Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
möglich einzumischen, was manchmal leider nicht so einfach ist. Besonders dann nicht, wenn eine akute Bedrohung für die eine oder andere Seite besteht.
„Sichere Verwahrung? Sind sie so gefährlich?“
„Ihre Macht kann gefährlich sein. Wenn man eine zerspringen lässt, kann man das Schicksal der Welt beeinflussen. Hitler hatte zwei von ihnen in seinem Besitz und hat sie beide benutzt. Du weißt, was dann geschehen ist. Der römische Kaiser Nero hatte eine. Ramses I. soll eine besessen haben. Es ist viel Schaden angerichtet worden mit diesen Tränen. Deshalb sind sie in sicherer Verwahrung. Um ihren Missbrauch zu verhindern.“
„Dann ist der Begriff ‚teuflisch’ für Luzifer wohl wirklich nicht so falsch“, wagte ich einzuwerfen. Engelstränen bedeuteten einfach nichts Gutes. Egal, wer sie weinte.
„Oh, Mel, das ist ungerecht. Er hat die Tränen nicht um des Schadens willen vergossen, sondern aus Mitleid. Ihre Macht lautet nur, dass man das Schicksal der Welt mit ihnen beeinflussen kann, zum Guten wie zum Bösen. Es ist die Wahl der Menschen, wie sie wirken, nicht die des gefallenen Engels. Und im Menschen lauert nun mal seit jeher das Böse.“
„Ist auch Gutes damit bewirkt worden?“ Ich musste die Frage einfach stellen.
„Nun, es heißt, der heilige Franz von Assisi hätte eine besessen. Und Mutter Theresa ebenfalls. König Salomon hatte angeblich zehn. Und sicher noch eine ganze Menge anderer Menschen. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille.“
Ich schloss den Beutel und reichte ihn Franklin zurück.
„Okay, lassen wir es mal dahin gestellt sein, ob die Tränen gut oder böse sind. Aber was genau haben die mit dem Fall zu tun? Du hast nur etwas von paranormaler Aktivität im Vatikan geschrieben.“
„Der Vatikan hat dreiundfünfzig Tränen in seinen Archiven.“ Mir blieb der Mund offen stehen. Diese heuchlerischen Scheinheiligen. „Es ist zunächst nur ein Gerücht“, beschwichtigte Franklin, „aber dass der Vatikan so etwas bestätigen würde, kann man kaum erwarten. Eine Menge Hinweise deuten darauf hin, dass es nicht nur ein Gerücht ist. Und dass es Zeiten gab, in denen noch mehr Tränen dort lagerten. Es sind wohl auch schon einige verwendet worden.“
„Soll ich die Dinger stehlen, damit diese verblendeten Kirchgänger keinen Schaden mehr damit anrichten?“ Vor meinem geistigen Auge zogen von den Kreuzzügen über die Inquisition bis hin zu gewaltsamen Missionierungen heidnischer Völker alle möglichen Schreckensszenarien vorbei, bei denen solch ein Kristall womöglich Einsatz gefunden hatte. Ich würde Pettra anrufen, ebenfalls eine Vampirin, aber von anderer Art. Meine Daywalker-Freundin war für Einbrüche prädestiniert. Schließlich verdiente sie damit ihren Lebensunterhalt.
„Nein!“, sagte Franklin entschieden. „Und ja“, setzte er etwas leiser hinzu. „Wenn du an sie herankommst, bringst du sie selbstverständlich mit. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass bei dieser ganzen Aktion kein Verdacht auf die Ashera fallen darf.“
Ich grinste zynisch. „Warum sonst hättest du ausgerechnet mich um Hilfe gebeten? Das einzige Ashera-Mitglied, das nahezu unsichtbar in den Hochsicherheitsbereich des Vatikans kommt und wieder raus.“
Meine Offenheit behagte Franklin nicht. Es war illegal, was wir hier besprachen. Einbruch, Diebstahl. Aber manchmal heiligte der Zweck die Mittel. Mir genügte die Macht der Tränen als Zweck, um sie den Kirchenvätern zu entwenden. Aber mein Vater brauchte noch einen weiteren Grund, um diesen Schritt zu tun.
„Ich hätte so eine Aktion nie in Erwägung gezogen, wenn die aktuellen Vorkommnisse es nicht erforderlich machen würden.“
In seinen Augen las ich nackte Angst, etwas, das meinem Vater gar nicht ähnlich sah.
„Im Vatikan versucht gerade ein Sapyrion die Tränen zu stehlen.“
Diese Nachricht ließ auch in Armand jeden Widerwillen, den Fall zu übernehmen, verschwinden. Ein Sapyrion. Ein Dämon aus den Tiefen der Unterwelt. So absolut böse und verdorben, dass selbst andere Dämonen sich von ihm fernhielten. Diese Kreaturen waren Ausgestoßene und dem Himmel sei Dank waren die Tore zur Menschenwelt normalerweise für sie verschlossen.
Was mich zu der Frage brachte, wie dieser Sapyrion es geschafft hatte, ein Dimensionstor zu durchschreiten.
War er einem anderen Dimensionswandler heimlich gefolgt? Unwahrscheinlich. Die Hitze dieser Wesen machte es ihnen unmöglich, sich unerkannt einem anderen zu nähern. Pyro –
Weitere Kostenlose Bücher