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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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zuzustimmen. Viel Zeit hatten wir laut Steven ohnehin nicht mehr. Eine weitere Untersuchung zeigte, wie schnell sich das Ungeborene entwickelte.
    „Es ist erst mal die Frage, ob es diesen Vampir wirklich gibt. Wenn ja, muss ich ihn finden und herbringen. Danach sehen wir weiter, ja?“
    Ich schaute Franklin flehend an und schließlich nickte er, was mich unsagbar erleichterte. Zum Abschied küsste ich ihn auf die Stirn, dann suchte ich noch einmal nach Steven, ehe ich meine Reise begann.
    Steven erwartete mich bereits im Garten, weil er gespürt hatte, dass ich zu ihm kommen würde. Die Glut der Zigarette leuchtet in der Dunkelheit und der Rauch stieg bläulich in den Nachthimmel. Er lehnte an der alten Trauerweide vor Franklins Arbeitszimmer und starrte auf den weitläufigen Park hinaus.
    „Dann jage ich also auf dein Geheiß mal wieder einer Legende nach“, stellte ich nüchtern fest. „Und ich dachte nach der Sache mit dem Fluch, du glaubst nicht an so was.“
    Er zuckte die Schultern, drehte sich aber nicht um. „Ich bin hier mit meiner medizinischen Weisheit am Ende. Wenn wir nichts tun, stirbt sie. Das ist das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann. Da ist es immer noch besser, man jagt Legenden nach, als gar nichts zu tun und ihr nur beim Sterben zuzusehen. Es kann immerhin nicht schaden.“
    Ich nickte müde und rieb mir die Schläfen, als hätte ich Kopfweh, was natürlich nicht der Fall war. „Aber du glaubst nicht daran, nicht wahr?“
    Steven lächelte traurig. „Liebes, ich glaube nur an belegbare Tatsachen. Und Legenden gehören nicht dazu.“ Nach einer Pause fuhr er fort: „Aber wer weiß. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück. Denn sie ist ein liebes Mädchen. Es wäre schade um sie.“
    „Ja, das wäre es.“
    Ich seufzte tief und rang mit mir, ob wir nicht leichtfertig handelten. „Denkst du, wir tun das Richtige? Ich meine, es gibt doch so oft Vorfälle mit einem Inkubus. Da muss ja auch nicht immer gleich das Blut eines unschuldigen Vampirs her.“
    Er lachte. „Was willst du tun, Wildcat? Einen Exorzisten holen?“ Dann wurde er wieder ernst. „Mel, das hier ist kein gewöhnlicher Inkubus. Da steckt mehr dahinter. Das Kind in ihr ist viel zu stark, es strahlt jetzt schon eine Macht aus, mit der es uns alle vernichten könnte. Und Jenny ist nun mal ein Feuerkind der Wende und kein gewöhnliches Mädchen, das den Samen eines Dämons empfangen hat.“
    Er hatte recht. Suchte ich vielleicht nach Ausflüchten, weil ich mich davor fürchtete, wie es für Jenny endete? Doch lieber ein Bluttrinker als tot, oder nicht? Eigentlich hatte ich Steven noch fragen wollen, ob er mich begleitete, aber die Worte kamen mir nicht über die Lippen. So drehte ich mich schließlich schweigend um und ging. Mit Lucien sprach ich nicht mehr, obwohl er es vermutlich erwartete. Ohne sein Drängen hätte Steven die Legende wohl nicht mal erwähnt, was mich beunruhigte, weil es verdeutlichte, wie unwahrscheinlich das war, wonach ich jagte. Und ich glaubte nicht, dass Lucien diese Zweifel zerstreuen konnte. Dass Jenny ihm im Grunde egal war, wusste ich. Also, worüber sollte man dann noch reden?

     
    Armand hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Möglich, dass er seit Stunden bewegungslos hier lag, oder auch erst wenige Minuten. Sein rasender Herzschlag pumpte das Blut schmerzhaft durch die vielen verletzten Stellen an seinem Körper. Es raubte ihm den Willen, sich jemals wieder zu bewegen, denn Bewegung bedeutete Schmerz. Er wollte das Atmen gern wieder einstellen, aber seine Lungen protestierten energisch, wollten den brennenden Glasstaub loswerden und so hustete er immer wieder Blut. Die Scherben hatte er unter Höllenqualen und Ekel aus sich herausgeholt, in seinem eigenen Körper herumbohren müssen, um die glitschigen Scheiben zu greifen und zu entfernen. Ob er alle erwischt hatte, konnte er nicht sagen.
    Der Blick in das, was vor ihm lag, hatte auch keinen neuen Mut in ihm entfacht. Immer noch kein Ende, kein Ausgang, sondern eine weitere Höhle, deren Gefahren noch nicht zu erkennen waren. Nur der penetrante Gestank von Schwefel, vermischt mit Verwesung und Fäulnis, waberte zu ihm herüber und malträtierte seine Geruchsrezeptoren. Bizarre Gebilde ragten dunkel aus dem Nebel, wirkten alles andere als einladend, bedrohliche Schatten die auf ihn lauerten. Er glaubte, einen Luftzug zu spüren und das Schlagen von Flügeln zu hören, war aber nicht sicher, ob seine gequälten Nerven ihm nicht einen

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