Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
Kaliste würde ihm das Lebenslicht ausblasen, ehe er überhaupt zum Zielen kam und die Königin brauchte dafür keine von Menschenhand konstruierte Waffe.
„Ich weiß nicht, wie deine Süße drauf ist, aber ich glaub, sie fände es nicht lustig, dass ich den Waffendeal nicht im Auftrag der Sangui eingefädelt habe, sondern aus eigenem Antrieb. Sie traut mir eh schon nicht über den Weg. Also wäre es gut, du lässt den Part weg, wenn du es ihr erzählst.“
„Ich werde ihr gar nichts erzählen“, antwortete Armand und verblüffte Blue damit sichtlich. Er wusste, was Melissa dann tun würde. Sich sofort auf die Suche nach Warren machen und ihn aufhalten, damit er nicht in sein Verderben rannte. Aber dagegen sprachen gleich zwei Gründe. Erstens war es nichts, was man bedauern müsste, wenn der Kerl weg wäre. Er war zu schwach und brachte nur Leid. Franklin nahm das alles am meisten mit. Und zweitens musste sich Mel jetzt auf ihre Aufgabe konzentrieren und durfte ihr Leben nicht für Warren riskieren.
Nein, wenn Blue dachte, dass Warren keine Bedrohung darstellte, sondern sich nur wichtigmachen wollte, interessierte ihn das nicht. Sollte der Typ doch machen, was er wollte.
„Hat Kaliste dir je gesagt, weshalb sie die Waffen will?“
Blues Anspannung löste sich allmählich, nachdem ihm wohl klar wurde, dass Armand ihm das Vertrauen nicht entzog oder gar Vorwürfe machte.
„Wozu braucht man die schon? Um Leute abzuknallen. Jeden, der ihr in die Quere kommt oder der ihr ein Dorn im Auge ist.“
Wie zum Beispiel Mel – oder auch er selbst, gestand Armand sich ein. „Dann steckt vielleicht doch sie hinter den Anschlägen auf die Vampir-Clubs. Leute hat sie genug und auch mehr als nur einen Grund, unsere Reihen um diejenigen zu dezimieren, die aus Tizians Linie stammen oder ihr aus anderen Gründen nicht wohlgesonnen sind.“
„Das glaube ich nicht“, wiegelte Blue ab. „Sie hat nur diese eine Waffe.“
„Genau wie der Attentäter.“
„Aber sie hat keine Munition. Nach wie vor nicht, das habe ich doch schon erzählt. Ich halte sie damit hin und inzwischen ist sie stinksauer auf mich. Was auch daran liegt, dass Cyron mich bei ihr verpfiffen hat.“
Armand schmunzelte.
„Das ist nicht komisch, Mann.“
„Entschuldige.“
„Ich hab diesen Mistkerl jetzt am Hals.“
Das wunderte Armand und er wollte genauer wissen, was Blue meinte. Der stöhnte verhalten.
„Ich bin zu gut für diese Welt und hab es nicht über mich gebracht, ihn bei Kaliste zu lassen. Vielleicht nutzt er uns ja was.“
„Du hast Cyron bei dir?“
Blue nickte.
„Und Rybing weiß nichts davon?“
„Bisher nicht. Sobald ich ihn wieder aufgepäppelt habe, darf sich deine Freundin gern mal mit ihm unterhalten. Es wäre nett, wenn sie ihn nicht in Stücke reißt, ich brauche ihn vielleicht noch.“
Dafür übernahm Armand keine Gewähr. Er wusste, zu welcher Furie seine Liebste mutieren konnte.
Und ewig brennt der Hass
„I ch wurde meines Amtes enthoben.“
Franklins Besuch kam überraschend und war daher sicher nicht grundlos. Aber damit hätte ich nicht gerechnet.
„Was? Wieso?“
„Nun, jemand hat einen Befangenheitsantrag gegen mich gestellt.“
Er nahm das erstaunlich gelassen, schien sogar bester Laune. Ich schluckte. „Meinetwegen, nicht wahr?“
Mein Vater zuckte die Achseln. „Du bist meine Tochter. Man unterstellt mir, dass ich nicht objektiv sein kann. Dass ich dich schütze, was ich ja auch tue.“
„Aber deswegen können Sie dich doch nicht einfach absetzen.“
„Sie können. Zumindest vorübergehend. Finden sich keine Beweise, ist das alles bald ausgestanden. Falls doch … darüber mache ich mir erst Gedanken, wenn es so weit kommt. Davon gehe ich aber nicht aus.“
„Wer hat das veranlasst?“
Franklin wusste es nicht. Er berichtete uns von Rybings Andeutung, doch da er kein Mitglied der Ashera war, konnte der Antrag nicht von ihm gestellt werden. Denkbar, dass er jemanden aus dem Mutterhaus dafür gewonnen hatte.
„Ich versuche, das Beste daraus zu machen. Es gibt Schlimmeres.“
Das nahm ich ihm nicht ab. Ich wusste, wie wichtig ihm der Orden war. Es traf ihn hart, dass man ihm seine Vollmachten entzog und jemand anderer das Mutterhaus führte. Jedem von uns war klar, dass Franklin in Sachen Vampire schon längst nicht mehr objektiv dachte und handelte. Da waren Armand, ich, Steven, Warren und auch Lucien. Dennoch gab es bisher keine Beeinträchtigung des Ordens dadurch. Es hatte
Weitere Kostenlose Bücher