Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!
verwundeter Elefant und kam in meinen Mund. Sperma schmeckt wie Joghurt ohne Geschmack, wenig Kalorien, hoher Eiweißgehalt, ein bisschen scharf im Abgang. Manche mögen’s, aber mein Fall ist es gar nicht. Ich hasse Sperma! Erst neulich habe ich Fred zusammengeschissen, weil er in unserer Bürotoilette diese ekligen Flüssigseife-Spender installieren ließ. Ich finde, das ist, als ob einem jemand auf die Hand wichst! Aber Valmonts Samen schien mir das edelste Gesöff der Welt. Das heilige Abendmahl: Sein Leib. Sein Blut.
Meine Augenbinde lockerte sich, und ich sah die Silhouette: Groß, leptosom, Adlernase. Mehr konnte ich nicht erkennen, denn er schlug mich mit dem Handrücken ins Gesicht. Mein Protest fand keine angemessene Sprache. Oder wollte keine finden. »Sie werden mich erst sehen, wenn ICH es will.« Er richtete mein Tuch und küsste mich zärtlich auf die Stirn. »Rufen Sie nicht an. Ich komme wieder.« Cooler Abgang. Fast so cool wie in
Spiel mir das Lied vom Tod:
Sweetwater wartet auf dich, sagt Claudia Cardinale und lässt die Titten raushängen. Einer wartet immer, sagt Charles Bronson und geht. Valmont ist weg, ich weiß nicht, wie lange schon. Ich weiß nicht, ob er die Tür hinter sich geschlossen hat. Es ist mir auch egal. Die Stellen, auf die er seine Schläge applizierte, tauen langsam wieder auf. Ich liege mit halb geschlossenen Augen da und fühle mich wie ein Irrernach einer Elektroschockbehandlung. Die Dunkelheit, seine Körperlosigkeit. Sein heißer Atem, ohne dass ich ein Gesicht sah. Dazu der schöne Schmerz. Ich bin besoffen. Und durstig. Leider sehe ich mich außerstande, nach der Flasche Evian zu greifen, die direkt neben meinem Bett steht. Erst langsam tasten sich wieder reale Bilder in mein Hirn. Das Bett. Der Kamin.
Die Fernbedienung. Zappen! Flache Bäuche ab 5000 Mark! Neue Mützen aus alten Pullis! Zwischendurch behauptet eine Zwitterstimme, dass eine künstliche Vagina für 49,90 einen geileren Fick bringe als eine echte Frau. Es muss nach elf sein! Solche Werbung bringen sie erst nach elf. Mehr davon! In der Jubiläumsausgabe von
Coupé
ist ein frivoles Muschi-Spiel. Morgen zwanzig Uhr fünfzehn kommt der Filmfilm:
In den Fängen heißer Schenkel
. Ich schaffe es, einen Blick auf meine Breitling Kosmonaut zu werfen. Es ist fast ein Uhr.
Mein Blick fällt auf die BILD-Titelseite. Dort steht: KRIEGT MAN VOM SPERMASCHLUCKEN KARIES? Plötzlich bin ich hellwach und klingele besorgt meinen Zahnarzt aus dem Bett.
27. Is it a pistol in your pocket or are you just glad to see me?
»Guten Tag. Ich heiße Herodes und soll hier alle männlichen Erstgeborenen töten.«
»Komm hoch, los!«
Dietrich und ich, wir gehören zusammen wie zwei alte Latschen. Wenn ich ihn treffe, dann kann es gut sein, dass ich ihm freundschaftlich an den Sack greife und frage: Alles fit im Schritt? Dietrich, dessen Reaktion immer dieselbe ist, Nahörmal nämlich, bezeichnet diesals symbolische Enteierung. Denn eine so beiläufige Berührung, speziell die seines Gemächts, sei offenkundig für mich nicht sexuell besetzt. Womit er recht hat. Ich erinnere mich gut an einen jener Silvesterabende, die wir zusammen verbracht haben. Ich am Schreibtisch sitzend, mit meinen Schweizer Kontoauszügen beschäftigt, er auf meinem Zwei-mal-zwei-Meter-Bett liegend, in eine Masturbationstechnik vertieft, deren Hauptattraktion zwei Zentiliter auf Körpertemperatur erhitztes Salatöl sind.
»Kuck doch mal«, rief er munter. Ich reagierte nicht.
»Nu kuck doch mal«, brüllte er wie ein bockiges Kind. Das störte mich. »Kannst du dir nicht einfach einen von der Palme schütteln und dabei die Schnauze halten?«, schimpfte ich missmutig und warf den Bestseller
Donald Trump – das Geheimnis meines Erfolges
nach ihm.
Diesen schmerzhaften Interruptus reibt er mir noch heute unter die Nase. Dabei liegt zeitlich schon die Erdkrümmung dazwischen.
Diesmal bleibt das Eiergreifen aus, als ich Dietrich meine Wohnungstür öffne. Keine Zeit für Artigkeiten. Einer muss dem anderen dringend was erzählen.
»Und?«, rufen wir beide aus einem Munde.
»Erst du!«, sagt Dietrich.
»Nö, erst du!«, rufe ich. In Wirklichkeit würde ich nur zu gern als Erste erzählen, und ich hoffe doch sehr, dass der Depp noch mal »Erst du« sagt, aber er tut’s nicht. Er erzählt von Moni. Dass sie toll Soljanka kochen könne. Dass sie eine »Zwei-Raum-Wohnung« und eine Schrankwand mit Bar habe, einen Gummibaum und eine zweieinhalbjährige
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