Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Sicherheit, war fasziniert davon und bewegte sich immer selbstverständlicher zwischen modernen Menschen in einer pulsierenden Metropole. Saphyro hatte sie einige Male begleitet und ihnen vor seiner Abreise angeboten, sich ihm anzuschließen. Ich hatte das Gefühl, dass sie dort gut aufgehoben wären und hoffte daher, sie nahmen die Einladung an. Anakahn hatte London verlassen, ob Arante ihm wieder folgen würde, stand nicht fest. Ich hatte so eine Ahnung, dass er und Jenny irgendwo neu anfangen wollten, ob bei Saphyro oder auf eigenen Füßen. Aber bislang hielten sie sich mit ihren Plänen noch bedeckt.
Steven hatte sich Warren angenommen, um mir ein wenig Last von den Schultern zu nehmen, wofür ich ihm von Herzen dankbar war. Wie es schien, fühlte sich Warren in seiner Gesellschaft wohl und gewann allmählich Sicherheit in seiner neuen Natur. Ichwertete das als gutes Zeichen.
All diese Dinge konnte ich getrost ihren Gang nehmen lassen. Mir fehlte die Kraft, mich näher damit zu beschäftigen, auch wenn das ein oder andere in meinen Aufgabenbereich fiel. Aber ich war müde, mir fehlte Armand mehr als je zuvor, und meine Anrufe bei Henry und Lemain brachten keine Ergebnisse. Ich fühlte mich niedergeschlagen, wie durch den Wolf gedreht und eine unterschwellige Übelkeit wollte seit dem Erwachen nicht weichen. Sterblich hätte ich geschworen, schwanger zu sein.
Ich wollte einen letzten Versuch wagen und ging zu meinem Vater. Dass er selbst Nachforschungen wegen Armand in die Wege geleitet hatte, wusste ich längst, doch er ahnte nichts davon. Auf dem Weg zu seinen Privaträumen kam mir Lucien entgegen, sein Lächeln gefiel mir nicht, misstrauisch blickte ich ihm nach.
Franklin hatte bei meinem Eintreten den Kopf auf die Arme gestützt. Für einen Moment glaubte ich, er weine, doch als er den Kopf hob und mich ansah, wirkte er lediglich müde und mich erschreckte ein weiteres Mal, wie deutlich er inzwischen alterte.
„War Lucien bei dir?“
Er nickte wortlos, doch ich sah wie sich seine Nasenflügel blähten. Kein gutes Zeichen.
„Aber er hat dir nichts getan, oder?“ Ich setzte mich zu ihm und ergriff seine Hand, sie war eiskalt. Eine ungute Ahnung machte sich in mir breit, die mich unauffällig nach frisch verheilten Bisswunden suchen ließ.
„Nein“, er lachte freudlos. „Er hat mir nur ein Angebot gemacht, von dem ich nicht weiß, wie lange ich es noch ablehnen kann.“
Ich erschrak, sodass mein Vater mir beruhigend die Hand tätschelte.
„Mach dir keine Sorgen, mein Kind. Es gibt keinen Grund, mich zu bedauern, denn ich bin selbst schuld daran. Ich habe mir viel zu lange etwas vorgemacht. Von dem Moment an, als ich mich in Armand verliebte, war mein Schicksal besiegelt.“
Es war das erste Mal, dass er offen davon sprach, Armand zu lieben. Ich wusste es, auch deshalb war mir klar gewesen, dass er nach ihm suchte.
„Er ist ein ewiger Dorn in meinem Fleisch, weil er ist, was er ist, doch ihn zu verlieren, ist schier unerträglich. Aber auch seine Nähe ist zur Qual geworden, seit er …“ Er räusperte sich und es war nicht nötig, weiterzusprechen. Schließlich war ich der Grund dafür, dass Armand ihre Liaison beendet hatte. „Ich altere, Mel. Und wenn ich seine Jugend sehe, kommt es mir so vor, als würde ich umso schneller altern. Vermutlich stimmt das inzwischen auch. Ich war jung, als wir uns zum erstem Mal trafen. Jung und schön und stark wie er. Er ist es immer noch. Und ich bin inzwischen ein alter Mann. In ein paar Jahren werde ich ein tattriger Greis sein, der mit seiner Suppe kleckert und sich beim Laufen auf einen Stock stützen muss.“ Er seufzte. „Lucien weiß das alles. Er weiß, was ich denke und fühle. Wie ich darunter leide, dass Armand sich von mir getrennt hat oder dass ich dich begehre und es mir entsage. Und er weiß dieses Wissen um meine Schwächen zu nutzen. Er hofft und wartet geduldig, macht mir immer wieder dieses Angebot, das mit jedem Mal verlockender wird. Allmählich frage ich mich, wann ich ihm wohl erliegen werde. Manchmal frage ich mich sogar, warum ich ihm nicht einfach nachgebe.“
Ich senkte schuldbewusst den Blick. Mich traf eine Mitschuld, denn erst durch mich hatten Franklin und Lucien überhaupt Kontakt zueinander bekommen. Und ich verstand allzu gut, wovon mein Vater sprach. Armand und ich waren durch unser Wort gebunden, ihn nie zu verwandeln. Ja, es ihm noch nicht einmal anzubieten.
Aber Lucien band nichts. Er hätte auch nie einem
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