein Lichtblitz zuckte durch die Dunkelheit der Höhle, die Flammen schossen hoch auf. Athaír sang immer noch. Ich konnte sehen, wie sich seine Lippen bewegten. Aber ich konnte ihn längst nicht mehr hören. Seine Augen waren geschlossen, seine Stirn konzentriert in Falten gezogen. Ich blickte zu Sadall. Auch er hatte die Augen geschlossen und die Hände nach oben gerichtet. Er wiegte sich in einem Rhythmus, der nur in seinen Gedanken vorgegeben wurde.
    „Jetzt!“, rief Athaír. „Geh! Das Tor ist offen.“
    Verwirrt blickte ich wieder zu ihm zurück. Seine Miene hatte sich nicht verändert. Er hatte mich mit seinen Gedanken gerufen. Das Einzige, was man in diesem höllischen Lärm noch hören konnte. Ich atmete tief durch und konzentrierte mich auf das Feuer. Die Flammen loderten inzwischen bis zur Decke. Da war ein Spalt im Inneren. Mein gesunder Menschenverstand sagte mir, dass ich nicht da hinein gehen konnte. Ich würde verbrennen. Osira erschien neben mir und schubste mich mit ihrer kalten Schnauze an.
    „Du wirst schon kein Brathähnchen werden. Die Flammen erreichen das Tor nicht, auch wenn es so aussieht. Dir kann nichts passieren. Also nur Mut!“
    Nur Mut. Sie hatte leicht reden, sie musste ja nicht da durch. Aber meine Wölfin überraschte mich, indem sie mir voran durch die Flammen schritt. Das gab mir Kraft. Ich wagte den Schritt ins Feuer.
    Tatsächlich holte ich mir nicht einmal angesengte Haarspitzen. Es war ganz leicht, das Tor zu durchschreiten. Und auf der anderen Seite war es auch endlich wieder still.
    „Hallo Prinzessin!“, wurde ich begrüßt. Aber es war nicht meine Mutter.
    „Tante Lilly!“
    Sie strahlte mich an, breitete ihre Arme aus, und ich warf mich schluchzend vor Erleichterung hinein. Sie wiegte mich zärtlich hin und her, streichelte mein Haar und sagte immer wieder: „Prinzessin. Kleine Prinzessin.“
    Schließlich löste ich mich von ihr. „Wo ist Mama? Sie hat mich gerufen, dass ich kommen soll. Ist sie hier?“
    Lächelnd trat Lilly zur Seite. Ja. Da stand sie. Meine Mutter. Genau so wie in der Erinnerung, die ich mir mühsam zurück erkämpft hatte. Genau so wie auf dem Gemälde in Gorlem Manor.
    „Mama“, flüsterte ich.
    Sie lächelte, ging in die Knie. Ich rannte wie ein kleines Kind zu ihr, umarmte sie stürmisch. Tränen liefen über meine Wangen. Wollten gar nicht mehr versiegen. Auch meine Mutter weinte. Ebenso Tante Lilly. Wir hockten da, die Arme umeinander geschlungen und weinten alle drei hemmungslos um die Zeit, die wir verloren hatten. Die uns gestohlen worden war.
    Lilly fasste sich als Erste wieder. „Die Hohepriesterin hat etwas, das sie gegen

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