Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
in der ich Sie sprechen wollte um Ihre Arbeit. Und um unsere.“
Steven hörte aufmerksam zu, äußerte sich aber zunächst noch nicht.
„Ihre Arbeit über die Anatomie des Vampirs. Die Untersuchung des Blutes. Melissa hat mir davon erzählt. Ich würde sie gerne lesen, wenn Sie damit einverstanden wären. Und eventuell würde ich sie dann zu unseren Unterlagen und Akten über Vampire nehmen wollen.“
„Das wäre mir eine große Ehre, Franklin. Ich stelle sie Ihnen gerne zur Verfügung. Sobald ich wieder in Miami bin, werde ich ihnen die Datei mit den Forschungs- und Laborunterlagen per E-Mail zusenden. Wenn Sie dann noch Fragen haben, können Sie mich anrufen.“
Er stand auf und wollte schon gehen, drehte sich aber noch einmal um. „Franklin, ich möchte, dass Sie eines wissen. Ich werde nie eine Bedrohung für Sie sein. Im Gegensatz zu Lucien habe ich Respekt vor den familiären Banden zwischen Ihnen und Melissa.“
„Im Gegensatz zu Lucien?“, fragte Franklin zögernd und wurde schon wieder unruhig.
Steven lächelte entschuldigend. „Ich habe gesehen, wie er Sie anschaut. Ich schätze ihn sehr, doch ich kenne ihn auch. Nehmen Sie sich vor ihm in acht, Franklin. Gute Nacht.“
Damit ließ er ihn allein. Er wusste, Franklin würde sich ganz sicher vor Lucien in acht nehmen. Das hätte er ihm nicht einmal sagen müssen.
Mir fiel die unangenehme Aufgabe zu, Franklin zu erklären, wie das Blut des unschuldigen Vampirs, so ich ihn denn überhaupt fand, Jenny helfen konnte. Ich wusste, er würde davon alles andere als begeistert sein.
„Sie soll von einem Vampir trinken? Sie wird …“
„Nie wieder dieselbe sein“, beendete ich geduldig seinen Satz, um seinen aufbrausenden Zorn sofort auszubremsen. „Ganz gleich, was wir tun. So oder so, wird sie nicht mehr die Jenny sein, die wir kannten. Aber sie wird sterben, Franklin, wenn wir es nicht tun. Ein Monster wird ihrem Schoß entspringen und nur die Götter wissen, wozu es fähig sein wird.“
Ich legte ihm besänftigend die Hand auf die Schulter. „Franklin, ich weiß, dass dir die Vorstellung nicht behagt, aber wenn wir es nicht tun, und diese Legende zur Abwechslung mal wahr ist, tragen wir vielleicht die Verantwortung für das Ende der Welt. Denn nichts anderes wird es sein, wenn das Urböse durch Jennys Kind den Weg zurück in die sterbliche Welt findet. Egal in welcher Form das auch immer angedacht sein mag.“
Er wusste, ich hatte recht. Und es war Aufgabe des Ordens, sich um solche Dinge zu kümmern. Dafür hatten wir unseren Eid geschworen. Dass wir uns bemühten, die Kräfte im Gleichgewicht zu halten. Jeder von uns konnte dafür geopfert werden. Auch ich, auch Franklin und auch Jenny. Ich verstand seine Zerrissenheit. Vampire hatten ihn schon zu viel gekostet. Mich, Warren, seinen eigenen Seelenfrieden. Und nun vielleicht auch noch Jenny. Doch uns blieb keine andere Wahl, ihm am allerwenigsten. Er war der Vater des Mutterhauses. Er trug die Verantwortung, durfte somit gar nicht anders entscheiden. Letztendlich ging es dabei auch um Jennys Leben.
„Wie soll es funktionieren?“
Er gab bereits nach, wollte aber dennoch die Details, um die Entscheidung nicht leichtfertig zu treffen.
„Das Blut eines unschuldigen Vampirs ist laut dieser Legende das Gift, mit dem man das Dämonenkind töten kann. Dann wird es vom Körper der verwandelten Mutter resorbiert. Vampirinnen sind ja genau deshalb steril, weil sie die Frucht resorbieren, statt sie in sich zu nähren.“
„Dann könnte das doch jeder andere Vampir genauso tun.“
Franklin wollte mir damit vor Augen führen, wie unlogisch das Ganze war und dass wir es vielleicht besser nicht riskierten, wenn wir nicht sicher waren. Doch Steven hatte mir auch dazu die Hintergründe erklärt.
„Das Kind wächst schneller als ein normales. Die Geburt ist schon recht nah. Es kann nur resorbiert werden, wenn es vorher stirbt. Sonst würde die Vampirkraft es womöglich noch weiter nähren, noch stärker machen. Es ist immerhin kein normales Kind, sondern ein Dämon.“
Ich sah ihm an, dass er noch immer nicht ganz überzeugt war, doch wenn ich mich nicht auf die Suche machte, würde Jenny bald sterben, während ich tatenlos geblieben war. Das hätte ich mir nie verziehen, darum wollte ich noch in dieser Nacht aufbrechen, mit oder ohne Franklins Einverständnis. Ich hoffte, wenn ich zurückkam und tatsächlich diesen unschuldigen Vampir gefunden hatte, war auch mein Vater soweit, dem Versuch
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