Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
engen Kleidung abzeichnete, ebenso wie die schmale Taille und die weibliche Rundung ihrer Hüften.
Sie brachte sein Blut zum Kochen, weckte seine Leidenschaft. Stevens Fäuste ballten sich zusammen, seine Kieferknochen knackten bedenklich, so fest presste er sie aufeinander. Langsam spürte er, wie wieder Ruhe in ihm einkehrte und der Blutdurst nachließ.
„Ich bewundere immer wieder, wie du damit zurechtkommst“, erklang eine dunkle Stimme dicht neben ihm.
Steven fuhr herum. Lucien trat ins trübe Licht der Hoflampe.
„Ich hatte mich schon besser unter Kontrolle“, gab Steven gereizt zurück.
Der Lord lächelte und wich wieder in die Schatten zurück, als ein Rettungswagen an dem Eingang zum Hof vorbeifuhr. „Ein neuer Fall für dich.“
„Es sind genug andere da. Ich kann jetzt nicht da rein.“
Es war gespenstisch, wie Lucien in seinem dunklen Umhang beinah unsichtbar wurde, als er sich nun ganz aus dem Lichtkegel entfernte. Nur die Augen leuchtete unheimlich und verrieten seinen Standort.
„Das ist deine Schuld!“
„Meine Schuld?“, fragte Lucien, verblüfft über diesen Gefühlsausbruch.
„Seit ich deiner kleinen Hexe begegnet bin, geht etwas mit mir vor.“
Allmählich beruhigte er sich wieder. Das Blut wurde kühler und auch die Fangzähne hatten sich zurückgezogen.
„Sie ist nicht meine Hexe. Du wirst dich doch nicht in sie verliebt haben? Auf jeden Fall erweckt sie den Vampir in dir zu neuem Leben.“
Steven lachte bitter ob des leisen Triumphes in Luciens Stimme. „Toll! Genau das, was ich brauche, nicht wahr? Ich hatte mein Leben wunderbar im Griff, bis sie kam. Warum musstest du uns unbedingt miteinander bekannt machen?“
„Ihr bedeutet mir beide sehr viel. Ich mag eure Gesellschaft und ihr seid euch ähnlich. Ich konnte nicht ahnen, welch fatale Wirkung sie auf dich hat.“
„Das hat sie.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er mit rauchiger Stimme fortfuhr. „Bei Gott, ich begehre sie. Ich würde sonst was darum geben, ihr so nahe zu sein und sie …“
Lucien schoss aus der Dunkelheit auf ihn zu wie eine Furie. „Vergiss das ganz schnell wieder.“
Steven packte ihn seinerseits hart an den Schultern. „Verdammt Lucien, denkst du, ich finde es gut, mich nicht mehr unter Kontrolle zu haben? An kaum etwas anderes denken zu können als an sie? Und nach Blut zu dürsten, mehr als in den letzten hundert Jahren?“ Sein Verlangen nach dieser Rothaarigen war wie ein Feuersturm. Es verbrannte ihn so stark, dass er den Schmerz fühlen konnte und stachelte den Vampir in ihm auf eine Weise an, die ihm seine Arbeit unerträglich machte.
„Steven“, zischte Lucien leise. „Es geht nicht. Ihr habt nicht dasselbe Blut. Denk an den Fluch. Du musst dich wieder in den Griff kriegen.“
„In den Griff kriegen“, wiederholte Steven spöttisch. „Du hast ja keine Ahnung.“
Lucien legte nun beschwichtigend eine Hand auf seine Schulter und fixierte ihn eindringlich. „Du musst, Steven. Hörst du? Du musst. Das Risiko ist zu groß, egal was deine Forschung auch sagen mag.“
Er schlug Luciens Arm weg und ging wieder zur Tür. „Du entschuldigst mich? Ich habe zu arbeiten“, sagte er und ließ den Lord einfach stehen.
Dieser Arzt ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich verfluchte Lucien, dass er uns einander vorgestellt hatte. Dennoch fieberte ich dem kommenden Montag entgegen, weil ich eine Nachricht von Steven erhalten hatte, dass er mich auf den Drink einladen wollte.
War es richtig? Ich musste an Armand denken. Aber er hatte mich verlassen. Ich war nicht länger an ihn gebunden. Nachdenklich betrachtete ich den Smaragdring, den er mir zur Verlobung geschenkt hatte. Einen der drei Ringe der Nacht. Ich hatte ihn nochimmer nicht abgelegt, würde das auch nicht tun. Außer unserem Schwur hing noch mehr an diesem Ring. Die Gefahr war zu groß, dass er in falsche Hände geriet, wenn ich ihn nicht mehr ständig bei mir trug. Das Risiko wollte ich nicht eingehen. Aber er erinnerte mich unentwegt an meinen Dunklen Vater und an unsere Liebe. War es wirklich Liebe, wenn es sich von einem Tag auf den anderen beiseite wischen ließ?
„Woher die Schuldgefühle?“, wollte Osira wissen und sprang auf das Sofa.
„Osira, deine Krallen sind nicht gut für die Ledersitze.“
Mir gefiel ihr Tonfall nicht, darum wollte ich nicht darauf antworten. Prüfend beäugte sie ihre Pfoten.
„Wenn du willst, darfst du gern eine Maniküre vornehmen. Aber ich glaube nicht, dass du dich dadurch
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