Ruf Des Dschungels
die Menschen halfen ihnen.
Ein Jahr später beschloss er, trotz allem in sein Heimatland zurückzukehren. Er verbrachte einige Zeit in Merauke und Jayapura, dann verschärfte sich die Situation wieder dramatisch, und G. Tommy flüchtete mit etwa 250 weiteren Männern in den Dschungel. Sie hatten vor, den Widerstand gegen die Indonesier zu planen, beschlossen aber, erst einmal den Ausgang des Referendums, des »Act of Free Choice«, abzuwarten.
Gelegentlich erhielten sie Nachrichten über die Vorgänge in Jayapura. Eines Tages kam ein Papua zu ihnen und berichtete, dass in den Tagen vor der Abstimmung indonesische Panzer und Soldaten die Straßen von Jayapura beherrschten. Der Mann sprach aus, was viele dachten: Das Ganze sah aus wie eine kriegerische Invasion, doch gegen wen wollten die Indonesier Krieg führen?
An einem Spätnachmittag im Juli 1969 versammelten G. Tommy und seine Kameraden sich vor einem kleinen Radio, um den Ausgang der Wahl zu erfahren, die ihr Schicksal entscheiden würde. Traurigkeit und Entsetzen überkamen sie, als der indonesische Sprecher voller Stolz verkündete: »Wir haben gewonnen, das Resultat lautet 100 Prozent für den Anschluss an die Republik Indonesien.« An diesem Tag schloss sich G. Tommy gemeinsam mit einer Hand voll Männer einem Netzwerk an, das im Laufe der Jahre stark anwachsen sollte und bekannt wurde als OPM , die Bewegung Freies Papua. Denn die Papua realisierten, dass sie von nun an um ihre nackte Existenz kämpfen mussten.
Einige Jahre später wurde G. Tommy mit dem Auftrag losgeschickt, eine Gruppe Flüchtlinge zu beschützen, die sich unter Lebensgefahr nach Papua-Neuguinea aufmachten. Dort angekommen, wurde er festgenommen und in ein Gefängnis in Port Moresby gebracht. Die Regierung von Papua-Neuguinea beugte sich inzwischen dem internationalen Druck und distanzierte sich vom Freiheitskampf ihrer Nachbarn.
Im Gefängnis besuchte ihn ein ghanaischer Flüchtlingshelfer, der ihm ein Visum für Ghana anbot. G. Tommy, der schlussfolgerte, dass es seinen Tod bedeuten würde, wenn sie ihn nach West-Papua deportierten, nahm dieses Angebot an und ging nach Ghana. Einige Jahre später bekam er ein Visum für die Niederlande, wo er bis heute lebt und voller Sehnsucht auf den Tag wartet, da sein Land wieder frei sein wird und er nach Hause zurückkehren kann.
Artikel XVIII :
Indonesien wird mit Hilfe und Beteiligung des Vertreters der Vereinten Nationen und seines Stabes dafür sorgen, dass die Bevölkerung des Territoriums Gelegenheit zu einer freien Wahl erhält. Dabei ist Folgendes zu berücksichtigen:
…
c) Die Fragen sind so zu formulieren, dass sie den Bewohnern gestatten zu entscheiden (a), ob sie im indonesischen Staatenbund verbleiben oder (b) sich von Indonesien lösen wollen.
d) Allen Erwachsenen, Männern wie Frauen, die keine Ausländer sind, muss die Möglichkeit gegeben sein, sich an diesem Akt der Selbstbestimmung zu beteiligen, der in Übereinstimmung mit internationaler Praxis zu gestalten ist. Dies betrifft jene, die zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des vorliegenden Abkommens Einwohner des Territoriums sind, ebenso wie jene, die nach 1945 ausgewandert und in das Territorium zurückgekehrt sind und nun ihren ständigen Wohnsitz dort haben …
Artikel XXII :
Die UNTEA und Indonesien werden die Rechte der Einwohner, insbesondere das Recht auf freie Meinungsäußerung, Freizügigkeit und Versammlung, garantieren …
Er hieß Wenda. Er gehörte dem Ältestenrat seines Stammes an und war somit ein bedeutender Mann in der Gemeinschaft, die friedlich im Hochland von West-Papua lebte. Zumindest bis zu jenem Tag, als Wenda von den Indonesiern als Vertreter seines Gebiets bei der bevorstehenden Wahl von 1969 ausersehen wurde. Gemeinsam mit anderen Papua-Vertretern wurde er nach Wamena geflogen, um dort von den Indonesiern ein »Training« für die Wahlen zu bekommen.
Bei ihrer Ankunft erhielten die Männer neue Kleidung und Geschenke wie Radios, Batterien und Taschenlampen. Bald darauf begann der Unterricht, wie die Indonesier es nannten. Sie mussten sich in einem großen Raum versammeln und auf Stühle setzen. Mit Hilfe eines Dolmetschers – die meisten von ihnen beherrschten die indonesische Sprache nicht – brachte man ihnen bei, dass sie, sobald sie das Wort »Indonesien« hörten, aufgeregt aufspringen, die Arme hochreißen und »Ja!« rufen sollten. Bei dem Wort »Papua« dagegen sollten sie alle sitzen bleiben und nichts sagen. Und
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