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Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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also schlurfte er mit den Füßen über den Boden, während er Schritt für Schritt auf die Tür zustrebte, hinter der sich ein kleiner Flur verbarg, welcher in ein größeres Wohnzimmer führte. Dort saß jemand an einem Computer und klimperte auf der Tastatur.
    Am Türrahmen blieb er stehen. Schweiß bedeckte seinen Torso und der Atem kam rasselnd über seine Lippen. Heimliches Anschleichen fiel aus, und ihm wurde schon wieder schwarz vor Augen, so sehr strengten ihn diese wenigen Schritte an.
    „Oh, du bist aufgewacht, Warren“, sagte Dracon erfreut.
    Er tat einen weiteren Schritt in den Raum, strauchelte und musste sich festhalten. Dracon war sofort bei ihm, um ihn zu stützen.
    „Wie hast du …“, er brach ab, das Sprechen fiel zu schwer, zerriss ihm die Lungen und ließ die Alveolen platzen. Er konnte es hören, und zu wissen, dass dies seinem Körper entsprang, verlieh dem Geräusch ein besonderes Grauen.
    „Wie ich dich gerettet habe?“, fasste Dracon seine Gedanken in Worte. „Eine lange Geschichte. Aber setz dich erst mal.
    Er gehorchte widerstandslos. „Warum? Ich wollte sterben.“
    Dracon gab einen unzufriedenen Laut von sich. „Ja, ich weiß. Aus völlig absurden Gründen. Welche Verschwendung. Das konnte ich nicht zulassen. Scheint ja gerade riesig in Mode zu sein. Jeder will für irgendjemanden sterben. Aber am Ende leben doch alle glücklich bis an ihr Lebensende.“ Er lächelte sardonisch. „Außerdem“, ergänzte er und hob Warrens Kinn mit einem Finger an, um sich die Fortschritte der Heilung genauer zu betrachten, „ich habe dich erschaffen, habe entschieden, dass du einer von uns wirst. Also bestimme auch ich, wann du stirbst. Nicht du, weil dein Geist gerade etwas verwirrt ist und Mel schlicht unfähig, dich zu lehren, mit deinerNatur umzugehen. Sie hat immer so viel anderes zu tun. Aber mach dir keine Sorgen, deine Lehre werde ich nun übernehmen und bald schon wirst du die Jagd ebenso genießen wie ich.“
    Er lächelte, während Warren nur Übelkeit verspürte, aber immerhin lebte er. Und jetzt, wo die Schmerzen nachließen, gestand er sich ein, glücklich zu sein, dass ihm der Freitod nicht gelungen war.
    „Was ist … passiert?“
    Dracon reichte ihm einen weiteren Becher Blut, diesmal menschliches, wie er nebenbei registrierte, während er den Worten seines dunklen Vaters lauschte.
    „Das Übliche. Unsere heldenhafte Melissa hat wieder einmal die Welt gerettet und ihr noch heldenhafterer Armand kam in letzter Sekunde dazu, um ihr zur Hand zu gehen. Sie sind schon ein tolles Paar. Sylion ist zerstört, der Schlüssel nach Darkworld geschmolzen und Kaliste in die Flucht geschlagen. Mel hat bei ihrer Rückkehr deinen Tod übrigens sehr betrauert. Eine ganze Nacht lang. Dann kehrte sie zu Armand zurück, um seine Wunden zu lecken.“
    Dracons Stimme troff vor Zynismus, aber trotz allem, was ihn mit Melissa verband, verspürte Warren nicht das Bedürfnis, sie in Schutz zu nehmen.
    „Armand hatte sie doch verlassen.“
    „Ja, das dachten wir alle. Doch in Wahrheit wurde er von Kaliste entführt und in der Festung ohne Wiederkehr gefangen gehalten. Der Gute hat ganz schön hart ums Überleben gekämpft. Ich gestehe es nur ungern ein, aber ich bewundere ihn dafür, wie er dieser Folterkammer entkommen ist. Und das alles nur aus Liebe. Mein bescheidener Beitrag fiel da mal wieder nicht ins Gewicht. Doch wenn ich Lucien nicht rechtzeitig aus Kalistes Tempel befreit hätte, wären Armand nur ein paar zerfetze Überreste von seiner Holden geblieben. Aber ich erwarte keinen Dank von denen. Als schwarzes Schaf der Familie findet man sich damit ab.“ Er hockte sich vor Warren und fuhr behutsam durch die wenigen vorhandenen Haare. „Es ist genau wie bei dir. Im richtigen Moment bin ich einfach da. Deshalb leben wir alle noch.“
    Warren blickte auf den leeren Becher in seiner Hand. Den Heilungsprozess nahm er kaum mehr wahr, obwohl sein ganzer Körper damit zugange war, wie das unablässige Pulsieren seiner Haut und die ständigen Veränderungen belegten. Ein Zerrbild, das sich mehr und mehr zu einem richtigen Menschen formte. Er hielt Dracon das Gefäß entgegen.
    „Kann ich noch mehr haben?“
    Mit einem Lächeln auf den Lippen nahm sein Retter eine angefangene Blutkonserve aus einem Warmwasserbad und schenkte den Kelch voll. Er reichte ihn Warren und ging zur Küchenzeile hinüber, um eine neue Konserve aus dem Kühlschrank zu holen und in warmes Wasser zu legen, damit Warren

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