Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
tiefer, fühlten den gleichmäßigen Puls an der Kehle schlagen. Er leckte sich über die Lippen, spürte seine Fänge hervortreten. Die Brust lag fest und glatt unter seiner Handfläche, eine Brustwarze zog sich zusammen, als er mit dem Daumen darüber rieb. Franklin stöhnte leise, flüsterte Armands Namen. Wenn er wüsste. Gleich würde er wissen. Lucien beugte sich vor, strich mit seiner Zunge über Franklins Lippen, die sich willig öffneten. Sofort ließ er die süße Flut aus seinem Mund in den des Ashera-Vaters fließen. Gerade genug, um dessen Körper zu elektrisieren, denn den unvergleichlichen Geschmack, die Macht des uralten Blutes, kannte und erkannte Franklin sofort. Er riss die Augen auf, wollte zurückweichen, doch darauf war Lucien gefasst. Blitzschnell packte er sein Handgelenk und zog ihn wieder zu sich.
„Nicht! Nicht weglaufen.“
Er strich mit dem Zeigefinger der anderen Hand über Franklins Lippen. In dessen Augen standen der Schreck und ein verzweifeltes Flehen. Lucien ließ seine Hand los und Melissas Vater rutschte ein Stück nach hinten. Der Lord ließ ein perlendes Lachen vernehmen. Es galt wohl erst wieder ein wenig Vertrauen zu gewinnen, nachdem er vor einem Jahr immerhin Franklins Totemtier in die Flucht geschlagen hatte.
„Ich habe dir einen Gefallen getan, Franklin“, flüsterte er. „Der Sangui, der sich um Cyron kümmert, wird Mel kein Haar krümmen. Ich passe gut auf sie auf.“
Franklin versteifte sich. „Was weißt du über die Sangui?“
Lucien lachte, brachte sein Gesicht nah an seine Beute heran. „Es gibt nichts, was mir fremd wäre. Ich beobachte die Welt seit fünftausend Jahren. Ihren Aufstieg, ihren Niedergang. Mal für, mal gegen uns, und mal gleichgültig, ob wir überhaupt existieren. Aber Gruppen wie euch hat es immer gegeben. Ashera, Lux Sangui, Diogenes, Rosenkreuzer. Unterschiedliche Ziele, Antriebe und Überzeugungen, aber im Grunde ähnelt ihr euch alle.“
Seine Lippen berührten Franklins Wangenknochen. Der Ashera-Vater schloss die Augen, zitterte.
„Dann stimmte mein Eindruck? Dieser Blue kennt dich.“
„Mach dir darüber nicht so viele Gedanken,
djamal
. Deine Tochter ist sicher, egal wo sie ist. Das genügt doch, oder?“
Er schob seine Hand unter die Bettdecke, berührte Franklins Blöße, umschloss ihn sanft und ignorierte die verhaltene Abwehr, die ohnehin nicht standhielt. Zögernd, aber unweigerlich von der Sehnsucht getrieben, die er in ihm entfachte, erwiderte Franklin seine Liebkosungen. Seine Lippen streiften Luciens Mund. Der federleichte Flügelschlag eines Schmetterlings. Für den Anfang nicht schlecht, er hatte Zeit. Sein Aufenthalt in London würde diesmal nicht vorzeitig unterbrochen werden.
„Dein Körper ist noch begehrenswerter geworden“, hauchte er. „Lässt Armand dich wieder trinken? Ja, ganz sicher tut er das.“
Wieder gab er Franklin eine Kostprobe von seinen Lippen. Armands Blut war stark, seines hatte mehr zu bieten. Gierig nahm Melissas Vater es auf. „Liebt er dich auch wieder?“, drängte Lucien weiter. „Oder bleibt dieses Verlangen ungestillt?“ Es gelang Franklin nicht, es zu verbergen. Er las die Antwort in seinen Augen, dieses Sehnen entsprang einem Hunger, der schon lange währte. Wie leichtsinnig von Armand, ihm so in die Hände zu spielen. Vermutlich hatte er geglaubt, das Blut allein würde genügen. Kannte er die Macht ihres Dämons so wenig? Oder empfand er für Franklin so viel? „Dann lass mich es stillen“, bot er an. Die Skrupel seines einstigen Gefährten waren ihm fremd. Sollte Franklin es nur abstreiten, sein Körper sprach eine deutliche Wahrheit.
So nah, so warm, dieser menschliche Körper. Er vertrieb die Kälte aus Luciens Gliedern. Franklin schloss die Augen, wagte kaum zu atmen, so zerrissen war er. Lucien kostete jede Sekunde aus, genoss den Zwiespalt, der in dem Menschen tobte, weil er wusste, welche Seite siegen würde. Wie von selbst drehte Franklin den Kopf, bot Lucien seine Lippen dar. Er umfasste das Gesicht des Ashera-Vaters mit beiden Händen, rieb mit den Daumen zärtlich über seine Wangenknochen und küsste ihn leidenschaftlich. Er ertrank in dem göttlichen Gefühl, als Franklin diesen Kuss erwiderte, sich ihre Zungenspitzen zum ersten Mal trafen. Ah, ja! Jetzt hatte er ihn so weit. Das Warten hatte sich gelohnt. Er würde sogar noch ein wenig länger warten. Würde Franklin in Sehnsucht zurücklassen, bis auch der letzte Hauch von Widerstand dahin war. Diesmal
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