Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
vorbereitet. Wenn ich mich dagegen wappnete, ein weiteres Mal mit ihren Intrigen konfrontiert zu werden, konnte ich dem entgegen wirken.
„Wer auch immer dahintersteckt, Dad, unser nächster Schritt ist so oder so derselbe.“
Er schaute mich fragend an.
„Ich gehe ins Calais de Saint und hole den Schlüssel.“ Ehe er seinen Einwand vorbringen konnte sprach ich weiter und meinem Argument hatte er nichts entgegenzusetzen. „Egal wer dahintersteckt, es ist besser, der Schlüssel ist in unseren Händen, ehe ein anderer Scherge darauf angesetzt wird. Und im Fall des Falles können wir ihn vielleicht sogar als Pfand nutzen.“
Ich klang überzeugter, als ich mich fühlte. Auch bei mir war der Schlüssel nicht völlig sicher. Doch in Anbetracht der potentiellen Gegner immerhin sicherer als in menschlicher Obhut.
Enttäuscht hatte sich Jenny auf ihr Zimmer zurückgezogen und weinte dort hemmungslos. Ihre Freude darüber, dass Mel zurückgekommen war, wurde schnell gedämpft, nachdem Mel ihr erklärte, dass es wichtige Angelegenheiten zu besprechen gab und sie daher sofort zu Franklin gehen musste. Nicht mal ihre große Schwester interessierte sich noch für sie. Jenny fühlte sich allein und von allen verlassen.
„Arme Jenny, so wankelmütig ist die Freundschaft.“
Sie zuckte zusammen und fuhr vom Bett hoch. Ihr Blick huschte durchs Zimmer, doch es war niemand da.
„Wer hat das gesagt?“
„Komm her“, kam es lockend vom großen Wandspiegel. „Komm. Hab keine Angst.“
Mit wackligen Beinen trat sie näher, bis sie gerade so in den Spiegel schauen konnte, doch immer noch war nichts zu erkennen.
„Du musst schon ein bisschen näher kommen, Jenny. Oder traust du dich nicht?“
Ärgerlich presste sie die Lippen zusammen. Nein, feige war sie auf keinen Fall. Also schritt sie entschlossen zum Spiegel hinüber und baute sich davor auf, die Hände in die Hüften gestemmt.
Das Lachen, das nun erklang, kam von ihrem Bett. Sie wirbelte herum und erblickte einen jungen Mann, der mit angewinkelten Beinen im Schneidersitz genau dort Platz genommen hatte, wo sie kurz zuvor noch in die Kissen geheult hatte.
„Wer bist du? Und wie kommst du in mein Zimmer?“
Er schüttelte tadelnd den Kopf und zog eine beleidigte Schnute. „Das ist aber kein nettes Willkommen für jemanden, der im Gegensatz zu all deinen sogenannten Freunden Interesse an dir zeigt.“ Vor Verblüffung blieb ihr der Mund offen stehen. „Aber ich will mal nicht so sein. Ich heiße Josh und bin offen gestanden ebenso einsam. Was meinst du? Wollen wir uns zusammentun?“
Er erhob sich und kam näher. Seine Finger fuhren zärtlich durch ihr Haar, doch Jenny wich misstrauisch zurück.
„Bist du ein Geist? Ein Kobold? Such dir jemand anderen, wenn du Schabernack treiben willst, klar?“
Mel hatte ihr beigebracht, dass man solche Plagegeister am schnellsten wieder los wurde, wenn man sich nicht einschüchtern ließ.
„Ich bin weder das eine noch das andere. Aber ich könnte sein, was du dir von Herzen wünschst.“
Sie schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Als ob du wüsstest, was ich mir wünsche.“
Er lächelte, griff mit einer flinken Geste hinter ihren Kopf und zauberte eine rote Rose hervor.
„Wie wäre es zu Anfang hiermit, mein Engel?“
Sie schnappte überrascht nach Luft, das Ganze war ihr nicht geheuer. Trotzdem straffte sie sich und tat weiter unbeeindruckt. „Simpler Taschenspielertrick. Das kann jeder auf dem Jahrmarkt.“
Diesmal lachte er amüsiert. „Du bist schwer zu überzeugen, liebe Jenny. Sag, womit könnte ich dich dazu bewegen, mir Glauben zu schenken? Soll ich dir von deinen Träumen erzählen?“
Sein Blick hätte sie warnen sollen. Dunkel und glitzernd wie der eines Raubtieres. Aber er hatte eine solch charmante Art, wie er den Kopf zur Seite neigte, sie mit seinen hochgezogenen Brauen neckte. Und davon abgesehen konnte Jenny nicht leugnen, dass er attraktiv aussah. Die grünen Katzenaugen erinnerten fast ein wenig an Mel und hatten etwas Vertrautes. Die schulterlangen blonden Haare umrahmten ein markantes Gesicht mit sinnlich vollen Lippen.
Noch während Jenny dies dachte, pressten sich diese Lippen auf ihren Mund und raubten ihr den Atem. In ihrem Kopf hörte sie seine Stimme – warm und schwer wie wilder Honig.
„Meine süße Jenny. Das ist es, was du willst, nicht wahr? Wonach du dich sehnst. Ich kenne deine Wünsche, deine Sehnsüchte. Lass sie mich alle stillen, meine
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