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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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ebenso verblüfft wie ich, da sie nicht beabsichtigt hatte, von ihm wahrgenommen zu werden. Lucien lachte herzlich über unsere dummen Gesichter.
    „Seelentiere sind so alt wie die Welt. Mit der Zeit wirst auch du die Totems und Tiergeister sehen, die manche Menschen begleiten. Wir haben die Macht, sie zu sehen. Und wir haben die Macht, sie zu zerstören.“
    Sein Lächeln täuschte nicht über die Drohung hinweg, die in diesen Worten lag.
    „Sei besser friedlich, Osira, solange wir hier sind“, flüsterte ich meiner Freundin zu. Sie winselte ängstlich und trat zwei Schritte rückwärts, um sich hinter mir zu verstecken.
    Der Lord nickte, als wolle er sagen ‚Schon besser.’ Gekonnt entkorkte er eine Flasche mit dunkelrotem Inhalt.
    „Komm her,
thalabi
. Leiste mir noch ein wenig Gesellschaft ehe die Sonne aufgeht. Für die Jagd ist es nun zu spät. Doch dieser Wein ist exquisit.“
    Zögernd trat ich näher. Mit jedem Schritt verstärkte sich der Duft von Blut, der aus der Flasche strömte wie das feinste Bouquet eines Bordeaux oder Merlot. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Zu meiner Schande bemerkte er es sofort.
    „
Kanze al sagher al ghabeo
. Dummer, kleiner Schatz. Du hast noch nicht getrunken, nicht wahr? Das schwächt einen so jungen Vampir sehr schnell.“
    Er reichte mir ein halbgefülltes Glas. Die Flammen im Kamin brachen sich funkelnd im geschliffenen Kristall, ließen die Rubine in den Augen der Drachen aus Silber, die sich um die gläserne Schale schmiegten, dämonisch glühen. Er schenkte sich ebenfalls ein, ehe er lässig in einem Sessel am offenen Feuer Platz nahm.
    „Hat es nicht etwas geradezu sündhaft Behagliches an sich, einen guten Tropfen zu genießen, während man sich die kalte Haut wärmen lässt?“
    Ich stand noch immer unbeweglich im Raum. Das Aroma aus meinem Kelch raubte mir fast den Atem, die Gier in mir erwachte. Lucien griff nach meiner Hand und zog mich auf seinen Schoß. Spielerisch glitten seine Finger durch meine Haare, eine Berührung, die mich erschauern ließ.
    „Blut ist wie Wein“, erklärte er lächelnd. „Schon am Duft erkennst du seine Reife, seinen Charakter, seine Exquisität. Es gibt billiges Blut, und es gibt edles. Männliches Blut ist herb. Es hat einen kräftigen Geschmack. Würzig, rauchig. Schwer und kraftvoll und sehr dunkel. Ein Geschmack von überreifen Beeren, Nadelhölzern und Kräutern. Frauenblut ist milder. Verführerisch und sanft im Geschmack. Aber es birgt das Geheimnis der Fruchtbarkeit in sich. Du kannst die wilde ungezügelte Lust darin schmecken. In honigartiger Süße vermischt mit Sonne und roten Früchten. Das Blut von Kindern ist leicht und süß wie Zucker. Es schmeckt nach Unschuld, Arglosigkeit, Hoffnung und Träumen. So frisch, wie eine warme Frühlingsbrise. Wenn du es einmal getrunken hast, vergisst du es nie mehr.“
    Ich musste schlucken und starrte auf den roten Saft in meinem Glas. Wein! Wein aus menschlichen ‚Früchten’.
    „Woher … “, meine Kehle war trocken. Ich konnte kaum sprechen, „stammt dieses Blut?“
    Er lächelte verschlagen und küsste meine Schläfe. „
Chawle
, koste es“, flüsterte er in mein Haar. „Und dann sag du es mir.“
    Mir blieb gar keine Wahl. Mit zitternden Fingern führte ich den Kelch zum Mund. Fast hätte ich vor Erleichterung gestöhnt, als der herbe Saft durch meine Kehle rann. Das Blut war eindeutig von einem erwachsenen Mann. Lucien lachte leise, als er meine Gedanken las.
    „Sehr gut,
thalabi
. Ich verspreche dir, der nächste Jahrgang wird besser sein.“
    Mit diesen Worten senkte er seine Lippen auf meinen Mund, um mich den einzig wahren Wein kosten zu lassen, sein Dunkles Lebensblut. Die teuren Kristallkelche zersplitterten klirrend auf dem Steinboden zu unseren Füßen. Winzige Scherben bohrten sich schmerzhaft in meine Haut, als er mich wenig später mit sich zu Boden zog, mich auf das harte, mit Splittern bestreute Gestein presste. Stöhnend registrierte ich die unzähligen Wunden, der Duft meines eigenen Blutes, das sich in Rinnsalen unter mir ausbreitete, stieg mir zu Kopf. Doch das alles zählte nicht, mein ganzes Denken richtete sich einzig und allein auf Lucien. Ich hatte seine Leidenschaft nicht vergessen. Diese Kraft, mit der er mein Blut entzündete. Er senkte seinen Kopf in meinen Schoß, ließ seine Zunge über mein pochendes Geschlecht gleiten und stieß sie tief in mein Innerstes, weckte die Sehnsucht in mir nach mehr. Die seidigweichen Härchen seines

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