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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Herzen, genährt mit dem unsterblichen Blut des Lords. Genug, um sie unentrinnbar an sich zu binden, doch nie genug, um ihnen Unsterblichkeit zu schenken. Ihre leisen Schritte waren nur ein Flüstern in den Gängen der Burg. Sie bewegten sich beinah so lautlos wie wir.
    Ich erhob mich von meinem Lager, inzwischen nicht mehr die Kammer weit unter der Burg, sondern ein großes Zimmer gleich neben dem des Lords. Meine Ruhestatt war ein bequemes, mittelalterliches Himmelbett mit rostbraunem Baldachin und samtbezogenen Laken. Ein Bett für Könige. Es stand in einer durch Mauern abgeschirmten Nische des Zimmers. Offen, doch gleichzeitig vor den Strahlen der Sonne geschützt. Während des ersten Tages hatte ich mich gefürchtet, weil es ungewohnt war, das Licht zu sehen. Nicht in einer verborgenen unterirdischen Krypta zu schlafen, oder zumindest in einem geschlossenen Bettkasten. Aber mittlerweile genoss ich das Gefühl, mich nicht völlig vor der Sonne verstecken zu müssen. Das Spiel von Licht und Schatten, ihr Tanz auf den Wänden, während der Morgen- und Abenddämmerung, war wunderschön. Wie ein fremdartiges Wiegenlied geleitete es mich jetzt Tag für Tag in den Schlaf und weckte mich in der folgenden Nacht wieder auf.
    Das eigentliche Zimmer bestand aus einer bequemen Sitzgruppe vor einem großen offenen Kamin, einem Kleiderschrank, den Lucien mit teuren, edlen Kleidungsstücken für jeden Anlass in meiner Größe bestückt hatte, einem Toilettentisch mit dreigeteiltem Spiegel, der links und rechts von großen weißen Altarkerzen erhellt wurden, die jede Nacht bereits brannten, wenn ich erwachte und einem Sekretär mit, man höre und staune, einer hochmodernen PC-Anlage. Es passte überhaupt nicht in das mittelalterliche Flair. Doch auch der Lord ging mit der Zeit. Er bewegte sich in den Weiten des World Wide Web ebenso sicher wie in seinem Thronsaal. Per Mausklick verwaltete er seinen gesamten Besitz und unterhielt Kontakte auf der ganzen Welt.
    Lächelnd drehte ich den Kerzenhalter neben der Eingangstür, der den Zugang zu den Geheimgängen der Burg und dem unterirdischen Labyrinth öffnete. Mittlerweile war ich vertraut damit und liebte es, mich in diesem Irrgarten zu verlieren, die verzweigten Gänge entlang zu wandern, meine Finger über den kühlen Fels streifen zu lassen. Im Verborgenen plätscherte das Wasser. Es tropfte von den Felsnasen, floss in kleinen Rinnsalen an den Wänden herab, sammelte sich in den unzähligen unterirdischen Höhlen, die das Meer von draußen speiste.
    Wasser. Elixier des Lebens. An einem kleinen Becken blieb ich stehen, schöpfte eine Handvoll und kostete es. Dieses war Süßwasser. Aus einer der Inselquellen. Es versickerte und folgte dem Weg des Gesteins. Das Wasser in den tieferen Höhlen war salzig, weil es vom Meer kam.
    Die Treppenstufen waren glitschig, sie schimmerten im Licht der Fackeln. Doch ich erklomm sie sicher. Oben angelangt stieß ich die eiserne Tür zum Geheimraum auf. Noch einmal verharrte ich lauschend. Nichts, was auf Lucien verwies. Aber Gillian war imZimmer nebenan und richtete das Abendessen. Grotesk! Das Einzige, was wir davon anrührten, war der Wein. Blutwein. Ich knabberte zumindest gelegentlich am Gemüse oder einem Hühnerbein. Luciens Teller ging stets unberührt zurück in die Küche, aber das störte hier niemanden.
    Ich konzentrierte mich auf Gillian und betrat leise den Raum, als sie sich von der verborgenen Tür abgewandt hatte. Selbst seinen Dienern brachte Lucien nicht genug Vertrauen entgegen, um ihnen Zugang zu den geheimen Gängen und verborgenen Kammern unterhalb der Burg zu gewähren.
    Als Gillian sich wieder zum Tisch umdrehte, war ich einfach da. Wie aus dem Nichts. Sie erschrak nicht. Sie war daran gewöhnt. Und sie wusste ja auch, was wir waren.
    „Guten Abend, Lady Melissa“, sagte sie. Ich neigte höflich den Kopf. Mylady, Mylord! Es hatte eine Weile gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Jetzt störte es mich nicht mehr. Ihre hellblauen Augen waren verschleiert, wie immer. Sie stand am stärksten von allen Dienern unter Luciens Bann. Wenn ich mir ihre üppigen, weiblichen Rundungen betrachtete, das seidig-blonde Haar und die sanft geschwungenen weichen Lippen, dann konnte ich mir gut vorstellen, woran das wohl lag. Aber sie hatte auch einfach einen viel schwächeren Geist als David und Andy, die beiden rothaarigen Zwillingsbrüder, die geradezu einem Magazin für Männerunterwäsche entstiegen schienen. Durchtrainiert,

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