Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
hin und erzählte einfach weiter, ohne dass ich hätte fragen müssen.
„Weißt du eigentlich, was es heißt, nie zu schlafen? Du ruhst während des Tages. Diese Pettra ruht, wann immer es ihr beliebt. Aber wir … Meinesgleichen schläft nie. Am Tag ist der Mensch in mir hellwach und lebt ein völlig normales Leben. Ich habe einen Job, Freunde. In der Nacht, wenn ich mich eigentlich zum Schlafen niederlegen sollte, erwacht der Vampir und fordert sein Recht. Dann bin ich genau wie du. Ich verfüge über die gleichen Fähigkeiten. Aber auch über die gleiche Gier, die gleiche Lust an der Dunkelheit, am Töten. Wenn dann die Sonne wieder aufgeht, weine ich über meine Verbrechen, wenn es wieder einmal eine Nacht war, in der ich nicht die Kraft hatte, zu widerstehen. Ich finde nie Ruhe davon. Ich sehne mich so sehr nach erholsamem traumlosem Schlaf, in dem ich vergessen kann. Für einige Stunden nur.“
„Doch du kannst dich nicht einfach hinlegen und schlafen?“
„Nein“, antwortete Slade traurig und blickte in die Ferne. Er sah schön aus, wie sich der Wind in seinem haselnussbraunen Haar verfing und es zerzauste. „Ein Teil von mir ist immer wach. Und der andere ruht. So holen sich Mensch und Vampir ihre Erholung. Aber ich, weil ich beides zugleich bin, finde nie Ruhe.“
Warren genoss seinen Erfolg trotz des kleinen Wermuttropfens, dass der Kerl einfach nicht gestehen wollte. Aber das würde er noch. Der Fall war gelöst. Eindeutig. Und er hatte den Täter überführt. Wer brauchte schon die Ashera? Hoffentlich entwischte ihnen der Kerl nicht, weil die Türverriegelung selbständig aufsprang. Der Ausfall heute Nacht war sehr ärgerlich. So ganz traute er Melissa nicht, dass sie ihm die vollständigen Verhörergebnisse auch übergab. Aber im Grunde war es egal. Die Indizien reichten. Er hatte es diesem Orden gezeigt. Der Täter war ein ganz normaler Mensch. Von wegen Dämon. Vampir. Werwolf. Zufrieden kopierte er die Ermittlungsdateien und seine Verhörnotizen in die Email an Agent Warner, seinem Vorgesetzten. Wenn alles gut lief und der Typ morgen das Geständnis ablegte und unterzeichnete, würde er in Kürze wieder in seinem bequemen Office sitzen. Vielleicht sogar eine Belobigung entgegen nehmen. Schließlich war er richtig schnell gewesen. Schade nur, dass mit Abschluss der Ermittlungen auch eine weitere Zusammenarbeit mit der rothaarigen Mel wegfiel. Er hätte sie gern näher kennengelernt. Vielleicht ließ sie sich ja überreden, auf den gemeinsamen Erfolg mit ihm anzustoßen.
Zufrieden bewegte er den Mauszeiger auf den Send-Button. Es machte pling, in wenigen Sekunden würde alles bei seinem Boss auf dem Bildschirm sein.
Warren ahnte nicht, dass die Ashera nicht nur über gute PSI-Ermittler verfügte, sondern darüber hinaus auch exzellente Hacker in ihren Reihen hatte. Seine Mail wurde umgeleitet, öffnete sich auf einem Bildschirm in der großen Bibliothek. Mel grinste Andrea an. Sie schob ihr einen USB-Stick hin. Andrea steckte ihn in den Rechner, kopierte die Dateien, tauschte sie aus und brachte die Internetpost wieder auf ihren vorgesehenen Weg.
„Wenn ich mich nicht irre, und dieser Forthys und sein Boss wirklich so ticken, wie ich denke, dann haben wir das Problem damit erst mal gelöst.“
Sie mussten beide grinsen.
„Danke, Andrea.“
„Kein Problem, Mel.“
Ich trat durch die verbotene Tür, er lag auf dem Bett und schlief. Ich musste doch auf ihn aufpassen. Dass ihm nichts geschah, er keine Dummheiten anstellte. Er sah so hilflos aus in seinem Todesschlaf. Mit dem gnädigen Vergessen des Tages, das sich über ihn senkte, wich alle Härte aus seinen Zügen. Ich nahm neben ihm Platz, zog ihn auf meinen Schoß. Er seufzte selig wie ein Kleinkind im Schlaf und kuschelte sich instinktiv an mich, auf der Suche nach Nähe, Halt, Geborgenheit und Liebe. Ich nahm seine Hand, er gab einen leisen Laut des Wohlbehagens von sich. Göttin, er war fast noch ein Kind, ein zarter, junger Knabe, wenn der Vampir sich zur Ruhe legte. Wie konnte seine Seele das alles nur ertragen? Wie sehr musste er leiden? Ich fühlte eine Wärme in mir, die ich nicht beschreiben konnte. Das Bedürfnis, ihn zu schützen. Und so zog ich ihn fest in meine Arme und hielt ihn, wie eine Mutter ihren kleinen Sohn, während ich meine Augen schloss und flüsterte: „Ich pass auf dich auf.“
„Ich wünschte, ich könnte sterben und dem Dunkel in mir entfliehen“, sagte er plötzlich. Seine Stimme klang
Weitere Kostenlose Bücher