Ruf Des Dschungels
identischen Ausfertigungen, von denen eine der Generalsekretär verwahren und jeweils eine den Regierungen der Vertragsparteien ausgehändigt wird.
Unterzeichnet, Subandrio für die Republik Indonesien,
unterzeichnet, J. Herman von Roijen für das Königreich der Niederlande,
unterzeichnet, C. W. A. Schurmann für das Königreich der Niederlande.
»Mein Name ist Benny Wenda, ich gehöre zum Stamm der Lani und wurde in einem kleinen Dorf im Hochland von West-Papua geboren. Während meiner ersten beiden Lebensjahre wohnten wir mit unseren Stammesgenossen im Dorf, umgeben von wunderschönen Bergen.
Doch unter den Bewohnern der Insel erhob sich ein Grollen, Veränderung lag in der Luft, eine veränderte Atmosphäre, die das Land befiel und sich schließlich auch dem indonesischen Militär mitteilte. Als Antwort darauf kamen noch mehr Soldaten und Polizisten nach Papua. Die Verhaftungen und Folterungen eskalierten, als die Indonesier sich auf die Suche nach denjenigen machten, die für diese Veränderung verantwortlich waren, und dann, im Jahr 1977 , explodierte das Ganze.
Es begann mit der Verhaftung dreier Stammesältester in einem anderen Dorf. Die übrigen Angehörigen des Ältestenrats mussten mit ansehen, wie diese drei Männer zu Tode geprügelt wurden.
Als sich die Nachricht überall herumsprach, gerieten die Papua in Rage. Die Polizei begann all jene zu verfolgen, die das Schweigen über die ›Wahl‹ von 1969 gebrochen hatten, ebenso wie jeden, der das Wort Freiheit auch nur erwähnte. Soldaten durchkämmten die Dörfer in den Bergen und töteten alle, die sie verdächtigten, ein Separatist oder Mitglied der OPM zu sein. Als das Morden überhand nahm, flohen Tausende aus ihrer Heimat und wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land. So auch wir: Mein Vater war schon untergetaucht, und als die Situation in unserem Dorf unerträglich wurde, floh meine Mutter eines Nachts mit mir und meiner Tante in den Dschungel. Wir überquerten einen Fluss und versteckten uns, während das Militär unser Dorf durchsuchte.
Als die Soldaten merkten, dass die Dorfbewohner meist vor ihrer Ankunft gewarnt wurden und sich rechtzeitig versteckten, änderten sie ihre Taktik und begannen die Dörfer aus der Luft zu bombardieren. Doch die meisten Stammesangehörigen wussten nicht einmal, dass es so etwas wie Bomben gibt. Wenn sich ein Flugzeug näherte, begannen sie daher oft zu tanzen, sie versammelten sich und jubelten, weil sie glaubten, nun käme die lang erwartete Hilfe. Stattdessen erwartete sie nichts als der Tod, verbrannte Dörfer, zerstörte Felder. Viele suchten Schutz in ihren Häusern, nur um festzustellen, dass es vor dem Tod, der aus dem Himmel kam, keinen Schutz gab.
Meine Mutter und meine Tante gingen weit fort, flohen von einem Dorf zum nächsten oder lebten in Höhlen, bis sie vom Militär aufgespürt wurden und erneut fortlaufen mussten. Während einer solchen Flucht trug meine Mutter mich einmal einen Berghang hinauf. Sie rannte vor dem herannahenden Militär davon und stürzte mit mir, wobei ich mir das rechte Bein brach. Aber wohin sollten wir uns schon wenden, um es behandeln zu lassen? Wo konnten wir Hilfe finden? Mein Bein verheilte zwar irgendwann, ist aber seitdem mehrere Zentimeter kürzer als das linke.
Im Jahr 1979 , wir waren jetzt seit zwei Jahren auf der Flucht und hatten meinen Vater noch immer nicht aufspüren können, erreichten wir endlich ein kleines Dorf, in dem wir Unterschlupf fanden.
Eines Tages nahm meine Tante mich mit, um im Garten etwas Gemüse zu ernten, während meine Mutter außerhalb des Dorfs nach Nahrung suchte. Plötzlich hörten wir das Dröhnen eines Flugzeugmotors und hielten inne. Auch hier waren die meisten Dorfbewohner noch nicht mit Flugzeugen, geschweige denn mit Bomben in Berührung gekommen und traten aus ihren Häusern, um zuzusehen, wie die Maschine näher kam. Ich muss damals etwa fünf Jahre alt gewesen sein. Aber ich erinnere mich noch heute daran, wie die erste Bombe auf die Menschen fiel, wie ihre Leiber zerfetzt wurden und Entsetzensschreie die Luft erfüllten.
Ich versuchte über den Zaun zu klettern, der um den Garten verlief, um die Wildschweine fern zu halten, aber er war zu hoch. Die Bomben fielen weiter, und als ich merkte, dass ich nicht weiterkam, versteckte ich mich in einem Wassergraben. Bomben fielen überall um mich herum, und bald war ich über und über mit Erde bedeckt.
Nachdem die Maschine abgedreht hatte, kehrten die Dorfbewohner zurück,
Weitere Kostenlose Bücher