Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
an.
„Was gibt es so Wichtiges, dass du forderst, mich zu sehen?“ Kalistes Stimme gab ihre Laune wieder.
Cyron schluckte. Er hatte einen Knoten in der Kehle, der ihn fürchten ließ, sein Anliegen nicht vorbringen zu können. Sein Blick ging zu dem Ghanagoul, der seine Waffe schussbereit hielt. „Ich … ich wollte …“
„Hör auf zu stottern! Sag, was du zu sagen hast und wehe dir, es ist nicht wichtig.“
Er nickte heftig, rieb seine feuchten Hände an den Hosenbeinen und kam sich minderwertig vor in seiner verkrüppelten Gestalt. „Es geht um den Waffenhändler“, begann er, wurde sich im selben Moment klar, dass seine Anschuldigung auch auf ihn ein schlechtes Licht warf, schließlich hatte er den Kontakt hergestellt.
Kaliste schnaubte. „Der Kerl geht mir allmählich auf die Nerven. Er hält mich hin. Ich kann nicht sagen, dass ich dir dankbar für diese Vermittlung bin.“
Cyron biss sich auf die Lippen. Sein Verstand raste, weigerte sich jedoch, ihm die richtigen Worte einzugeben.
Kaliste verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Der Gef huschte zwischen seinen Beinen herum und gab ein gackerndes Kichern von sich. „Hast du deine Zunge verschluckt oder was ist los? Ich hab nicht die ganze Nacht, also verschwende nicht meine Zeit“, fauchte die Königin.
„Er … er ist ein Sangui!“
Zitternd harrte er ihrer Reaktion. Er wusste, dass er mehr sagen sollte, ihr schnell erklären, wie es zu all dem gekommen war, doch er stand nur da, wagte nicht, sie anzusehen und hatte das Gefühl, sein Körper löste sich langsam auf, weil er bereits seine Arme und Beine nicht mehr spürte.
„Was?“, zischte Kaliste. „Du hast mir einen Spion der Dämonenjäger geschickt?“
Der Gef fauchte, bereit, Cyron auf den kleinsten Befehl seiner Herrin hin anzugreifen. Doch der blieb aus. „Ich hatte keine Wahl“, stieß er hervor. Die Lux Sangui haben mich gefunden, als ich …“ Er konnte es in ihrer Gegenwart nicht aussprechen, was sie ihm angetan hatte.
„Vielleicht hätte ich besser daran getan, mich zu vergewissern, dass du tot bist, ehe ich dich verließ. Ein Sangui!“
„Ich dachte, er betrügt den Orden“, jammerte Cyron. „Sonst hätte ich mich darauf nicht eingelassen.“
Ihr Blick war voller Verachtung. Ob sie seine Lüge durchschaute? Wenn es überhaupt eine war. Er wusste selbst nicht mehr, was er glauben sollte. Hatte Blue ihn belogen, als er vorgab, der Plan stamme von Donald Rybing? Oder entsprach das der Wahrheit, und er war einem Irrtum aufgesessen, Blue für einen Verräter an seinen Leuten zu halten? Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Besuche in Gorlem Manor eher für Letzteres sprachen. In seiner Verzweiflung erniedrigte sich Cyron vor Kaliste, indem er auf die Knie fiel und um Vergebung flehte. „Der Orden wollte nur, dass ich Blue in den Untergrund einschleuse“, blieb er bei der Version, die man ihm eingetrichtert hatte. „Er kam aus eigenem Antrieb zu mir mit den Waffen und fragte nach jemandem, der Interesse an solcher Ware hätte.“
„Und du hast dich nie gefragt, was dahintersteckt? Dass es ein Plan sein könnte?“
Er schüttelte den Kopf, obwohl er sich so immer tiefer in ein Lügennetz verstrickte, das er nur zum Teil mitgewoben hatte. Die Gefahr, dass er sich in den klebrigen Fäden der anderen verfing, war groß.
„Warum hast du deine Meinung jetzt geändert?“, wollte Kaliste wissen.
„Das habe ich nicht.“
Sie hob verständnislos die Brauen.
„Es ist weniger, dass ich ihn wegen der Waffen für einen Betrüger halte.“
„Sondern?“
„Er geht in Gorlem Manor ein und aus. Vielleicht hat er gänzlich das Lager gewechselt und betrügt den Orden ebenso wie dich.“
Jetzt wurde Kaliste still. Das gefährliche Funkeln in ihren Augen erlosch und sie schürzte nachdenklich die Lippen. „Hm! Das sind interessante Neuigkeiten.“
Cyron schöpfte Hoffnung. Noch hatte es keine Konsequenzen für ihn gehabt. Vielleicht kam er mit heiler Haut davon.
„Es wird sich schon herausfinden lassen, wer von euch beiden lügt.“ Sie gab dem Ghanagoul ein Zeichen. „Du kommst mit uns. Und dieser Blue wird in Kürze ebenfalls zu uns stoßen.“
Es war nicht Luciens Art, seine Anwesenheit offen zur Schau zu stellen. Er hatte es nur bei seiner Ankunft in London getan, nachdem er spürte, dass Dracon ebenfalls in der Stadt war. Was hatte es ihm gebracht? Nichts! Dracon fürchtete ihn nicht. Indem er ihm das Leben gerettet hatte, stand Lucien nun in seiner Schuld.
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