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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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qualvolleres Ende als dieser Mann.
    Ich wusste, was die Polizei den verzweifelten Verwandten sagen würde, wenn sie die Suche einstellten. Dass er davongelaufen war, wie so viele Menschen. Sich vielleicht gegen das Priesteramt entschieden, aber nicht den Mut besessen hatte, es seiner Familie, die ja so stolz auf ihren geliebten Sohn war, zu gestehen. Er würde als einer der spurlos Verschwundenen gelten. Ein Gewaltverbrechen würde die Polizei sehr schnell ausschließen, denn es gab keinerlei Hinweise darauf. Dafür verwischten wir unsere Spuren zu gut. Ein klarer Vorteil gegenüber gewöhnlichen Verbrechern.
    „Verurteile mich nicht“, sagte ich zu Osira, als wir wenig später allein auf den Klippen saßen, doch sie würdigte mich keines Blickes. Sie war verletzt, weil ihre Worte mich nicht erreicht hatten. Weil ich dem Lord gehorcht hatte, nicht ihr. „Noch denke ich nicht vollständig wie er.“
    Lucien fand mich auf dem Felsenvorsprung, wo meine Wölfin und ich seinen Raubkatzen Gesellschaft leisteten. Die lagen wie kleine Schmusekätzchen um mich herum, leckten meine Hände und rieben ihre Köpfe an mir. Scheinbar ungefährliche Samtpfoten. So trügerisch wie ihr Herr.
    Schweigend nahm der Lord neben mir Platz, streichelte dem großen Männchen über den breiten schwarzen Kopf, ehe er die Arme um mich legte und mich auf seinen Schoß zog. Sanft küsste er meine Stirn, gab mir den Trost, den ich so bitter nötig hatte und forderte dieses eine Mal nichts von mir.
    „Vergib mir, Lucien“, flüsterte ich schließlich mit Tränen in der Stimme. „Es tut mir unendlich leid, dass Leonardo …“
    Lucien legte seinen Zeigefinger auf meine Lippen. „Scht,
malaki
. Es war nicht deine Schuld. Es sollte so sein. Leonardo war nicht geschaffen für das, was uns erwartet. Er hatte Angst vor der ewigen Finsternis und wäre ohnehin nicht stark genug gewesen. Es ist besser so. Sonst hätte ich seiner Seelenqual vielleicht irgendwann ein Ende bereiten müssen. Und da ist es mir doch lieber, wenn ich einem anderen die Schuld an seinem Tod geben kann.“
    Er sagte das so gleichgültig, als würde ihm dieser Tod nichts mehr bedeuten. Konnte er tatsächlich so schnell damit abschließen? Ich kannte ihn so gut und dennoch wusste ich gerade jetzt nicht, ob es ihm wirklich egal war oder nicht. Ich glaubte nicht, dass Leonardo zu schwach für die Ewigkeit gewesen war. Lucien suchte seine Gefährten sehr präzise aus. Er war mit den Jahrhundertenimmer gründlicher geworden. Verwandelte niemanden leichtfertig. Leon wäre stark genug gewesen. Und Lucien hatte ihn über alles geliebt. Er war bereit gewesen, Dracon zu töten, um seinen Geliebten zu rächen. Doch jetzt merkte man ihm in keiner Weise den Verlust an.
    „Haben wir der Welt nicht ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk gemacht?“, fragte ich nachdenklich.
    „Weihnachten?“
    „Gestern war der 25. Dezember. Weihnachten. Wir haben den Menschen eine Sonnenfinsternis geschenkt und den neuen Sonnenaufgang. Denkst du, sie würden es zu schätzen wissen, wenn sie die Wahrheit wüssten?“
    Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Oh,
thalabi
. Die Menschen wissen nie zu schätzen, was sie haben. Weil sie stets nur das erstreben, was sie nicht haben.“
    „Ja. Das macht sie wohl so – menschlich.“
    Ich entwand mich der Umarmung, trat an den Rand des Vorsprungs, öffnete die Phiole in meiner Hand und goss ihren Inhalt in die Fluten des Ozeans. Wir blieben was wir immer waren. Kinder der Nacht, für immer in die Dunkelheit verbannt. Ich wollte nie wieder etwas von der Formel und dem Serum hören. Es hatte nur Leid und Tod gebracht. Lucien blickte dem schillernden Gebräu nach, wie es mit den Wellen davon trieb.
    „Ist es damit nun vorbei?“
    Ich nickte. „Ja, es ist vorbei. Das war die letzte Phiole.“
    So mächtige Wesen waren wir. Aber der Sonne konnten wir nicht widerstehen. Ihr erlagen wir, wenn wir sie sahen. Sie zwang uns jeden Morgen aufs Neue in die Todesstarre. Konnte man es Dracon verdenken, dass er sie hatte besiegen wollen?
    Ich hingegen sehnte mich so sehr danach, sie noch einmal aufgehen zu sehen. Nach dem Versuch mit dem Elixier nur umso mehr. Ein letztes Mal zu sehen, wie sie am Rand des Gartens von Gorlem Manor aufblitzt und dann die Zinnen und Giebel des Mutterhauses in Gold taucht. Ich vermisste diesen Anblick so schmerzlich, dass ich vielleicht bereit wäre, dafür zu sterben. Aber nein. Über diesen Punkt war ich nun hinaus. Kein Tod mehr, der mich

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