Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
umgehend auf den Weg zu machen, um die erste Gefängnistür zu öffnen.
Welch glückliche Fügung des Schicksals, dass ihm jemand freiwillig seine Hilfe angeboten hatte, von dem er zuvor glaubte, er werde einen von ihnen dazu nötigen müssen. So war die Sache noch viel einfacher als er zu hoffen gewagt hätte. Jetzt konnte er praktisch überall hingelangen, ohne dass ihn jemand aufhalten konnte. Hindernisse gab es nicht, wenn man seine eigenen Tore besaß.
„Sie kommt zu sich.“
Nachdem Steven und Thomas die Lupin in ihr Loft gebracht hatten, das sie seit drei Jahren gemeinsam bewohnten, war Steven die ganze Nacht bei ihr geblieben, damit Thomas eine Weile schlafen konnte. Kurz vor Sonnenaufgang stellte er mit einem Beruhigungsmittel sicher, dass sie nicht tagsüber aufwachte, wenn sein Lebensgefährte mit ihr allein war. Auch wenn sie bei ihnen Hilfe gesucht hatte, konnte man nicht einschätzen, wie sie sich verhielt, wenn sie wieder zu sich kam. Eine Lupin griff für gewöhnlich keinen Menschen an, war aber durchaus dazu in der Lage. Eine Verletzung wie diese machte sie nicht ungefährlicher. Vor allem, solange sie nicht wussten, wer ihr die beigebracht hatte. Das Risiko war zu groß erschienen.
Jetzt kontrollierte er die Naht, legte der schwarzen Wölfin beruhigend die Hand auf die Schulter, während ihre Lider flatterten und sie sich zurück ins Bewusstsein kämpfte. Ihr Leib zitterte, sie hatte sicher Schmerzen. Dagegen würde er ihr gleich etwas geben. Und die Erinnerung an das Geschehen machte ihr Angst. Ihre Beine zuckten, als wollte sie fortlaufen, ihr Körper spannte sich an.
„Es ist alles in Ordnung“, raunte er ihr zu. „Du bist in Sicherheit.“
Sie seufzte tief und wurde ruhiger. Einige Atemzüge lang schien es, als wäre sie wieder in Schlaf versunken, doch dann öffnete sie die Augen und blickte Steven und Thomas an.
„Willkommen unter den Lebenden“, begrüßte Steven sie lächelnd.
Ohne zu antworten, versuchte die Lupin, sich aufzurichten, wurde aber von ihnen zurückgehalten.
„Das solltest du noch nicht tun. Die Wunde war sehr tief. Gönn dir noch ein paar Tage Ruhe. Hier wird dich niemand finden.“
In ihren Augen lag kein Misstrauen, als sie ihren Kopf zu Steven umwandte. „Danke“, brachte sie mühsam hervor.
„Keine Ursache. Magst du uns erzählen, wie es dazu kam?“ Er deutete auf die Wunde. Die Wölfin folgte seinem Blick.
„Ich war auf Futtersuche. Da haben sie mich plötzlich umzingelt.“
Thomas runzelte die Stirn. „Wer? Lycaner?“
„Nein. Menschen. Und ein Gestaltwandler. Ich habe ihn an seinem Geruch erkannt.“
Steven tauschte einen vielsagenden Blick mit seinem Gefährten. Das klang nach Ärger. Die Gestaltwandler gehörten inzwischen zu den Guten. Aber schwarze Schafe gab es leider immer wieder.
„Er hat sie angeführt. Sie haben nach einer wie mir gesucht.“
„Gesucht? Wozu?“ Eine Gruppe fehlgeleiteter Gothics vielleicht, die irgendein Tier als Opfergabe suchte?
„Ich weiß nicht wofür. Aber als sie mich in die Enge getrieben haben, sagte der Gestaltwandler, dass jemand schon auf mich warten würde. Ich hatte Angst. Bei meiner Flucht hat mich einer der Menschen mit dem Messer verletzt. Ich habe nur noch seinen Todesschrei gehört. Der Gestaltwandler war wohl nicht damit einverstanden, dass man mich verletzte.“
Das ergab alles keinen Sinn. Was mochte es bedeuten? Steven würde sich in den Reihen des Untergrundes umhören, ob ein Gestaltwandler bekannt war, der sich als Guru für ein paar Satanisten berufen fühlte.
„Wie heißt du?“, fragte Thomas und hielt der Lupin eine Schale mit frischem Rindfleisch hin. Nicht ihre bevorzugte Speise, aber Menschenfleisch war schwer zu kriegen und sie musste bei Kräften bleiben.
„Ich heiße Aliya“, antwortete sie und schlang die Brocken gierig hinunter. Offenbar störte sie der unübliche Quell nicht im Geringsten. „Ich muss Kontakt zu meinem Rudel aufnehmen.“
„Sag uns, wo wir sie finden, dann erledigen wir das“, bot Steven an. Aliya sah ihn ungläubig an. Ein Vampir, der sich freiwillig einem Rudel Lupins näherte, begegnete ihr wohl nicht alle Tage. „Du kannst noch nicht nach draußen gehen und ich schätze, Handys werden sie nicht haben. Also haben wir keine Wahl. Vielleicht kannst du mir etwas geben, das ich ihnen als Pfand zeigen kann, damit sie nicht über mich herfallen.“ Obwohl er selbst in diesem Fall keine Sorge gehabt hätte. Auch wenn Vampire Lupins mieden,
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