Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!
soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Man weiß ja nie! Man wird doch wohl noch seine Meinung sagen dürfen! Manche sagen so, manche sagen so! Mehr Glück als Verstand! Morgen ist auch noch ein Tag. Morgen sieht die Welt ganz anders aus. Nicht meine Kragenweite!
Nicht immer, aber immer öfter! Nicht schlecht, Herr Specht! Nichts ist unmöglich – Toyota! Nützt nix! Nun brich dir mal keinen Zacken aus der Krone! Nun mach aber mal halblang! Ordnung ist das halbe Leben!
Rache ist Blutwurscht! Rache ist süß! Reißt mich nicht vom Hocker! Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut! Schluss mit lustig! Schwamm drüber! So! Das hätten wir! So jung kommen wir nie wieder zusammen! Spaß muss sein! Spiel hier nicht das Unschuldslamm! Stimmt’s oder habe ich recht? Unverhofft kommt oft! Vorbei ist vorbei! Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Wer nicht will, der hat schon! Wer rastet, der rostet. Wer weiß, wozu es gut ist! Wie dem auch sei! Wiedersehn macht Freude!
Willst du dir ein Omelett backen, musst du vorher Eier knacken. Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen!
Wir sind ja auch nicht päpstlicher als der Papst! Wir werden alle nicht jünger. Wir werden das Kind schon schaukeln! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Zum Bleistift! Zwei Dumme – ein Gedanke!
24. Die zügellosen Zeiten des Rokoko
Manchmal, an einem lauen Maiabend, wenn die Leute im Haus in einem Anfall von Romantik ihre Klimaanlage abschalten und ihre Fenster aufreißen, höre ich Maikund Mändy kopulieren. »Mei Gudor, mei Gudor«, ruft Mändy dann emphatisch. Oder: »Mein Dieschor, mein Dieschor.« Wenn er kommt, macht Maik ein Geräusch, das zwischen Grunzen und Rülpsen beheimatet ist. Mich wundert, dass die beiden Broiler nach der anstrengenden Arbeit in ihrem gut sortierten Bärschnglubb heimkommen und ficken, ganz wie ein Meisterkoch, der sich zu Hause erst mal was in die Röhre schiebt.
Aber heute lausche ich angestrengt und atme schneller. Draußen auf den Dächern paaren sich die Katzen und schreien dabei gellend wie Hexen, die auf Scheiterhaufen verbrennen. Der Winter war lang, aber jetzt hebt jede blöde Krähe ihren Schrei um einen halben Ton an, um den Frühling zu verkünden. BILD titelt: SINNLICH UND BRUTAL – DIE LIEBE IM KAUKASUS. Dietrich hat eine Freundin. Robert verblüffte mich neulich mit der für seine Verhältnisse relativ vulgären Bemerkung, dass »in Kim Basingers Mund als solchen mindestens drei Schwänze reinpassen«. Abgesehen davon, dass ich das für übertrieben halte: Es scheint mir ein weiteres Indiz zu sein. Der Frühling erotisiert die Menschen. Klar wie Kloßbrühe!
Die neue Glotze macht mich krank! Wo ist denn hier welches Programm? Dieser Depp von einem Wegert-Monteur hat RTL auf Platz 4 programmiert, obwohl jeder weiß, dass SAT. 1 auf Platz 4 gehört, RTL dagegen auf Platz 5. Jetzt hab ich’s! Pro Sieben! Sogar bei
Seinfeld
knistert es: Kramer baut einen Autounfall, weil eine Frau in Dessous über die Straße geht. Er verklagt sie auf 30 Millionen. Und auch
Bärbel Schäfer
schürt Geilheit. Das Thema ist: »Scharfe Schwestern – Liebe auf dem Krankenbett.«
Ich stopfe mir 300 Gramm extra blutiges Roastbeefrein, kaue kaum, schlucke in großen Happen. Gier! Heißhunger! Blutrunst! Ich wühle nach der DVD, die ich übers Internet bestellt habe. Heute ist genau der richtige Tag für
Gefährliche Liebschaften
! Morgen ist Angriff. Morgen rufe ich Valmont an.
Oje! Es ist ein Kostümfilm! Ich hasse Kostümfilme! Auch noch mit klassischer Musik – ein Menuett. Und dann – der letzte Titel des Vorspanns verschwindet – bin ich plötzlich gefesselt. Ein Mann nimmt nach dem Perückenpudern die Maske ab. John Malkovich – Valmont! Das schmale Gesicht ist bleich geschminkt. Der Perückenansatz verleiht ihm etwas Teuflisches. Unter der dunklen Iris sieht man das Weiße. Der Ausdruck der Augen – kalt wie ’ne Hundeschnauze. Darunter düstere Schatten, Boten eines ausschweifenden Lebens. »Für jede Art der Ausschweifung ist die Wahl der Waffen von entscheidender Bedeutung«, sagt Valmont, als er seine nächste Eroberung ins Visier nimmt – und lächelt. Blickfang in seinem Gesicht ist eine Stelle, für die es keinen Namen gibt: die Partie zwischen Oberlippe und Nasenbeginn. Von der Nasenspitze verläuft eine Schneise nach unten, breiter werdend und an den beiden Wölbungen der Oberlippe endend. Valmont gelingt es, durch ein minutiöses Anspannen dieser Schneise, durch eine winzige mimische
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