Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
Aufräumarbeiten fertig war und mich abwartend anschaute, reichte ich ihm die Dokumentenmappe.
„Was ist das?“, fragte er misstrauisch.
„Ich sage es nicht gern, Mr. Forthys, aber letzte Nacht ist der Earl of Birthwick ermordet worden. Es sieht so aus, als hätten wir den Falschen inhaftiert.“
Sein Gesicht spiegelte Ungläubigkeit. Ich schlug die Mappe auf und deutete auf die Obduktionsberichte und Tatortfotos.
„Unsere Pathologen sind sich einig. Identischer Tathergang. Genau wie bei den anderen Mitgliedern des House of Lords. Und der Mord an dem Obdachlosen unterscheidet sich einfach zu sehr.“
„Das kann nicht sein. Die müssen sich irren.“
„Nein, tun sie nicht. Sehen Sie sich die Berichte an, dann werden Sie zu demselben Schluss kommen. Im Übrigen liegt die Leiche in der Pathologie von Gorlem Manor. Es steht Ihnen frei, sich selbst zu überzeugen, dass der Leichnam keine Augen mehr hat und die Bissmale mit den bisherigen identisch sind.“
„Aber der Obdachlose. Die Verletzungen. Die DNS.“
Er tat mir wirklich leid, es erschütterte ihn. Und Angst kroch in ihm hoch, wegen der Mail an seinen Vorgesetzten. Ich konnte das Adrenalin riechen, den Schweiß, der ihm ausbrach.
„Mr. Viskott ist kein Unschuldslamm. Insofern ist es schon ein Erfolg. Aber er ist nicht unser Mörder. Die Zahnabdrücke am Obdachlosen passen nicht, wie wir mittlerweile festgestellt haben. Vermutlich haben sich streunende Hunde an dem Kadaver versucht, nachdem Viskott ihn hat liegen lassen. In unserer Datenbank finden Sie die komplette Untersuchungsakte. Ich habe sie extra für Sie freigeschaltet.“
Ich zögerte einen Moment, wog ab, was ich ihm sagen konnte. Mit seinem Vorgesetzten hatten wir heute Nachmittag telefoniert, als die neuen Ergebnisse ausgewertet waren und wir eine Möglichkeit für Slade gefunden hatten, ihn in die Staaten zu schaffen. Warren würde es so oder so erfahren, aber die richtige Vorgehensweise dabei war wichtig.
„Ich habe Mr. Viskott heute noch einmal verhört und mit den neuesten Ergebnissen unserer Pathologen konfrontiert. Er gibt zu, das Opfer im Streit angegriffen, verletzt und dann liegen gelassen zu haben. Seine Angaben, wie die DNS an die Leiche kam, stimmen demnach. Es war zunächst nur ein Streit. Bei der Rauferei fiel das Opfer so unglücklich, dass es sich den Kopf stieß und bewusstlos liegen blieb. Fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge und unterlassene Hilfeleistung ist alles, was wir in diesem Fall nachweisen können. Und dabei könnten die tödlichen Verletzungen laut unseren Pathologen sogar die Hundebisse gewesen sein. Der Mann hatte schon eine stark geschwächte Gesundheit. Das mag den Tod beschleunigt haben. Vielleicht sind die Bisswunden erst nach seinem Tod entstanden. Straßenköter haben eine Nase für Leichen. Genau konnte man das nicht sagen. Ihre Pathologen können sich gern noch mal daran versuchen. Doch ich glaube, das spielt ohnehin keine Rolle.“
Warren ließ sich auf einen Stuhl fallen und starrte ins Leere. Sein Kartenhaus fiel in sich zusammen. Kein gelöster Fall, keine Belobigung, keine Beförderung. Ein wenig ärgerte mich sein Egoismus, doch ich unterdrückte das Gefühl.
„Allerdings dürfen wir uns dennoch auf die Schulter klopfen. Vor allem Sie, Warren.“
Warum bemühte ich mich eigentlich, ihn wieder aufzubauen? Weil ich nett war, und weil er mir leidtat. Warren hatte seine Sprache verloren, darum fuhr ich fort. „Wir werden Slade Viskott morgen den amerikanischen Behörden übergeben. Er wird dort wegen diverser Drogengeschäfte gesucht. Das hätte Ihnen eigentlich auffallen müssen, als Sie seine DNS überprüft haben.“
Ich konnte mir die kleine Spitze nicht verkneifen, auch wenn die Daten von uns manipuliert und erst seit heute Morgen mit älterem Datum in die Datenbanken eingepflegt worden waren.
Warren wurde blass, dann puterrot, dann wieder blass. „Ich muss mal kurz telefonieren“, sagte er tonlos.
Mir fiel das Zittern seiner Hände auf. Er hatte Angst, was sein Vorgesetzter sagen würde. Nachdem er in seiner Mail schon einen Erfolg auf ganzer Linie angepriesen hatte. Eigentlich hätte ich ihm sagen sollen, dass mit Agent Warner alles geklärt war, aber was auch immer mich ritt, ich wollte ihn ein bisschen schmoren lassen für seine Voreiligkeit.
Er ging ins Nebenzimmer, dennoch konnte ich dank meines guten Gehörs beide Seiten des Gespräches hören. Ich brauchte mich nicht mal anzustrengen.
„Ah, Forthys. Gute
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