Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
sollte er ihm endgültig gehören, bis er ihn wieder verließ. Ein wertvolles Pfand für Melissas Treue und eine erstrebenswerte Jagdtrophäe.
Es kostete ihn unmenschliche Kraft, sich von Franklins Küssen loszureißen. Allzu gern hätte er ihn nach allen Regeln der Kunst verwöhnt und verführt. Aber er wusste, es steigerte nur den letztendlichen Genuss, wenn man das Ersehnte noch etwas hinauszögerte.
„Ich muss jetzt gehen“, flüsterte er kaum hörbar und war verschwunden, noch ehe Franklin antworten konnte.
Luciens erneutes Auftauchen brachte Franklin aus dem Konzept. Seine Nerven lagen blank, er reagierte den ganzen Morgen aggressiv und zermarterte sich den Kopf, was der Lord in London wollte. War er Mel gefolgt, weil er es nicht duldete, dass sie erneut in ihre Familie zurückkehrte? Oder ging es um ihn? Darum, zu beenden, was er vor einem Jahr begonnen hatte?
Diese Möglichkeit verwandelte seine Eingeweide in einen eisigen Klumpen. Er hatte Lucien schon beim letzten Mal nur mit Mühe widerstehen können, sein Krafttier sich als nutzlos erwiesen gegen die Macht des Vampirlords. Wenn dieser mit seiner Vermutung nur nicht so richtig liegen würde. Gequält schloss er die Augen. Ja, es stimmte, dass Armand ihm nur den kleinen Trunk gewährte. Dass sie alle glaubten, damit allein sei die Macht des Lords gebrochen, weil die Sucht befriedigt wurde. Doch es war mehr als das. Wer einmal die Leidenschaft eines Vampirs gespürt hatte, sehnte sich ein Leben lang danach.
Nun, meist dauerte so ein Leben dann ja auch nicht mehr lange. Mel hatte gesagt, ein Opfer zu töten sei gnädiger. Das stimmte. Die Sehnsucht nach all den Empfindungen, die dabei erwachten, brannte wie ein verzehrendes Feuer in der Seele. Aus diesem Grund lehnte Franklin es auch ab, jemals von Mel zu trinken. Mehr als einmal war die Versuchung groß gewesen, während Armand verschwunden war. Doch seine Vernunft sprach dagegen. Sie würden es nicht beim Blut belassen. Er würde es nicht dabei belassen. Und ein Wort von ihm hätte genügt, damit Melissa auch den anderen Hunger stillte. Er wusste zu gut, auf welch Messers Schneide ihrer beider Selbstbeherrschung stand. Dafür war der Blutdämon zu stark. Das wollte er weder ihr noch sich antun.
Aber Lucien … Wie lange konnte er sich gegen die Versuchung wehren? Wie lange wollte er es überhaupt?
Es klopfte an der Tür zu seinem Büro. Maurice streckte seinen Kopf herein. „Franklin, dieser Blue ist eben gekommen. Der Kerl, der mit Donald Rybing da war. Er sagt, er müsse dich sprechen. Dringend.“
Franklin runzelte die Stirn. Was konnte der Mann von ihm wollen? Ging es um Mel? Wussten die Sangui schon, dass sie in London war? Wenn ja, musste ihm klar sein, dass er sie bei Tage nicht antreffen würde. Er überlegte, ob er ihn wegschicken sollte, entschied sich aber dagegen. Je kooperativer er sich verhielt, umso sicherer war Mel.
„Bring ihn herein, Maurice. Und sag Vicky, sie soll ein Teegedeck herrichten. Gastfreundschaft hat noch nie geschadet.“
Als der Sangui Franklins Büro betrat, hatte er noch weniger Ähnlichkeit mit einem von Donalds Leuten wie am Tag zuvor. Zerfetzte Jeans, ein weißes T-Shirt und Dreitagebart. Er war zwar nicht vielen Sangui in seinem Leben begegnet, doch in dieser Aufmachung lief keiner von denen herum.
„Nun, was kann ich für Sie tun, Mr. …?“
„Sagen Sie einfach Blue. Das tun alle.“
Er räusperte sich. Welchen Grund hatte dieser Mann, keinen Nachnamen anzugeben? „Also gut. Blue. Was führt Sie her?“
„Es geht um Ihre Tochter, da dachte ich mir, dass es Sie interessieren würde. Aber vorher …“
„Ja?“
Blue sah zur Tür. Er hatte gute Ohren, denn tatsächlich öffnete sich diese gleich darauf und Vicky kam mit sauertöpfischer Miene herein, stellte das Tablett auf den Schreibtisch, dass die Tassen nur so klirrten und fragte steif: „Kann ich sonst noch etwas für unseren Gast tun?“
Franklin wurde heiß und kalt. Er warf Vicky einen tadelnden Blick zu und deutete ihr mit einer kaum merklichen Geste, zu gehen.
„Wunderbar. Ich habe nämlich noch genug zu tun.“ Sie wirbelte herum und schloss das Büro lautstark hinter sich.
Blue nahm es mit Humor, er grinste breit. „Was war das denn? Muss ich fürchten, dass mein Tee vergiftet ist?“
Franklin hatte das Gefühl, der Kragen seines Hemdes sei um einige Nummern enger geworden. „Nein, nein. Sie hat heute wohl … einen schlechten Tag.“ Und war auf Dämonenjäger, die ihre
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