Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
über seine linke Schulter und blickte einem schwarzweißgefleckten Border Collie mit gebleckten Zähnen in die Augen, der nicht den Eindruck erweckte, als könne man mit ihm verhandeln. Jeder, der in sein Revier eindrang, war ein ausgemachter Feind. Zu allem Überfluss schien er entgegen jeder Logik eine innige Freundschaft mit Isis und dem Uhu zu pflegen und diesem Trio stellte sich auch ein Kobin-Zwerg nicht sonderlich gerne entgegen.
„Bei allen Dämonen der Unterwelt, hätte mir nicht jemand sagen können, dass dieser verdammte Mensch sich die Besatzung der Arche Noah im Haus hält?“
Sein Blick wanderte von dem gereizten Hund zurück zur Katze an der Tür und streifte dabei über etwas, das ihn augenblicklich ein Stück zurückschwenken ließ. Da lag er. Der Bannkristall von Rugrewon. Ein schwacher Lichtkranz ging von ihm aus und jetzt, wo Gorben ihn sah, konnte er die Energie des Steins auch fühlen.
Aber wie rankommen? Aus der Luft überwachte noch immer der Uhu seine Bewegungen, vor ihm stand der Collie, hinter ihm Isis. Ohne den Kristall würde er das Haus jedenfalls nicht verlassen, das stand fest. Wenn es tatsächlich in einen lärmenden Tumult ausartete, dann musste er eben die Beine in die Hand nehmen und flüchten. Mutig und entschlossen machte er einen Schritt nach vorne. Der Collie verfolgte gespannt seine Bewegung, kam ihm aber nicht nach. Stattdessen nahm er eine geduckte Haltung ein und fixierte Gorben wie ein Stück Vieh. Die Katze hingegen setzte sich und begann in aller Seelenruhe, ihr Fell zu putzen. Offenbar vertraute sie voll und ganz darauf, dass der Hund die Sache im Griff hatte und schon Bescheid geben würde, wenn er Hilfe brauchte.
Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, trotzdem ging er weiter. Der Collie folgte jetzt, schob sich flach an ihn heran, immer nur so viele Schritte, wie Gorben tat. Als er vor dem Tisch stand und die Hand nach dem Kristall ausstreckte, knurrte der Köter.
„Verdammtes Vieh. Ich werde meinen Auftrag ausführen und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“
Offenbar war der Hund mit dieser Vereinbarung einverstanden. Gorbens Hand schwebte über dem Stein, der Collie verharrte knurrend, der Uhu drehte nervös seinen Kopf von links nach rechts und auch Isis beendete ihre Abendtoilette und zuckte mit dem Schwanz. Jetzt oder nie, dachte Gorben, packte den Stein, drehte sich auf der Stelle um und rannte los, seine Verfolger auf den Fersen.
Inzwischen bestand kein Zweifel mehr über das, was sich da im Sumpf tummelte. Schlangen! Solche hatte Armand noch nie gesehen. Ihre glatten schwarzen Körper waren mit Stacheln besetzt, die er nun schon mehrfach schmerzhaft zu spüren bekommen hatte. Die Kratzer brannten höllisch. Ganz sicher irgendein Gift. Seine Zunge fühlte sich allmählich taub an und er merkte, wie er zu halluzinieren begann. Äste ragten ihm aus dem trügerischen Wasser entgegen, doch er zwang sich, mehrmals hinzusehen und jedes Mal entpuppten sich die trockenen Stöcke als äußerst beweglich, weshalb er vorzog, doch keinen von ihnen zu greifen.
Ein besonders mächtiges Exemplar begann, ihn zu umarmen wie einen Geliebten. Doch ihre Zärtlichkeit wurde schnell unangenehm, presste immer fester seinen Brustkorb zusammen, wand sich auch um seine Taille und seine Kehle. Armand kämpfte kostbare Minuten darum, wieder Kraft in seine zusehends lebloseren Arme zu befehlen, um das Ungetüm loszuwerden. Ihre Schlingen von seinem Körper zu lösen, erforderte unsägliche Anstrengung, er spürte seine Handflächen nicht mehr, die in die giftigen Stacheln greifen mussten, um den Würgegriff zu lockern. Schließlich konnte er zumindest die Schlinge um seinen Hals lösen, auch wenn er dabei glaubte, sich die Haut gleich mit abzuziehen. Mit dem Mut der Verzweiflung schlug er seine Fänge in den Leib der Schlange und riss ihn entzwei. Übelkeit ließ ihn Würgen, er erbrach Blut, der zappelnde Körper der sterbenden Kreatur wühlte das Wasser auf und spülte ihm die eklige Brühe in den Mund, die ihm mittlerweile bis zur Brust reichte. Angewidert warf er die beiden Teile von sich, was augenblicklich Leben ins Wasser brachte, als sich kleinere Exemplare um die besten Brocken stritten. Umso entschlossener kämpfte er sich vorwärts, schlug mit gekrümmten Fingern nach weiteren Schlangen, erwischte einige mit seinen scharfen Nägeln. Die blutenden Reptilien wurden sogleich von ihren Artgenossen aufgefressen. Die Laute, die sie dabei von sich gaben, schmerzten in
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