Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
der ich vielleicht einmal war. Es ist nicht mehr viel übrig davon. Außer der Hülle … und ein paar Erinnerungen.“
Er verstand, was ich meinte, auch wenn es ihm das Herz zerriss. Er hatte mich endgültig verloren. Genau so, wie Margret Crest es ihm einst prophezeit hatte.
Ich wollte mich umdrehen, um zu gehen, da fiel mir noch etwas ein und ich verharrte. „Da ist noch etwas, das du wissen solltest, Franklin. Nun, da Lucien weiß, dass er mich verloren hat und sein Plan nicht aufgegangen ist, kann ich dir nicht sagen, was er in Bezug auf dich tun wird. Ich rate dir, hüte dich vor ihm. Sofern es dir möglich ist. Vielleicht wird er nie wieder zu dir kommen. Wenn er klug ist, tut er, worum ich ihn bat. Vielleicht wird er dich aber nun erst recht in seine Fänge ziehen wollen. Aus Rache oder weil er dich begehrt und er seine Macht über dich genießt. Ich weiß es nicht. Aber er weiß sehr wohl, dass ich deinen Tod nicht sühnen würde, noch deine Wandlung. Er hat also von mir nichts mehr zu befürchten. Weder, dass er mich verliert, denn das hat er bereits. Noch, dass ich Rache an ihm üben würde, denn es ist nicht mehr an mir. Es ist dein Leben, deine Wahl. Da Armand und ich gehen werden, kann ich nicht von dir verlangen, der Versuchung eines anderen zu widerstehen. Nach dem, was in der Unterwelt geschehen ist, weniger denn je. Und vielleicht wäre es sogar gut, wenn du dich in die Obhut des Lords begibst, weil er dir mehr geben kann als jeder andere Vampir.“
In seinen Augen schimmerten Tränen, in meinen ebenfalls. Nur das Gefühl, das dazugehörte, wollte sich bei mir nicht mehr einstellen, also ging ich.
Epilog
D enkst du, ich habe das Richtige getan? Ich wollte nicht so hart zu ihm sein.“
Armand drückte mir einen Kuss auf die Stirn und hielt mich fest. „Lass ein wenig Gras über die Sache wachsen. Dann werden wir sehen.“
„Ich kann nicht mehr zurück.“
„Das musst du auch nicht. Aber ich habe doch schon öfter den Laufburschen für dich gespielt.“
Er lachte leise. Ich wäre gern mit eingefallen, doch die Leere in mir ließ es nicht zu. Das war der Preis, den ich zahlen musste.
In der nächsten Zeit war mein Vater sicher gut beschäftigt. Die Ordensstruktur musste neu aufgebaut werden. Ein Magister würde es nie wieder geben. Stattdessen mehr PSI-Wesen in den Ordenshäusern. Der PU verlor sozusagen sein U.
„Ash wird Franklins Vertreter“, erzählte er mir. „Das hat Rugo mir gesagt. Er ist jetzt häufiger in Gorlem Manor.“
Er würde einer der Ersten sein, die sich dem Orden anschlossen. Ebenso wie Alwynn. Blue wohl kaum, schon allein wegen Ash. Von dem Dolmenwächter fehlte jede Spur, nachdem ich ihm das Elektrum gegeben hatte. Aber ich war sicher, dass wir ihn nicht zum letzten Mal gesehen hatten. „Man sieht sich“, waren seine letzten Worte an mich gewesen. Und Blue meinte meist, was er sagte.
Ben war zu Pettra geflogen. Das war noch vor meinem Kampf mit Kaliste geschehen. Ob er wieder nach Gorlem Manor kommen würde, irgendwann? Er wollte sich mit der Entscheidung Zeit lassen.
Immer wieder ging ich unsere Freunde im Geiste durch, fragte mich, ob ich sie wiedersehen wollte, was sie von mir dachten. Außer Lucien waren nur Tizian und Raphael gekommen, nachdem wir aus der Höhle zurückkehrten. Ich hatte Tizian den Dämonenring angeboten, aber er lehnte ihn ab. Sein Glück war Raphael, er brauchte keine Herrschaft.
Hatte man mich gefragt, ob ich sie brauchte? Die Bürde gab ich gern weiter, wenn sie jemand haben wollte. Von mir aus sogar doch an Lucien.
„Die Chance hast du wohl vertan. Der meidet dich jetzt, nachdem du ihm mit dem Tod gedroht hast.“
„Irgendwann wird er es vergessen.“
Seine Hand strich zärtlich über die Narben, die ich vom Kampf mit Kaliste davongetragen hatte. Die Heilung schritt nur langsam voran, was auch am Elektrum lag. Ich war dankbar, dass mich das Zeug nicht umgebracht hatte, und bereute den Preis dafür kein bisschen. Blue war wirklich ein guter Liebhaber. Aber mit Armand konnte er nicht konkurrieren. Niemand konnte das.
Ich schloss die Augen, versuchte, das Gefühl zu genießen, das seine Finger auf meiner Haut auslösten und nicht mehr an die Einsamkeit in meinem Inneren zu denken. Ich war nicht allein, ich hatte ihn. Aber ich vermisste alle anderen. Meine Freunde fürchteten mich. Und ich fürchtete mich vor den Menschen, die ich liebte, aufgrund dessen, was ich jetzt war.
„Hab Geduld. Alles wird wieder gut“, tröstete
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