Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
Ashera.
„Ja, Miss Ravenwood. Es lag gleich auf der Hand, dass es sich hier um einen Serienmörder handelt. Denn allen Opfern fehlen die Augen.“
Überflüssigerweise öffnete er allen Dreien die Augenlider. Genau wie beim Duke of Woodward waren die Höhlen darunter leer. Auch die übrigen Verletzungen ähnelten sich. Bisswunden, gemäß dem Abdruckmuster alle vom gleichen Kiefer verursacht.
So weit so gut. Aber wie brachte ich den netten Doktor jetzt dazu, den Raum zu verlassen, damit ich die Sache mit den Schatten prüfen konnte?
„Dr. Bishop, ich würde gerne Proben mit in unser Labor nehmen. Denken Sie, das wäre machbar? Es wird auch nicht lange dauern.“
Ich setzte mein charmantestes Lächeln auf. Mit Erfolg. Selbstverständlich wäre das kein Problem. Er würde mir sofort die entsprechenden Behältnisse holen und mir bei der Entnahme der Proben behilflich sein. Mit beschwingten Schritten verließ er die Pathologie. Dem machte sein Job wohl wirklich Spaß. Viel Zeit würde mir nicht bleiben, denn der Raum mit den Probenbehältern lag direkt nebenan. Ich holte meine mitgebrachte Taschenlampe hervor, zog bei jedem Toten nacheinander den linken Arm von der Bahre und prüfte, ob ein Schatten auf den Boden fiel. Fehlanzeige. Also tatsächlich derselbe Mörder. Das sprach ebenso gegen die Crawler, wie auch gegen uns Nightflyer. Aber man konnte ja nie wissen. Gerade die Crawler waren noch unerforscht. Wir wussten kaum etwas über sie, außer dass sie meiner Art unterlegen waren.
Gerade rechtzeitig brachte ich die toten Körper wieder in ihre korrekte Position, als Dr. Bishop zurückkehrte. Wir entnahmen Gewebeproben. Blutproben stellte er mir aus den bereits Vorhandenen zur Verfügung, da die Flüssigkeit in den Körpern selbst inzwischen vollständig geronnen war. Schließlich lag Lord Nummer eins seit über einem Monat, die beiden anderen seit knapp zwei Wochen hier.
Ich würde alles an unsere Pathologen weitergeben und mich in der Zwischenzeit mit der zentralen Datenbank der Ashera auseinandersetzen, ob ich dort Spuren von Dämonen oder Ähnlichem fand, die es auf Schatten und Augäpfel abgesehen hatten.
Der Lycanerfürst Corelus gesellte sich wenig später zu mir in die Zentralbibliothek, wo ich ein Dutzend Suchanfragen durch den Rechner laufen ließ. Neugierig blickte er mir über die Schulter. Die Möglichkeit, Einsicht in unsere Datenbanken zu nehmen, ergab sich für Außenstehende selten bis nie. Aber Corelus ging seit der Geschichte mit den Engelstränen regelmäßig ein und aus in Gorlem Manor und hatte unsere Archive seinerseits mit interessantem Wissen über sich und seine Art gefüllt, das nicht einmal in ihrem Lycandinum stand.
Er glich nicht gerade dem klassischen Werwolf. Die größte Ähnlichkeit lag wohl noch in seinem grauen Fell, aber die leuchtend orangene Iris seiner Augen, die kurze Schnauze und seine Hände, die zwar aussahen wie Pfoten, aber über einzeln bewegliche Finger mit langen Krallen verfügten, hatten nichts mit den Figuren aus Horrorfilmen gemein.
„Wonachh suchstt du, Mell?“ Seine schnappende Aussprache wirkte im ersten Moment stets fremdartig. Anfangs hatte ich es für lycanertypisch gehalten, doch inzwischen kannte ich auch andere seiner Art, die wesentlich ‚akzentfreier’ redeten.
„Nach einer Kreatur, die Schatten stiehlt“, antwortete ich ihm und starrte zunächst weiter auf den Schirm.
Corelus knurrte, ich drehte mich verwundert zu ihm um und zog die Stirn in Falten. „Sagt dir das etwas?“
„Ess gibtt wenige, die Schattenn stehlenn. Aberr ich weisss von einemm, derr ess vielleichtt könnte. Ein Sölldnerr auss derr Unterrweltt. Der Schattenjägerr!“
Wie auf Kommando sprang eines der Suchfenster auf dem Bildschirm auf. Die Datei trug den Namen ‚Schattenjäger – der/die’.
„Na, welch ein Zufall“, kommentierte ich und öffnete den Ordner.
Der Schattenjäger, möglicherweise gab es sogar mehrere davon, war ein Krieger, der seine Fähigkeiten in jedermanns Dienste stellte, der es sich leisten konnte. Womit man bezahlte, stand allerdings nicht im Dokument. Auch nicht, dass er Schatten stahl. Dafür bewiesen Quellen, dass er mehrere Tausend Jahre alt war und einige Skizzen zeigten zumindest Zähne, die zu den vorliegenden Bisswunden passten.
„Ichh weisss, dass derr Schattenjägerr in derr Nähe istt. Sein Dufftt schwebtt überr derr Stadtt.“
Nachdenklich schaute ich Corelus an. Das passte alles wunderbar zusammen. Vielleicht zu
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