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Ruf ins Jenseits

Ruf ins Jenseits

Titel: Ruf ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harwood
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dazu bewegen lassen, den Tag der Hochzeit festzulegen, nicht einmal drei Monate später. Magnus hatte nichts dagegen einzuwenden, in der Kirche zu heiraten. Aber zu verbergen, dass er den christlichen Glauben nicht teile, sei Heuchelei. Und da ich das irgendwie anerkannte, stimmte ich einer säkularen Zeremonie zu, die am letzten Samstag im März mit einer Sondergenehmigung durchgeführt werden sollte. Und noch ehe ich mich besinnen konnte, war er schon fort, und ich blieb zurück und spürte noch die Berührung seiner Lippen auf meiner Stirn. Seinen Besuch am nächsten Tag stattete er mir ab, um mir den Plan zu unterbreiten, eine Hochzeitsreise zu machen, so lange, wie ich nur wollte, zu jedem Ort der Welt. Ich lehnte ab und erklärte, ich würde lieber gleich ein gewöhnliches Eheleben beginnen, mit dem Gedanken, dass ich dann wenigstens nicht so bald gänzlich mit ihm alleine wäre. Aber dann fiel mir auf, wie undankbar dieser Gedanke war, wo Magnus doch willens war, seine Arbeit so lange zu unterbrechen um meines Vergnügens willen, und so war ich nicht in der Lage, ihm meine Zweifel an unserer Vermählung mitzuteilen, wie ich es mir vorgenommen hatte.
    In der Tat schien er nichts weiter von mir zu wollen, als dass ich seine Frau würde und sein Schicksal teilte, dass ich dabei mehr oder minder lebte, wie es mir gefiel, während er weiter arbeitete – er wünschte nichts, außer dass ich ihm einen Sohn schenken solle. Ich schrak zurück bei dem Gedanken daran, was das bedeutete, tadelte mich aber zugleich dafür. Edwardwar fort, und ich würde nie wieder einen anderen Mann auf dieselbe Weise lieben. Was ich eines Tages für Magnus empfinden würde, wäre deutlich anders, möglich, dass es besser wäre, keinen Vergleich zu haben. Selbst Frauen, die in ihrer Ehe zufrieden waren, liebten ihre Ehemänner nicht so, wie ich Edward geliebt hatte, nichtsdestotrotz liebten sie ihre Kinder über alles. Und abgesehen davon: Was war die Alternative, wenn ich das Wort, das ich ihm gegeben hatte, zurücknähme? Ich konnte nicht bei George und Ada bleiben, und dann wäre ich ganz auf mich gestellt. Auf meinen Brief, den aufzusetzen mich einige Überwindung gekostet hatte, hatte ich von meiner Mutter nur eine kalte Gratulation erhalten. Sie bedaure, dass sie und Sophie zu diesem Zeitpunkt nicht kommen könnten, da Sophie nun «in froher Erwartung» sei – diesen Euphemismus hatte sie sicherlich mit Bedacht gewählt, um mich zu kränken – und nicht in der Lage, London zu verlassen. Und natürlich war für meine Mutter nicht daran zu denken, für eine säkulare Zeremonie von Sophies Seite zu weichen.
    Magnus’ Großherzigkeit stach neben dem Verhalten meiner Mutter noch einmal deutlicher heraus. Und doch wuchs meine dunkle Vorahnung, bis Ada, die wie immer meinen Kummer erriet, sich erbot, für mich mit Magnus zu sprechen.
    «Aber was soll ich denn tun, wenn ich das Wort, das ich ihm gegeben habe, zurücknehme?» Ich weinte. Es war noch nicht einmal vierzehn Tage her, dass ich es ihm gegeben hatte.
    «Du bleibst bei uns», sagte Ada.
    «Nein, das könnte ich nicht. Wenn ich mein Wort nicht halte, muss ich von hier fort – es wäre nicht recht von mir, zu bleiben und   –»
    «Hast du Angst», fragte Ada einfühlsam, «dass er dir, wenn du ihn nicht heiratest, nicht helfen wird, wenn dein Leiden wiederkehrt?»
    «Vielleicht.»
    «Das reicht nicht für eine Ehe, Nell. Lass mich mit ihm sprechen – oder George, wenn dir das lieber ist.»
    «Nein – das darfst du nicht.»
    «Kannst du ihm nicht sagen, dass dein Herz immer noch Edward gehört?»
    «Ich habe es ihm gesagt – als er mich das erste Mal fragte   –, und er sagt, dass es ihn nicht stört.»
    «Aber, Nell, du hast mir erzählt, dass er sich Kinder wünscht – weißt du, was das bedeutet?»
    «Ja – aber lass uns jetzt nicht davon reden – noch nicht.»
    «Dann bitte ihn wenigstens um mehr Zeit», sagte Ada.
    «Ich werde es versuchen», sagte ich.
    «Nein: Versprich mir, dass du es tun wirst.»
    «Gut, ich verspreche es.»
     
    Aber irgendwie kam nie der richtige Moment dafür. Magnus hatte die nächsten zwei Monate alle Hände voll mit seinen Patienten zu tun und konnte nur für kurze Besuche nach Chalford kommen. Ich bemühte mich, diese letzten Wochen der Freiheit zu genießen, aber meine bevorstehende Vermählung hing wie ein dunkler Schatten über allem. Immer wieder versuchten George und Ada mich zu überreden, die Verlobung aufzuheben, aber in all

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