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Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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für mich.
    „Ich war immer in deiner Nähe“, sagte er.
    „Das bezweifle ich. Niemand wusste, wo ich in den letzten Jahren war.“ Sein Bemühen, wie mein geheimnisvoller und allgegenwärtiger Schatten zu erscheinen konnte er sich sparen. Ich brauchte ihn, weil er ein guter Kämpfer war, und ich gab gern zu, dass ich ihn ebenso vermisst hatte wie Steven oder Pettra. Aber er sollte auf dem Teppich bleiben, damit es im Angesicht eines Krieges mit Domenikos Lycanern nicht auch noch in den eigenen Reihen eskalierte.
    Dracon verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln, musterte seinen Schöpfer und dann meinen, bevor er mir wieder seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte und die Männer ignorierte, als wären sie nicht da. „Ach wirklich? Hast du dich so sicher – oder so einsam – gefühlt in deiner vom Sand verborgenen Pyramide?“ Ich zuckte zusammen und starrte ihn sprachlos an. „So vergessen von der Zeit wie der uralte Stein? Ein kaltes Herz“, er warf einen flüchtigen Blick zu Armand, „das keine Glut mehr erwärmen kann.“ Seine braunen Augen ruhten auf mir, berührten mich in einer Art und Weise, die eine Saite in mir zum Klingen brachte, und das wusste er. „Ich war immer da. Ein Gedanke hätte gereicht. Aber dein Herz und deine Seele blieben leer.“
    Er sprach nicht ohne Bitterkeit und mir fuhr ein eisiger Schauder durch die Glieder im Erkennen, dass er die Wahrheit sagte. Wo hatte er sich verborgen? In einer Kammer keine zehn Meter von uns entfernt? Und wir beide hatten nichts bemerkt? Auch Armand kniff die Lippen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Er spürte so gut wie ich, dass Dracon uns nichts vormachte. Wir waren nicht allein gewesen. In den ganzen sieben Jahren nicht. Ein beunruhigender Gedanke.
    Dracon öffnete die Lippen, ich spürte seinen Atem über meine Wange streicheln, obwohl er noch immer fünf Schritte von mir entfernt stand. Oder doch nicht mehr? In meinem Kopf hörte ich seine Stimme, wusste, dass er Armand und Lucien in diesem Moment ausschloss. Er wob einen Zauber, den ich schon einmal mit ihm geteilt hatte. Immer wieder war es mir gelungen, den Faden zu durchtrennen, ehe er den Kokon vervollständigte, der mich einlullen sollte. Doch jedes Mal blieb ein Gefühl der Unvollständigkeit zurück, weil uns etwas verband, das ich nicht hinnehmen wollte, obwohl ich wusste, dass ich ihm nie ganz entkommen konnte. Seine Antwort war ein wissendes Lächeln der Zufriedenheit und diesmal war er es, der den Faden zerschnitt.
    Verwirrt blickte ich mich um. Es konnten nur Sekundenbruchteile vergangen sein, sonst wäre Armand eingeschritten. Mir aber kam es vor, als hätten wir minutenlang so dagestanden.
    Ich kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, da Luciens Butler eintrat, mit Franklin im Schlepptau. Mein Vater war bleich, sein Gang unsicher. Lucien war sofort an seiner Seite und legte fürsorglich den Arm um seine Schultern. Die Sorge war nicht gespielt, was mich insgeheim freute. Falls Dracons Anwesenheit meinen Vater überraschte, so merkte man es ihm nicht an. Dafür war er zu aufgewühlt. Er bat Lucien, den Fernseher einzuschalten und Sekunden später wussten auch wir, was ihn so erschütterte.
    Auf allen Kanälen flimmerten Sondermeldungen über den Bildschirm. Im Pazifik hatte ein Marineschiff Radar-Bilder einer riesigen Seeschlange aufgenommen, für deren Auftauchen es keine Erklärung gab. Die genaue Größe war bislang unklar, da man derzeit von einem Versagen der Instrumente ausging, die Ausmaße zeigten, die unmöglich stimmen konnten. Sicher war nur, dass das Tier einen länglichen Leib besaß und sich sehr schnell im Wasser bewegte. So tief am Meeresboden, dass sein Erscheinen auf dem Radar mehr einem Zufall glich, weil Unterwasser-Gesteinsformationen es näher an die Wasseroberfläche gezwungen hatten. Mehrere Forschungsschiffe waren in diesen Minuten auf dem Weg zur Sichtungsstelle, um dem Phänomen auf den Grund zu gehen. Mir ging nur ein Gedanke durch den Kopf: Jeder, der sich dorthin wagte, war zum Tode verurteilt, denn das Radar hatte keinen Fehler. Es hatte die Midgardschlange geortet.
    Diese Erkenntnis entzog mir jegliche Kraft. Ich sank auf einen der Stühle und fühlte mich von innen nach außen gedreht. Nicht mehr ich, nicht mehr wirklich. Meine Gedanken durchliefen die letzten fünfzehn Jahre im Reverse-Modus. Die Erinnerung erschütterte mich, dass ich damals als junge Hexe zwar an Magie, Götter, Geister und Legenden geglaubt, aber nicht die

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