Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
telepatische Botschaft verstanden. ‚
Ini mahzozatan dademan, asdkah kodamah!
Ich habe in allem Glück, alter Freund!’
Mit einer gönnerhaften Geste beließ der Schöne es dabei und konzentrierte sich ebenfalls aufs Spiel.
„Wie heißt du?“, wollte Lucien von dem Callboy wissen.
„Leonardo.“
„Ich bin Lucien. Bring mir Glück heute Abend, Leon. Es soll dein Schaden nicht sein.“
Im Laufe des Abends schied ein Spieler nach dem anderen aus. Freiwillig oder weil das Budget nicht mehr hergeben wollte. Auch Kyle Cyfer hob schließlich entschuldigend die Hände, weil das Limit, das er sich für diesen Abend gesetzt hatte, erreicht war.
„Dann sagen wir wohl für heute ist’s genug“, sagte Jake, der somit als Einziger neben Lucien noch im Spiel war und griff nach seinem Jackett, das hinter ihm auf dem Stuhl lag.
„Wie schade“, wandte Lucien ein. „Ich hatte gerade überlegt, ob wir noch eine letzte Runde spielen. Alles oder Nichts.“
Im Raum hielt jeder den Atem am. Jake erstarrte mitten in der Bewegung und blickte ungläubig in das Gesicht des Vampirs. Er war so schön. Braunes, dichtes Haar, in das die Sonne goldene Strähnen gezaubert hatte. Strahlende grüne Augen mit Bernsteinflecken und langen Wimpern unter dichten dunklen Brauen. Ein kantiges Kinn und hohe Wangenknochen, sehr ansprechend. Schmale, aber wohlgeformte Lippen. Seine Hände waren typische Spielerhände. Gepflegt, manikürt mit langen schlanken Fingern, an denen er goldene Ringe trug. Er war immer rasiert, doch ein dunkler Schatten verlieh ihm etwas kühnes, ausgesprochen männliches. Seine Kleidung war maßgeschneidert. Ein weißes Seidenhemd, schwarze Hosen, schwarze Lackschuhe. Der Schweiß, der in kleinen Perlen auf seiner Stirn stand, hatte auch das Hemd durchtränkt. Die obersten vier Knöpfe standen offen und dunkles Brusthaar lugte daraus hervor. Der Schnitt seiner Kleidung ließ einen durchtrainierten, sehnigen Körper erahnen. Mit geschmeidigen Gliedern und festen Muskeln. Darüber hinaus hatte er auch noch einen schlechten Charakter. Man sagte nicht umsonst, das Böse sei immer schön. Jake hatte gemordet. Das stand in seiner Seele. Ein Leckerbissen. Die Karten, ein Auto, ein junger Mann, lautstarker Streit und dann zwei Schüsse, gefolgt von sehr viel Blut. Die rauchende Waffe in Jakes Hand. Schuldig!
Lucien liebte solche Opfer. Für ein schnelles Spiel. Und diesmal nicht am Rouletttisch. Es kostete ihn seit Monaten eine schier unerträgliche Überwindung sein Verlangen nach diesem Blut noch nicht zu stillen. Die sich langsam steigernde Gier immer weiter auszureizen. Doch heute Nacht würde diese Selbstdisziplin ein Ende haben.
„Ist das Ihr Ernst, Memphis?“, fragte Jake.
Lucien lehnte sich ungerührt in seinem Stuhl zurück, schnippte ein imaginäres Staubkorn von seinem Hemd und beobachtete Jake aus halb geschlossenen Augen. Der Profispieler schwitzte zusehends mehr in dem Bewusstsein, welches Angebot er ihm da unterbreitet hatte. Kleine Rinnsale flossen über seine Stirn und seine markanten Wangen. Der Anblick ließ Lucien buchstäblich das Wasser im Mund zusammenlaufen.
„Mein voller Ernst, Jake. Alles oder Nichts. Ein einziges Spiel um alles, was hier auf dem Tisch liegt und nicht der Bank gehört. Die Hälfte der Zahlen für Sie, die andere für mich. Sie dürfen zuerst setzen.“
Dieser Verlockung war kaum zu widerstehen. Es lagen fast eine Millionen Dollar auf dem Spieltisch. In Zeitlupe setzte Jake sich wieder.
„Alles oder Nichts?“, fragte er noch mal. Lucien nickte. „In einem Spiel?“
Eine zu große Verlockung für einen Berufsspieler. Der große Coup auf den man immer hofft.
Jake setzte seine Jetons. Jeweils einhundert Dollar. Den Letzten legte er mit selbstzufriedenem Grinsen auf die Dreizehn. Jeder im Raum hielt den Atem an. Niemand wählte die Dreizehn wenn Lucien anwesend war.
„Mal sehen, ob ich auch so viel Glück mit Ihrer Lieblingszahl habe, Memphis.“ Für einen Moment verengten sich seine Augen zu schmalen Schlitzen, doch dann nahm Lucien wortlos die noch freien Zahlen. Die Kugel rollte.
„Rien ne va plus. Nichts geht mehr!“
Der junge Mann war noch näher an Lucien heran getreten und legte eine schmale Hand auf seine Schulter. Sie wurde nicht abgewehrt, doch auch nicht weiter beachtet. Das Geräusch der laufenden Kugel war ohrenbetäubend in der angespannten Stille.
‚Wirst du die Kugel lenken?’, fragte Saphyro auf dem Gedankenweg. Doch Lucien blieb ungerührt und
Weitere Kostenlose Bücher