Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
Franklin? Es wäre unter den gegebenen Umständen angenehmer.“
„Sie brauchen nicht um den heißen Brei zu schleichen“, sagte Franklin energisch. „Ich finde Ihren geäußerten Verdacht absurd. Das sollte jeder vernünftige Mensch anhand der Vergangenheit erkennen.“
„Ich bin ein sehr vernünftiger Mensch, Franklin“, konterte Rybing warnend. „Meine Objektivität wird nicht durch Emotionen getrübt.“
Franklin atmete tief durch, entschied, den Fehdehandschuh nicht aufzunehmen. „Wenn sie nach London zurückkehren sollte, werde ich mit ihr sprechen, damit es keine Schwierigkeiten gibt. Und Ihren Mitarbeiter darüber informieren.“
„Schön! Es wäre auch nicht gut für Sie und Ihre Position, wenn Sie sie schützen, sollte sich unser Verdacht doch bestätigen.“
„Meine Position lassen Sie meine Sorge sein. Solange ich nicht von entsprechender Stelle abberufen werde, habe ich das Sagen auf Gorlem Manor. Ich hoffe, das ist auch Ihrem Mitarbeiter bewusst.“
Blue nahm zum ersten Mal sichtlich Anteil an der Unterhaltung, der er bisher mit gespieltem Desinteresse beigewohnt hatte. Er nickte und setzte ein höfliches Lächeln auf, doch Franklin traute diesem Mann nicht über den Weg.
„Was meine Tochter angeht“, sagte er zu Rybing, behielt aber Blue im Auge, „können Sie gern ganz Gorlem Manor auf den Kopf stellen. Wir haben nichts zu verbergen. Melissa ist, wie ich sagte, nicht hier.“
„Den Aufwand können wir uns sparen. Ich vertraue Ihnen. Und wenn sich etwas ändern sollte, Blue ist ja jetzt in der Nähe.“
Beim Hinausgehen stieß Rybing mit Maurice zusammen.
„Entschuldigung, Franklin, aber Mr. Ash Templer ist angekommen. Er wartet in der großen Bibliothek. Soll ich ihm sagen, dass es noch etwas dauert?“
Franklin entging nicht der Blick von Rybings Begleiter und er hatte mit einem Mal ein ungutes Gefühl, dass er zugestimmt hatte, Ash Templer vom Mutterhaus in Madrid nach Gorlem Manor wechseln zu lassen. Jemand mit seinen Referenzen konnte in der angespannten Situation das Zünglein an der Waage sein und das Geschehen in die falsche Richtung ausschlagen lassen. Zumal er noch nicht einmal wusste, wie vehement Ash seine Standpunkte vertrat. Donald hingegen hob nur interessiert die Augenbrauen und wandte sich Franklin noch einmal zu.
„Guter Mann, dieser Templer. Dämonen sind sein Spezialgebiet, soweit ich weiß. Das ist ungemein beruhigend.“
Franklin wollte darauf weder antworten noch sonst irgendwie eingehen. „Maurice, bring Mr. Rybing und seinen Begleiter bitte zur Tür. Ich kümmere mich um Mr. Templer.“
„Danke, Maurice, wir finden allein hinaus.“
Die Arroganz in der Stimme des Waffenmeisters ärgerte Franklin, mehr jedoch die unterwürfige Verbeugung von Maurice, der einen Respekt vor diesem Menschen zu haben schien, der für ein Mitglied der Ashera unangebracht war.
Hoffentlich hatte er sich mit Ash Templer nicht ein weiteres Problem ins Haus geholt. Im Moment hatte er mehr als genug.
Missmutig kaute Cyron auf einem Stück kalter Pizza herum. Er konnte geschmacklich keinen Unterschied zwischen Verpackung und Backware erkennen. Blues Empfehlung der Pizzeria war wortwörtlich zum Kotzen. Es widerte ihn an, also warf er die angebissene Pizza wieder in den Karton und spülte den Brocken in seinem Mund mit einem Schluck Guinness hinunter. Wenigstes das war gut gekühlt und schmeckte.
Worauf hatte er sich da eingelassen? Ja, diese Kerle hatten sein Leben gerettet, als Kaliste ihn zum Sterben liegen ließ. Hatten sogar einen Weg gefunden, wie er es ihr heimzahlen konnte. Doch dieser Weg lief in irgendwelche Sackgassen. Weder Kaliste noch Melissa Ravenwood hatten was abbekommen, ganz zu schweigen davon, dass beide am Ende tot sein sollten. Aus seiner Sicht war es eine scheiß Idee, der Vampirkönigin auch noch Waffen zu beschaffen, egal aus welchen Quellen und zu welchem Zweck.
Ob Rybing wirklich darüber Bescheid wusste, wie Blue ihm versicherte? Er bezweifelte es. Dieser Kerl war so abgebrüht, dass er kein Risiko scheute. So jemand kochte lieber sein eigenes Süppchen. Er wusste das. Er war genauso gewesen. Bevor er mit aufgeschlitztem Leib und diesem Gift im Blut im Abwasser gelegen hatte. Dabei zusehen musste, wie sein Leben aus ihm hinausfloss, ohne dass ihm seine Fähigkeiten als Gestaltwandler hätten helfen können. Seine Erleichterung, als jemand kam, der ihn da rausholte, kannte keine Grenzen. Es war ihm scheißegal, ob Freund oder Feind, wenn er
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