Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
angerichtet hatte, bis mir deren Fürst die Augen öffnete.
„Cyron wird kaum jemand glauben. Jeder weiß, dass die Dämonenjäger ihn hierhergebracht haben und er getürmt ist, als man ihn abknallen wollte. Aber du solltest vorsichtig sein.“ Alwynn nickte entschieden.
Ich konnte es Cyron nicht einmal verdenken, dass er mich beschuldigte. Er wusste, ich war hinter ihm her, da lag der Gedanke nahe, dass ich versucht hatte, ihm aufzulauern und ihn zu erschießen. Ich war froh, hier zu sein. In Miami hätte ich unter diesen Umständen schlechtere Karten gehabt, denn dort besaß Cyron noch Verbündete.
„Der PU wird allmählich zum Pulverfass. Wenn nicht bald jemand dahinterkommt, wer uns mit diesen Waffen angreift, entbrennt noch ein Bruderkrieg. Es gibt schon etliche Gruppen, die sich gegenseitig beschuldigen.“
Ich musste daran denken, was Steven in Miami erfahren hatte. Dass die Sangui bewusst mit den Waffen handelten, oder dass es Diebesgut war. Vielleicht beides. Vielleicht tarnten sich die Mitglieder des Ordens aber auch nur und verübten die Anschläge selbst. Doch der Gedanke besaß gleich zwei Haken. Warum sollten sie es verdeckt tun? Und warum dann ihren eigenen Kontaktmann zweimal in Gefahr bringen? Ich gab Alwynn recht, bald würde jeder jeden verdächtigen. Da durfte ich mich nicht reinziehen lassen. Nicht nach dem, was Blue meinem Vater gesagt hatte und erst recht nicht in Anbetracht der Aufgabe, die vor mir lag.
„Es ist schon interessant, dass die Sangui immer schnell zur Stelle sind, wenn wieder was passiert ist. Die kümmern sich um die Leichen, damit die Polizei weiter von der üblichen Kriminalität spricht und kein Pathologe Fragen stellt. Da ist was oberfaul.“ Alwynn sprach meine Gedanken aus.
Mein Handy klingelte. Ein Blick auf das Display ließ mich stutzten. Lemain? Wir hatten unsere Nummern ausgetauscht, als Armand verschwunden war, doch warum rief er mich jetzt an?
Mein Liebster zuckte kaum merklich die Schultern. Ich nahm den Anruf an und erfuhr von Armands dunklem Vater, dass in dieser Woche bereits mehrere PSI-Clubs in Frankreich angegriffen worden waren. Lemain hatte von dem Anschlag auf das Bat’s Inn gehört und sich aufgrund der Parallelen entschieden, uns zu verständigen. Mal handelte es sich bei dem Angreifer um einen Einzelnen wie im Leonardo’s, mal stürmte eine ganze Gruppe die Bar. Zufälle? Oder gehörte beides zusammen? Scharte jemand Mittäter um sich? Das wäre eine weitere Parallele zu meinem Feldzug gegen die Crawler, die mir gefährlich werden konnte. Auf alle Fälle sehr verwirrend.
„Ich nehme doch an, dass ihr euch bereits darum kümmert?“ Mit ‚ihr’ meinte er die Ashera.
„Das ist im Moment nicht so einfach“, entgegnete ich. „Aber wir haben ein Auge drauf.“
Er nahm besorgt zur Kenntnis, dass es hier mehr Probleme als die augenscheinlichen gab, akzeptierte aber, dass ich nicht näher darauf einging. Auch Armand machte ein besorgtes Gesicht. Konnte man unter diesen Umständen noch an Zufälle glauben?
„Geh jetzt lieber nach Gorlem Manor. Ich bin beruhigter, wenn ich dich dort weiß“, bat er eindringlich. Als ich widersprechen wollte, legte er mir den Finger an die Lippen und lächelte besänftigend. „Tu mir den Gefallen, Mel. Kümmere du dich um Tizians Angelegenheit, ich übernehme den Rest.“
Er wusste, dass es mir nicht passte. Ich war nicht gut im Unterordnen. Dennoch gab ich nach, weil er mir keine Alternative ließ. Dabei fühlte ich mich wie ein Feigling und vor allem ausgeschlossen. Keiner im PU hier stand mir negativ gegenüber, doch Armand hatte in kürzester Zeit eine Stellung bei ihnen eingenommen, die keiner von uns erwartet hätte. Ich sollte froh darüber sein, aber ich verstand nicht, warum sie ihn so anders betrachteten als mich.
„Vergiss nicht die Festung ohne Wiederkehr“, erinnerte mich Osira auf dem Weg zu meinem Vater. „Man hateinen großen Respekt vor ihm, dass er sie überstanden hat. Das schaffen nur wenige. Offen gestanden ist er der Einzige, von dem ich weiß.“
Damit hatte sie recht. Ich wollte seine Leistung, oder wie auch immer man es nennen sollte, nicht herunterspielen. Ohne fremde Hilfe dieser Hölle entkommen zu sein. Es besaß nur einfach nichts Greifbares für mich. Armand sprach nie davon. Ich hatte keine Ahnung, was genau dort vorgefallen war, welchen Wesen er sich entgegenstellen musste, was es an Körper und Geist aus ihm gemacht hatte. Das Einzige, was ich sicher wusste, war, dass
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