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Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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ich meinte. Ich nahm die Tischlampe vom Schreibtisch des Doktors und hielt sie direkt über den baumelnden Arm. „Seht ihr das denn nicht?“
    „Was denn? Da ist nichts.“
    „Eben, Dad.“
    „Eben?“
    Ich verdrehte die Augen. „Der Schatten. Wo ist sein Schatten?“
    Beide Männer beugten sich gleichzeitig über den Arm und schauten auf den Boden darunter. Grinsend hatte ich vor Augen, wie sie mit den Köpfen gegeneinanderstoßen würden, was aber nicht geschah.
    „Das ist völlig unmöglich“, sagte Dr. Green.
    „Aber Doktorchen“, erwiderte ich. „Wir wissen doch alle, dass praktisch nichts unmöglich ist.“
    Ich erntete einen zurechtweisenden Blick von meinem Vater, den ich ebenso ignorierte wie die Versuche unseres Pathologen, mit unterschiedlichen Beleuchtungswinkeln, einen Schatten zu erzeugen, wo schlichtweg keiner mehr war.
    „Lass uns nach oben gehen, Dad. Ich brauch den Zentralrechner. Und ist Corelus noch hier?“ Mein Vater nickte. Der Lycanerfürst hatte mitgedacht und ein Gästezimmer im Obergeschoss bezogen, falls ich noch Fragen an ihn hatte, nachdem ich den Fall übernahm. „Gut, dann würde ich später gerne mit ihm reden. Aber erst mal sollte ich mir die Leichen in der anderen Pathologie anschauen. Das heißt, falls sie nicht schon unter der Erde sind.“
    „Nein“, sagte Franklin, „sie sind noch nicht freigegeben, weil es ja ungeklärte Mordfälle sind. Sie liegen in der Pathologie des MI5.“
    „Direkt in deren Patho? Warum hat man sie nicht in der zentralen, städtischen Pathologie gelassen? Die haben auch Kühlboxen.“
    Franklin antwortete nicht, sondern warf mir einen Blick zu, der andeuten sollte, dass ich wohl nicht ganz bei Trost sei, so eine Frage zu stellen, wo es doch schließlich um hochrangige Adlige ging. Gut, das konnte man nun sehen, wie man wollte. Für mich waren es schlicht tote Menschen, der Tod macht sie alle gleich.
    „Wer ist der zuständige Pathologe?“
    „Bishop.“
    Ah, der Pathologe, dem die Toten vertrauen. Er hatte bislang jeden Todesfall aufklären können. Merkwürdig, dass ihm die fehlenden Schatten nicht aufgefallen waren. Andererseits konnte so etwas im fahlen Neonlicht einer Pathologie auch leicht übersehen werden, vor allem wenn die Toten auf einer weißen Bahre direkt unter der Beleuchtung lagen, was während des Obduktionsvorgangs üblich war. Und wer achtete auch schon auf Schatten von Toten? Es konnte natürlich auch sein, dass die anderen Toten noch einen besaßen. Das versprach interessant zu werden.
    „Kann ich den Jaguar haben?“
    Mein Vater schluckte hart. Der X-Type war sein Herzblut und noch keine drei Monate alt. Er pflegte den Wagen fürsorglicher als eine Mutter ihre Kinder. Dennoch stimmte er zögernd zu.
    „Aber sei vorsichtig, Mel.“
    Ich verabschiedete mich von Franklin mit dem Schlüssel seines Privatwagens in Händen und setzte mich mit einem Grinsen gleich einer Katze, die den Sahnetopf ausgeschleckt hatte, hinters Steuer. Nicht mal 1000 Kilometer auf dem Tacho, was für eine Verschwendung. Wie lange war ich nicht mehr selbst gefahren? Lange jedenfalls. Es war so aufregend wie Weihnachten und Ostern zusammen, als der Motor schnurrend wie ein Kätzchen ansprang.
Ein sehr großes, schnelles Kätzchen
, dachte ich grinsend, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr aus der Garage. Vermutlich bewegte sich Franklin am Rande eines Herzinfarktes, als ich mit durchdrehenden Reifen den Kies der Zufahrt auseinander spritzte und johlend vom Anwesen raste.
    Der Wagen fuhr sich gut, viel zu schade, um die meiste Zeit unter Verschluss zu stehen, weil Dad ja lieber den Chauffeur nutzte. Ob ich ihm künftig häufiger die Schlüssel abluchsen konnte?
    Ab dem Stadtrand nahm ich das Tempo zurück, einen Strafzettel wollte ich ihm nun doch nicht antun. Die Pathologie lag im Thames House, direkt im Hauptgebäude des MI5. Für einen Moment war ich versucht, mich einfach reinzuschleichen, aber dann parkte ich den Wagen direkt vor der Tür, zückte meinen Ashera-Ausweis und befand mich wenige Minuten später an Bishops Seite bei drei nackten, aufgeschlitzten und wieder zugenähten ehemaligen Lords des British Parlaments.
    „Gab es irgendwelche Besonderheiten? Etwas, das die Drei miteinander verbindet? Außer ihrem Status natürlich.“
    Bishop kannte mich schon von anderen Untersuchungen, allerdings hatten wir immer nur flüchtigen Kontakt. Übernatürliche Phänomene ignorierte er lieber und die 0815-Serienmorde waren kein Metier für die
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