Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
wollten. Der Reiz war immer da, und Schuld daran trug allein der Dämon, der in uns beiden lauerte. In mir sowieso, weil ich bereits verwandelt war. Und in ihm vom kleinen Trunk, den er so viele Male schon von Armand empfangen hatte. Ein wenig vom Dämon sickerte auch damit schon in den Menschen hinein, ohne ihn zu verwandeln.
Verlegen räusperten wir uns beide. Wir hatten an dasselbe gedacht. Es stand uns deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Hältst du es nicht auch für übertrieben, dass der MI5 sich mit diesen Mordfällen beschäftigt?“, bemerkte ich beiläufig.
Franklin war dankbar, dass ich das Thema erst gar nicht aufgriff und trat lächelnd hinter meinen Sessel, stützte sich auf die Kopflehne, um mich von oben zu betrachten. Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um ihn anzusehen. Ohne mein bewusstes Zutun legte sich wieder jenes geheimnisvolle Glitzern in meinen Blick, das in meinem Vater eine vertraute, aber nicht gerade beliebte Unruhe weckte. Er runzelte die Stirn.
Verdammt!
, dachte er, als er bemerkte, dass ich den Gedankengang von eben doch noch nicht ganz hatte fallen lassen.
„Mel, bitte. Nicht heute. Ich habe genug Sorgen.“
Ich ließ seinen Blick los und zuckte die Achseln. „Vielleicht würde es dich ja von diesen Sorgen ablenken.“ Er antwortete nicht. „Also warum interessiert sich der MI5 für diese Morde?“, fragte ich schließlich seufzend und verwarf den Gedanken, Franklin zu verführen, für heute endgültig. Ich würde es ohnehin nie tun. Und er es auch nie dulden. Aber dann und wann spielten wir wohl beide mit dem Gedanken, da das Vampirblut in jedem von uns zu stark war, um es gänzlich zu unterdrücken.
„Die Opfer sind allesamt Angehörige des House of Lords. Hochangesehene Persönlichkeiten des Britischen Empire“, beantwortete Franklin meine Frage und trat nun hinter dem Sessel hervor, um sich in einen anderen mir gegenüber zu setzen.
„Jetzt sind sie tot, also wohl nicht mehr ganz so hochangesehen.“
„Melissa“, tadelte er sanft, aber ich nickte schon.
„Ja, ja, schon gut. Ich werde diesen Warren Forthys nach bestem Wissen und Gewissen unterstützen. Und ein Auge drauf haben, dass er kein Opfer von Vampiren oder Ähnlichem wird, an das er nicht glaubt.“ Ob er im Angesicht des Todes durch solch ein Wesen seine Meinung wohl änderte?
„Danke“, sagte Franklin. „Forthys ist der leitende Agent in diesem Fall und befehligt ein Team von elf weiteren Ermittlern, mit denen wir aber der Göttin sei Dank wenig, bis gar nichts zu tun haben werden. Deine Aufgabe wird hauptsächlich sein, dafür zu sorgen, dass er diese Vorfälle irgendwann ad acta legt, wenn wir sie hoffentlich klären und beenden konnten. Über eine plausible Erklärung müssen wir uns Gedanken machen, sobald wir wissen, was dahintersteckt. Und achte darauf, dass er keine unangenehmen Bekanntschaften der dritten Art macht. Es sind ausschließlich Todesfälle, die wir mit übernatürlichen Vorkommnissen in Zusammenhang bringen. Ob es Vampirmorde sind, ist noch die Frage. Aber so oder so wird auch der MI5 keinerlei Erfolg haben. Weder bei der Arrestierung, noch bei der Verurteilung. Im Grunde nicht mal bei der Aufklärung. Und sollte er sie doch haben …“, er machte eine bedeutungsvolle Pause, „… nun, ich muss dir wohl nicht erklären, welch unangenehme Konsequenzen das hätte. Deshalb können wir sie unmöglich allein herumschnüffeln lassen. Dieser Forthys scheint mir jemand zu sein, der nicht eher Ruhe gibt, bis er den Fall gelöst hat.“
„Ah, also ein kleiner Dobermann. Mit so was habe ich Erfahrung.“ Ich spielte damit auf Armand an, der die Angewohnheit hatte, mich bei meinen Einsätzen für den Orden wie ein Wachhund zu begleiten und zu beschützen. In diesem Fall würde er sich wohl ein bisschen im Hintergrund halten müssen, um bei diesem Forthys kein unnötiges Misstrauen zu wecken.
„Sorge dafür, dass er Ruhe gibt.“
„Wer?“, fragte ich verwirrt, aufgrund meiner eigenen Gedankengänge. „Armand oder dieser kleine Schnüffler?“
„Forthys natürlich.“
„Schnell?“, fragte ich hoffnungsvoll und mit einem verschlagenen Lächeln.
„Nein, Mel!“, antwortete mein Vater entschieden. „Nicht schnell. Gründlich, ja. Aber nicht schnell. Und schon gar nicht auf diese Weise. Ich will nicht noch so jemanden wie ihn hier haben. Oder vielleicht sogar ein ganzes Dutzend von diesen bürokratischen Möchtegerns.“
„Schade.“
Wir schwiegen uns eine Weile an,
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