Ruf Des Dschungels
im Boot nach Foida
Nach einigen Stunden begannen wir mit den Vorbereitungen für unsere Weiterfahrt nach Foida. Ein paar Männer brachten unser Gepäck hinunter zum Fluss, wo Papa ein großes Kanu mit Außenbordmotor liegen hatte. Gemeinsam mit Fusai ging ich zum Ufer und setzte mich ganz vorne in das Boot.
Papa deckte das Gepäck hinter mir mit einer großen Plastikplane ab, da am Himmel inzwischen dunkle Wolken aufgezogen waren. Ein Dani-Mann namens Pak Hibiri, ein Mitglied des YPPM , der bei den Fayu lebt, nahm am hinteren Ende des Bootes Platz, um das Kanu zu steuern.
Wir winkten den Leuten vom Stamm der Tigre, die uns bis zum Boot begleitet hatten, zum Abschied und hielten auf die Mitte des Flusses zu. Neben Papa, Aron, mir und dem Steuermann waren nur noch ein paar wenige Iyarike mit an Bord. Pak Hibiri würde später zurückkehren und die anderen abholen, die wegen all unseres Gepäcks nicht mehr in das Kanu gepasst hatten. Wind zog auf, und der Himmel verdunkelte sich rasch.
»Hoffentlich schaffen wir es bis nach Foida, bevor es anfängt zu regnen«, schrie Papa und versuchte, den lauten Motor zu übertönen.
Ich nickte zum Zeichen, dass ich ihn verstanden hatte, während wir mit der Strömung flussabwärts fuhren. Die Strömung des Klihi ist sehr stark, sogar in Ufernähe kann sie einen erwachsenen Mann spielend von den Füßen holen und mit sich reißen.
Pak Hibiri gab Gas, damit wir noch mehr an Fahrt gewannen. Plötzlich fing der Motor an zu stottern und verstummte schließlich ganz. Stille umgab uns für einen Augenblick, dann war in der Ferne ein Donnergrollen zu hören. Da spürte ich auch schon den ersten Regentropfen, dann den zweiten, ohne Vorwarnung öffnete der Himmel seine Schleusen, und in wenigen Sekunden waren wir durchnässt bis auf die Knochen. Die Strömung zog uns mit sich. Ich fing an zu frieren, als der Wind stärker wurde.
Ein Hauch von Abenteuer lag in der Luft, und mir wurde einmal mehr bewusst, wie sehr ich die Natur und ihre unvergleichliche Stärke liebe.
Pak Hibiri zog währenddessen wie von Sinnen am Startkabel, um den Motor wieder zum Laufen zu bringen. Mein Blick wanderte zu Papa hinüber, doch er wirkte so entspannt, als wäre er unterwegs zu einem sonntäglichen Picknick. Als er merkte, dass ich ihn beobachtete, warf er die Arme in die Luft und rief enthusiastisch: »Willkommen zurück im Dschungel!«
Ich musste laut loslachen. Solange er sich keine Sorgen machte, waren wir garantiert nicht in Gefahr. Etwa eine Viertelstunde lang trieben wir den Fluss hinab, und Pak Hibiri bemühte sich weiterhin vergeblich, den Motor anzuwerfen. Ich betrachtete das Flussufer, wo die dichte Vegetation fast bis ins Wasser reichte. Als ich wieder aufblickte, sah ich, dass wir auf eine Flussbiegung zutrieben. Wir waren jetzt gefährlich dicht am Ufer. Langsam wurde ich nervös, schließlich wusste ich genau, wie leicht ein Kanu kentert. Besorgt dachte ich an meine Fotoausrüstung. Je näher wir der Kurve kamen, desto unruhiger wurde ich, und es trug nicht gerade zu meiner Beruhigung bei, dass inzwischen auch Papa die Stirn in Falten zog. Wir glitten immer schneller durch das Wasser.
In Gedanken ging ich schon mal die einzelnen Schritte durch, was zu tun war, falls wir die Uferböschung streiften und kentern sollten. Was sollte ich als Erstes retten? Die Kamera oder doch den Laptop? Ich würde nicht mehr als ein Gepäckstück mit ins Wasser nehmen können.
Der Wind pfiff jetzt richtig stark, der Regen peitschte auf uns herab wie tausend kleine Nadeln. Wir hatten die Biegung fast erreicht, alle waren mucksmäuschenstill, nur das Donnergrollen war hin und wieder zu vernehmen.
Kaum hier, und schon mitten im ersten Abenteuer,
dachte ich und bereitete mich innerlich auf den Sprung ins Wasser vor.
Da erklang ein Stottern, und nach ein paar Aussetzern lief der Motor wieder. Alle jubelten erleichtert, Papa am lautesten. Inzwischen fror ich so sehr, dass ich am ganzen Körper zitterte.
»Wir haben es fast geschafft«, rief Papa mir über das Dröhnen des Motors und den prasselnden Regen hinweg zu. Tatsächlich bogen wir um eine weitere Flusswindung, und direkt vor uns war eine Hütte mit einem hölzernen Steg zu sehen, an dessen Ende mehrere Kanus vertäut waren. Es waren nur noch wenige Augenblicke, dann würde ich das Ziel meiner langen Reise erreicht haben. Nach über fünfzehn Jahren war ich endlich zurück in Foida!
Ich sah in den schwarzen Himmel hinauf, genoss den Regen auf meinem
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