Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
Elektrum in den Händen von Menschen kam nicht infrage, wenn es sich vermeiden ließ. Leichte Schauder durchrannen ihren Körper, weil auch sie auf das Elektrum reagierte. Sie spürte, wie das Atmen schwerer fiel. Zeit, den direkten Körperkontakt zu beenden. In der Schachtel war es besser aufgehoben und halbwegs erträglich. Falls sie tatsächlich Vampire als Killerkommando losschickte, würde sie besser jedem einen Gef zuteilen, der die Kugeln wieder einsammelte.
„Wir sind im Geschäft“, erklärte sie, als sie wieder im Restaurant Platz nahm.
„Hab nichts anderes erwartet.“ Er hielt die Hand hin, um die Waffe wieder in Empfang zu nehmen.
„Die behalte ich.“
Grinsend schüttelte er den Kopf. „Geht nicht, mein Musterstück. Daran hänge ich.“
Sie erwiderte sein Lächeln humorlos. „Dann werden Sie sich an etwas anderes hängen müssen, mein Lieber. Die bleibt bei mir. Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn der Nachschub nicht lange auf sich warten ließe. Um die Munition kümmere ich mich selbst.“
Es stand ihm deutlich im Gesicht, dass ihm die Entscheidung nicht schmeckte. Eine kleine Rache für die Unannehmlichkeiten, die sie bei ihren Treffen in Kauf nehmen musste.
„Lassen Sie mir eine Nachricht zukommen, wenn Sie liefern können. Und danke für die Einladung.“ Damit ließ sie ihn sitzen.
Der Abend war durchaus zu ihrer Zufriedenheit verlaufen. Die Brut ihres Bruders würde bald deutlich reduziert werden. Melissa hob sie sich bis zum Schluss auf. Das war ihr persönliches Sahnestück.
„Junge, Junge, da habt ihr ein verdammt heißes Eisen in die Finger bekommen“, kam Pettra ohne Umschweife zum Punkt.
Sie hatte Steven angerufen, weil sie auf etwas gestoßen war, Mel aber nicht erreichen konnte. Er hatte sich umgehendauf den Weg gemacht, denn sie klang besorgt.
„Ich hab die Zeichnung von dir durch ein Bildersuchprogramm laufen lassen und auf einmal gingen sämtliche Alarmlichter bei meinem Rechner an. Gesperrte Seiten mit High-Security-Einrichtungen.“
Steven fluchte leise. „Sind wir jetzt ertappt?“
„Ach wo! Ich bin doch keine Anfängerin. Was denkst du nur von mir?“
Pettras Sicherheitsprogramme hätten die CIA vor Neid erblassen lassen. So schnell kam ihr niemand auf die Schliche.
„Dann hast du dennoch was rausfinden können?“, fragte er hoffnungsvoll.
Pettra grinste breit. „Bin ich gut oder bin ich gut?“
Sie drücke die Datenfreigabe auf ihrer Tastatur und rollte ein Stück mit ihrem Bürostuhl zurück. Auf dem Bildschirm stand in grünen Lettern
access granted
, verschwand eine Sekunde später wieder und machte einer Datenbank mit mehreren Dutzend hochmoderner und völlig unbekannter Waffen Platz, die alle mit Bild, Beschreibung und Munitionsempfehlung aufgelistet waren.
„Wow!“ Mehr fiel Steven nicht ein.
„Sagte Mel nicht irgendwas von Lux Sangui und dass sie die Füße stillhalten muss wegen Cyron? Diese Waffe, die du gesehen hast … Wenn es die hier war, sind die Sangui wohl die Einzigen, die sie besitzen.“
Sie klickte auf ein Bild und Steven pfiff anerkennend durch die Zähne. Anscheinend hatte er das Ding ziemlich gut gezeichnet, oder Pettras selbst geschriebenes Programm war erste Sahne, denn es bestand kein Zweifel, dass es genau diese Waffe war, mit der ein Maskierter das Leonardo’s in Kleinholz verwandelt hatte.
„Würde passen. Das sind Dämonenjäger. Denen ist auch so ein Attentat zuzutrauen.“
Pettra verzog zweifelnd das Gesicht. „Ich weiß nicht. Wenn die das gewesen wären, hätten sie vermutlich keinen Stein auf dem anderen gelassen. Die hätten alles plattgemacht, was in dem Laden war. Außerdem glaub ich nicht, dass die ein Einmann-Kommando da reinschicken würden. Die haben doch ganz andere Möglichkeiten.“
Das stimmte natürlich. Doch wer sollte sonst dahinterstecken? Mit dieser Waffe?
„Vielleicht haben die eine undichte Stelle. Oder jemand anderer war genauso geschickt wie ich und hat die Dinger nachgebaut. In kriminellen Kreisen ist alles denkbar. Unschuldslämmer sind die Mitglieder des PU nicht gerade. Und viele sind sich untereinander nicht grün.“
Trotzdem blieb die Frage, wie und warum jemand auf die gesicherte Seite der Lux Sangui stoßen sollte. Das ergab keinen Sinn, ohne jeden Suchparameter. Steven wollte daran nicht glauben.
„Da hast du natürlich recht. Ist schon recht ungewöhnlich“, stimmte Pettra zu. „Ich hab all meine Tricks einsetzen müssen, um an die Infos zu
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