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Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Titel: Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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Zuckung, ein Beben der Nasenlöcher, die unglaublich vulgär ist, Cécile de Volanges (Uma Thurman) zum Weinen zu bringen.
    In der Nacht zuvor hat Valmont das junge, naive Ding gelangweilt entjungfert. Nun, beim Essen, in Anwesenheit dreier tugendhafter, ahnungsloser Damen, amüsiert es ihn, die Verstörte mimisch daran zu erinnern. Sie springt auf und läuft weinend in ihr Zimmer. Die Mutter der Verführten, Valmonts Tante, und Michelle Pfeifferals Madame de Tourvel – letztere dumpf ahnend, dass sie Valmonts nächstes Opfer sein würde – sehen sich erstaunt an. Und was sagt milde lächelnd Valmont? »Ich bin mir sicher, sie sitzt bald wieder im Sattel!« Ein teuflischer Satz! »Wieso sehen wir uns gezwungen, immer nur die zu jagen, die uns entfliehen wollen?«, fragt er wenig später mit einem hungrigen Blick auf die allzu tugendhafte Madame de Tourvel. Glenn Close als Marquise de Merteuil, Valmonts ebenbürtige Gegenspielerin, lockt den Vicomte mit einem Angebot. Wenn er Madame de Tourvel verführt, will sie ihn mit Sex belohnen. Das törnt ihn an. Er zieht mit dem Fuß ihren Stuhl heran. Sein Gesicht nähert sich ihrem: »Es besteht wohl nicht die geringste Hoffnung auf eine Vorleistung?« Sie schüttelt den Kopf. Er aber grinst siegessicher. Der Typ gefällt mir!

25. Dienstbereit und fix und fertig
    Ich glaube einfach nicht, dass ich das tue! Bin ich abenteuerlustig, lebensmüde oder komplett verrückt? Er ist ein wildfremder Mann. Ein Perverser, so viel ist klar. Ein Mörder, vielleicht ein Mörder. Oder, schlimmer: Er leckt vorm Umblättern den Finger an. Mein Telefonat mit Valmont liegt erst zwei Stunden zurück. Es war kurz. Ich meldete mich mit Eugénie und sagte: »Sie dürfen mich zum Essen einladen, wenn Sie versprechen, nicht allzu langweilig zu sein.«
    Er antwortete, er habe mir verdammt noch mal nicht seine Nummer gegeben, um mit mir essen zu gehen.
    Für Wut war ich zu verdutzt. In seiner Stimme dröhnte das Nichts, das ich bin. So hatte noch nie ein Mann mitmir gesprochen. Er fragte nach meiner Adresse und Telefonnummer. Harsch, keinen Widerspruch duldend. Ich gab ihm beides. Eilfertig, ohne zu zaudern. Seitdem habe ich ununterbrochen darüber nachgedacht, warum ich das getan habe. Es lässt sich jedoch beim besten Willen nicht mehr rekonstruieren. Sein letzter Satz klingt mir noch immer im Ohr, wörtlich, mit einem schwer einzuordnenden leichten Akzent: »Ich komme Punkt acht. Die Wohnungstür wird nur angelehnt sein. Ich erwarte Sie nackt auf dem Bett kniend, Rücken zur Tür, mit verbundenen Augen.« Mein Protest erreichte ihn nicht mehr. Aufgelegt.
    Danach saß ich wie betäubt mit dem Hörer in der Hand auf dem Bett. Was tun? Ein Rendezvous mit meinem Henker. Ich selbst hatte ihm den Weg zur Schlachtbank gewiesen. Er hatte meine Adresse! Noch mal anrufen! Absagen! Ihn zurückhalten. Ihn hinhalten. Aber Valmont ging nicht ran. Und nun? Polizei? Lächerlich! Dietrich? Nicht da! Na klar! Bei Moni in Marzahn! Sein Kommentar wäre ohnehin der übliche: »Das wird böse enden.« Robert? Der wäre der letzte, der mir raten könnte. »Du liebe Güte«, würde er sagen und die Hand müde auf seinen Oberschenkel plumpsen lassen.
    Weg hier! Raus! Ich werde das Haus verlassen und im Hotel schlafen. Oder ich bleibe hier, mache einfach nicht auf. Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, ließ ich mir ein Bad ein. Und fast mechanisch richtete ich mich für ihn her. Übernachten wird er hier auf keinen Fall! So viel ist klar! Das reißt mir gar nicht erst ein! Ich fahre mit dem Lift runter, öffne die Haustür und lasse sie einrasten, so dass er gleich reinkommen kann. Die Wohnungstür lehne ich an wie befohlen.
    Und jetzt knie ich tatsächlich auf meinem Zwei-mal-zwei-Meter-Bett,nackt, wie betäubt, in Habtachtstellung. Ich, die ich nicht mal eine Putzfrau habe, weil ich niemandem traue! Ich, die ich jede Kommunikation scheue, jede Bindung, jede Verpflichtung! Und nun habe ich sogar mein Handy ausgeschaltet. Das kommt so gut wie nie vor. Das ist doch vollkommen bekloppt! Ein Spruch aus dem Poesiealbum meiner verschütteten Kindheit fällt mir wieder ein:
     
    Tugend will, man soll sie holen,
    Ungern ist sie gegenwärtig.
    Laster ist auch unbefohlen,
    Dienstbereit und fix und fertig.
     
    Zwei Minuten vor acht. Bin ich zur falschen Zeit am falschen Ort? Handelt es sich um eine glückliche Verkettung unglücklicher Zufälle? Warum habe ich bei der Auskunft gerade ihn erwischt? Warum hat er gerade mir

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