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Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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vergessen habe“, forderte ich ihn heraus. „Sagen Sie mir, dass dieses Unterfangen aussichtslos ist.“
    Er schwieg, sah mich voller Schrecken an. Ich konnte sein Herz schlagen hören, fand es lächerlich, dass er sich noch bemühte, seine Gedanken vor mir zu verbergen.
    „Sie werden das niemals schnell genug schaffen.“
    „Wie viel Zeit habe ich Ihrer Meinung nach? Sie können es mir nicht sagen? Nein? Dann rechne ich es Ihnen vor. Wenn ein Mitglied des Magisters stirbt, geht eine interne Nachricht an alle anderen. So sind wir übrigens auf die Namensliste gestoßen. Als Sullivan starb. Unter den Leitern, Stellvertretern und Beratern aller Mutterhäuser – die einzigen Mitglieder des Ordens, die überhaupt wissen, dass es das Magister gibt – werden geeignete Kandidaten ausgewählt und vorgeschlagen. Nicht solche Leute wie mein Vater. Nein, es müssen zuverlässige Mitglieder sein. Eher so wie Carl Ravenwood, der seine eigene Tochter – meine Mutter – in den Tod schickte, weil das Magister es für nötig befand.“
    Als ich das in den archivierten Dateien gefunden hatte, bereute ich fast, dass ich meinen Großvater nicht selbst ausgesaugt hatte. Nichts sollte über dem eigenen Fleisch und Blut stehen. Auch nicht die Entscheidung einer solchen Institution.
    „Wenn genügend Vorschläge gemacht wurden, geht eine Liste mit diesen Namen wieder per Mail an alle verbliebenen Mitglieder des Magisters, damit sie ihre Abstimmung vornehmen. Diese wird dann von den fünf Köpfen des Magisters, zu denen Sie so furchtbar gerne gehören würden, in Augenschein genommen und daraus eine Auszählung vorgenommen. Wenn diese einen klaren Favoriten ergibt, lädt man ihn zum Gremium, wo er geprüft wird. Gibt es keinen klaren Favoriten, wiederholt sich die Abstimmung so lange, bis es einen gibt.“
    Ich war aufgestanden und schritt im Raum auf und ab, während ich Donald Rybing über Dinge aufklärte, die er ebenso gut wusste wie ich.
    „Gehen wir aber davon aus, dass es sofort einen Favoriten gibt und der nun diese Prüfung absolviert. Besteht er sie nicht, kommt er dorthin, wo ich Ben rausgeholt habe und das ganze Prozedere geht von vorne los. Besteht er aber, hat das Magister ein neues Mitglied.
    Die meisten Angehörigen des Magisters verrichten danach weiter ihren Dienst, damit es nicht auffällt. Schließlich ist das Magister geheim. Aber einige, die besonders wichtig und einflussreich sind, werden in ihren Mutterhäusern ersetzt, erhalten eine neue Identität und tauchen im Orden der Lux Sangui auf, wo sie leitende Positionen bekleiden, einfache Dämonenjäger rekrutieren und versuchen, die Welt nach ihren Vorstellungen zu lenken.“
    Ich blieb vor seinem Schreibtisch stehen und beugte mich zu ihm hinüber.
    „Um diese Jäger kann sich kümmern, wer will. Ohne Kopf ist die Schlange wehrlos. Aber das Magister wird so schnell ausradiert werden, dass euch die Zeit nicht reicht, um neue Mitglieder zu wählen. Gibt es noch irgendwas, das Sie mir sagen wollen, Donald? Bevor ich Ihrem armseligen Dasein ein Ende bereite.“
    Todesangst machte auch vor Menschen wie ihm nicht halt. Ich sah sie in seinen Augen, konnte sie riechen. Rybing erhob sich mit zitternden Beinen, fest entschlossen, aufrecht in den Tod zu gehen. Er straffte sich, sah mir in die Augen.
    „Fahr zur Hölle!“
    „Schon möglich, aber warte dort nicht auf mich.“
    Innerhalb von zwei Wochen gab es einen Haufen Beerdigungen auf der Welt, ebenso viele Menschen, die auf Nimmerwiedersehen verschwanden und schließlich kein Magister mehr. Bis auf einen. Den letzten Namen auf der Liste hatte ich mir bis zum Schluss aufgehoben. Den Präfekten, der Oberste des Magisters.
    Sein Name löste eine nie gekannte Wut in mir aus – auf ihn und auf Menschen seines Schlages, die sich mit Scheinheiligkeit ummantelten und gnadenlos die eigenen Ziele verfolgten. So vieles ergab mit ihm einen Sinn, so viele Fäden liefen bei ihm zusammen, so viele Rätsel wurden gelöst.
    Am 26. März saß ein alter Mann umgeben von Prunk und Reichtum, den man über Jahrhunderte gestohlen und angehäuft hatte, in seinem kleinen Büro und wartete auf Antworten. Er konnte nicht verstehen, warum nicht einer seiner Brüder seine Nachrichten las, geschweige denn beantwortete. Unruhe malte sich auf seinen Zügen, Ungläubigkeit. War das in seiner Position nicht fast schon eine Todsünde?
    Mit sardonischem Lächeln betrat ich den Raum. So ungesehen wie vor einigen Jahren schon einmal hatte ich sein

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