Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
Carpenter
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Teaser Teil 4 – Unschuldsblut
Ihr Leib schlotterte wie Espenlaub, sie bot ihre ganze Kraft auf, doch es reichte nicht. Wie eine böse Ratte nagte die einschmeichelnde, dunkle Stimme an ihrer Selbstkontrolle. Fraß ein immer größeres Loch hinein.
Sie wollte nicht in den Spiegel schauen. Die andere lauerte im Spiegel. Jedes Mal, wenn sie sich auf der kristallenen Fläche anschauten, saugte sie ihr die Lebenskraft aus, mehr und mehr. Sie gierte nach ihm, wollte ihm nahe sein. Dabei war Jenny ihr im Weg. Erst recht jetzt, wo sie sich entschlossen hatte, auf Franklin und Mel zu hören. Die beiden hatten recht, es war ein Dämon in ihr. Sein Dämon, den er in ihr gepflanzt hatte. Sie musste ihn loswerden, aber ihr zweites Ich sah das anders. Diese andere Jenny wand sich in Sehnsucht nackt auf dem Bett, wartete mit gespreizten Beinen auf ihn. Die Empfindungen, wenn er da war, in sie eindrang und sie ausfüllte, machten Jenny Angst, doch sie war nicht stark genug, sich dagegen zu wehren und die andere wollte immer mehr davon. Von seinem starken Körper, seinem herben Duft, seiner samtigen Stimme.
Er hatte sie verhext mit alledem, bis sie ihm hörig war. Jetzt kannte sie die Wahrheit, versuchte alles, um ihn und seine Brut in ihrem Bauch wieder loszuwerden. Doch seine böse Kraft war längst zu stark in ihr, hatte ihre dunkle Seite stärker und stärker gemacht mit jedem Liebesakt.
„Jenny! Jennifer! Komm her zu mir. Sei ein liebes Schwesterlein“, lockte die Stimme.
Wie von selbst bewegten sich Jennys Füße Schritt für Schritt näher zu dem Spiegel.
„Braves Kind.“
Wenn ich die Augen nicht öffne, hat sie keine Macht über mich, dachte Jenny und kniff ganz fest die Lider zusammen.
„Böses Schwesterherz. Gönnst mir keinen Blick. Sei nicht so. Komm, sieh doch mal, was ich dir mitgebracht hab.“
Verführerische Süße schwamm in dieser Stimme mit, die mit jedem Wort dunkler wurde, bis sie klang wie die seine. Widerstrebend öffnete Jenny die Augen. Im Spiegel stand er, groß und breitschultrig, die grünen Augen sprühten Funken, während er sie mit seinen weichen Lippen anlächelte. Diese Lippen, die jeden Zentimeter ihres Körper kannten.
Die glatte Haut, die sich über den festen Muskeln seines Torsos spannte, schimmerte matt in unirdischem Licht. Er streckte eine Hand aus, sofort trat Jennys Ebenbild an seine Seite. Mit einem Laut des Erschreckens wich sie zurück, aber es gab kein Entkommen.
„Schau, mein süßes Kind. Deine Schwester ist ganz zauberhaft in ihrem neuen Kleid. Möchtest du es nicht auch gern tragen?“
Ein dunkelblaues Kleid aus tausend Lagen von Tüll, mit glitzernden Steinen. Es sah aus wie ein Nachthimmel. Eine Falle. Wie Süßigkeiten für ein Kind. Damit lockten böse Männer kleine Mädchen. Sie wusste es, wusste, dass sie nicht einmal daran denken durfte, es anzunehmen.
Trotzdem streckte sie sehnsüchtig ihre Hand nach diesem wunderschönen Märchenkleid aus. Da schnellte der Arm der Jenny im Spiegel hervor und packte sie blitzartig. Sie schrie auf vor Schmerz. Hitze zuckte durch sie hindurch, wie ein Stromschlag. Ihr wurde schwindelig. Energisch schüttelte sie den Kopf, riss an der Hand, die sie festhielt, bis diese endlich losließ. Als sie die Augen wieder öffnete, war rund um sie nur noch Kristall. Draußen vor dem Kristall standen er und ihre dunkle Seelenschwester. Sie selbst aber war gefangen im Spiegel.
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