Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
Bartes streichelten meine Haut, sandten sinnliche Schauer durch meinen Körper. Ich spreizte meine Beine, hob ihm die Hüften entgegen, schmiegte mich an seine Lenden, als er mit einer einzigen, fließenden Bewegung in mich glitt. Sein Herzschlag dröhnte wie eine riesige Trommel in meinem Kopf, bei jedem Stoß. Ich schmeckte das süße Blut meiner Tränen, über den erneuten Verrat an dem Mann, den ich liebte. Doch Luciens Blut spülte sie hinfort aus meinem Herzen und mit ihnen auch jede Reue. Das hauchfeine Netz seines Zaubers wob sich enger und enger um mich, bis ich mich ganz und gar in den seidigen Kokon ergab. Seine glatte kühle Haut unter meinen Fingern, das Spiel seiner Muskeln bei jeder geschmeidigen Bewegung seines Körpers, geflüsterte Worte, lockende Küsse und Blut, immer wieder mächtiges uraltes Blut. Das alles bildete eine Sinfonie aus Magie, gegen die ich mich nicht wehren konnte.
*
Franklin hatte sehr damit zu kämpfen, dass Melissa schon wieder fort war. Ohne ein Wort, ohne einen Brief oder wenigstens eine Mail zu hinterlassen. Sogar Armand war verschwunden. Anfangs hatte er noch geglaubt, die beiden Verliebten würden nur wieder einen Ausflug unternehmen, wie sie es zu Mels Lebzeiten schon so oft getan hatten. Doch inzwischen waren fast vier Monate vergangen und von beiden gab es kein Lebenszeichen. Ob Melissa ihre Meinung geändert hatte und nun doch nicht mehr in die Ashera zurückkehren wollte? Aber warum musste sie dann gleich die Flucht ergreifen? Sie hätten doch darüber reden können. Er hätteeinen Weg gefunden, sie aus dem Orden auszugliedern, ohne dass es unangenehme Fragen gab. Wenn sie nur in seiner Nähe geblieben wäre. Gestern hatte er nun eine E-Mail an die Mutterhäuser in Paris und New Orleans geschickt, in der Hoffnung Armand oder Melissa wären dort gesehen worden. Seit zwei Stunden starrte er jetzt auf den kleinen Briefumschlag links oben im Menüfenster, als könne er ihn mit der bloßen Kraft seines Willens dazu bringen, ihm die ersehnte Nachricht zuzuspielen. Plötzlich erschien der Hinweis ‚Neue Nachrichten’ neben dem rot blinkenden Umschlag. Franklin klickte hektisch mit seinem Mauszeiger auf den Posteingang. Es war tatsächlich eine Mail von Susan Benner, der Leiterin des Mutterhauses in New Orleans.
>>Hallo Franklin,
von deiner Tochter keine Spur. Armand ist seit einer Weile in seiner Wohnung im French Quarter. Aber allein. Soll ich einen unserer Agenten darauf ansetzen?
Grüße
Susan<<
Mel war nicht bei Armand? Franklin wurde bleich. Wo war sie, wenn sie nicht bei ihrem Geliebten und Dunklen Vater war? Armand würde sie doch so kurz nach der Wandlung nicht allein lassen.
>>Hallo Susan,
keinen Agent. Bitte weiterhin vertraulich behandeln. Ich komme selbst nach New Orleans. Lande morgen mit der Nachmittagsmaschine. Ich danke dir.
Herzlichst
Franklin<<
Er konnte nicht anders. Diese Sache musste er selbst klären. Telefonisch buchte er einen Flug für den nächsten Tag. John wies er an, bis zu seiner Rückkehr die Leitung von Gorlem Manor zu übernehmen. Wie lange er nicht in London wäre, konnte er noch nicht absehen. Wie immer stellte John keine Fragen. Eine Angewohnheit, die Franklin sehr an ihm schätzte.
Junges Blut
Ich konnte die Hand vor Augen nicht sehen. Absolute Finsternis. Nur das Rot des Blutes, in jedem Meer, in jedem Fluss, in jedem Bachlauf, ja sogar in jeder noch so kleinen Wasserpfütze, leuchtete gespenstisch und drohend in der Dunkelheit. Der Lärm war grauenvoll. Er schmerzte in meinen überempfindlichen Ohren. Die schrillen Schreie von Millionen Menschen für die es keine Hoffnung mehr gab. Jagdzeit. Die Tafel für mich und meinesgleichen war reich gedeckt
.
Ich hob den Blick zum Himmel. Fühlte, dass es die Stunde der Morgendämmerung war. Doch keine Sonne weit und breit. Nicht einmal ein schmaler Streifen Licht. Nur ein riesiger Blutmond am schwarzen Firmament, der jetzt regierte
.
Der Duft des Blutes machte mich schwindelig. Meine Beine gaben unter mir nach. Zitternde, wimmernde Körper um mich herum. Zum Greifen nah. Doch ich war nicht fähig, meine Fänge in eine der weißen Kehlen zu senken. Nicht fähig, meinen brennenden Durst zu stillen. Weil jeder Einzelne von ihnen anklagend mit dem Finger auf mich wies
.
Die Burg war still, als ich erwachte. Kein Geräusch, das auf meinen Dunklen Lehrmeister hingedeutet hätte. Nur das Rauschen des Blutes unserer sterblichen Dienerschaft. Das gleichmäßige Schlagen ihrer
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