Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Neurochirurgen auf dem Weg nach London. Das gefällt mir nicht. Und gerade dir sollte das auch Sorgen machen.“
Sie winkte nur ab, schien sich tatsächlich völlig in Sicherheit zu wiegen. „Melissa liebt die Kleine. Und da jeder Versuch, das Kind zu entfernen, ihren sicheren Tod bedeutet, werden sie nichts tun können.“
Blieb dennoch der letzte Punkt auf ihrem Plan. Wie kamen sie an den Ring, den Melissa Ravenwood trug und über den sie mit Argusaugen wachte, weil seine Bedeutung ihr allzu bewusst war?
„Sie wird ihn nicht so einfach rausrücken“, murmelte er verstimmt.
„Nein, das sicher nicht. Darum ist es wohl am sinnvollsten, wenn wir diese Aufgabe demjenigen übertragen, dem sie den Ring ohne weitere Fragen geben wird.“
Sylion schaute sie misstrauisch an. „Wer soll das sein?“
„Ihr Geliebter. Armand.“
Seine Lippen verzogen sich zu einem zynischen Lächeln.
„Er ist doch von deinem Blut. Da solltest du doch gespürt haben, was die Spatzen schon von den Dächern pfeifen. Der Kerl ist verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Vielleicht tot, wer weiß das schon. Jedenfalls steht er nicht gerade kurzfristig zur Verfügung und selbst wenn, können wir ihn wohl kaum davon überzeugen, ausgerechnet mit uns zusammenzuarbeiten. Der kuscht doch auch vor diesem Orden.“
Sie schüttelte nur tadelnd den Kopf, lächelte geheimnisvoll und sagte: „Aber Sylion, du hast einfach zu wenig Fantasie. Und viel zu wenig Vertrauen.“
Vertrau der schützend Dunkelheit
Leise betrat Steven Franklins Büro. Er wusste, dass es dem Mann unangenehm war, ihn in seiner Nähe zu haben. Das hatte er schon bei Jennys Untersuchung gemerkt. Dennoch hatte er um diese Unterredung gebeten. Dabei wäre es wirklich besser gewesen, er hätte sich eine Nacht Ruhe gegönnt.
Schweigend bot Franklin ihm einen Stuhl an. Steven nahm mit einem freundlichen Lächeln Platz, bemüht, Mels Vater seine Befangenheit zu nehmen. Seine Angst war unbegründet, er würde ihm nichts tun. Als Mels sterblicher Vater hatte Franklin seinen vollen Respekt und selbst, wenn er das nicht wäre, zollte Steven ihm Achtung für die Position die er innehatte und die Verantwortung, die er trug. Solche Menschen waren für ihn tabu.
„Dr. Blenders“, begann Franklin und das leichte Zittern in seiner Stimme jagte trotz allem einen kurzen Schauer durch Stevens Rückgrat.
Aus einem Impuls heraus legte er seine Finger auf Franklins gefaltete Hände auf dem Schreibtisch. Franklin zuckte zusammen, widerstand dann aber dem Verlangen, sie zurückzuziehen und bemühte sich stattdessen, weiterhin ruhig und souverän zu wirken. Steven spürte seinen inneren Kampf, konnte ihn von seinem Gesicht ablesen und bedauerte die Geste, mit der er eigentlich nur Vertrauen hatte erreichen wollen. Das war nach hinten los gegangen. Mit gesenktem Blick zog er langsam seine Hand zurück.
„Verzeihen Sie, Mr. Smithers. Es sollte nur eine beruhigende Geste sein. Ich spüre Ihre Angst, doch dazu besteht kein Anlass. Sie und Ihre Arbeit haben meine Bewunderung. Ich würde Sie daher nie bedrohen oder bedrängen.“
Er lächelte zaghaft und hoffte, die menschlichen Züge, die sein Gesicht auch nach über dreihundert Jahren noch zeichneten, mit feinen Fältchen um Mund und Augen, die ihm so oft das Leben unter Sterblichen erleichterten, weil er weniger auffiel als viele seiner Artgenossen, würden auch bei Melissas Vater helfen, ihm seine Befangenheit zu nehmen. Dessen Aufatmen bestätigte Stevens Vermutung und auch er lehnte sich entspannter zurück und nickte dem Ashera-Vater zu.
„Sie müssen mir verzeihen, Dr. Blenders. Ich habe keinen Grund, Ihnen zu misstrauen, aber …“
Wieder legte Steven seine Hand auf Franklins Finger, um ihm die Erklärung zu ersparen, die nur zu neuerlichem Unbehagen geführt hätte. Diesmal löste es keine Abwehr bei Franklin aus.
„Ich weiß, Mr. Smithers. Sie brauchen nicht darüber zu sprechen. Und ich versichere Ihnen, dass Sie nichts in dieser Richtung von mir zu befürchten haben.“ Er machte eine kurze Pause, bis er sicher war, dass Franklin ihm glaubte. „Also, warum wollten Sie mich sprechen?“
Franklin räusperte sich. „Ich bin froh, dass Sie eine hohe Meinung von unserer Arbeit haben, Dr. Blenders.“
„Bitte“, unterbrach Steven, „nennen Sie mich Steven. Dr. Blenders klingt so schrecklich steif und förmlich.“
Franklin erwiderte das Lächeln freundlich. „Also gut. Steven. Jedenfalls geht es bei der Angelegenheit
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