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Ruf mich bei Deinem Namen

Ruf mich bei Deinem Namen

Titel: Ruf mich bei Deinem Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Aciman
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Konkurrenzkämpfe mit mir lieferten,
und den nervenden Sommergästen mit ihren abgehobenen wissenschaftlichen Projekten, die immer alle Badezimmer verdreckten.
    Was würde geschehen, wenn ich ihn wiedersah? Würde ich wieder Nasenbluten bekommen, würde ich weinen, in meinen Shorts kommen? Und wenn ich ihn mit jemand anders sah, vor dem Le
Danzing herumschlendernd, wie so oft am Abend? Und wenn es kein Mann war, sondern eine Frau?
    Ich würde lernen müssen, ihm aus dem Weg zu gehen, alle Bindungen zu lösen, eine nach der anderen, so wie ein Gehirnchirurg, der ein Neuron vom anderen trennt, einen
zerquälten Wunsch vom nächsten, würde den Garten meiden müssen, würde aufhören müssen herumzuspionieren, abends in die Stadt zu gehen, würde mich
täglich ein wenig mehr entwöhnen müssen, wie ein Süchtiger – einen Tag, eine Stunde, eine Minute, eine kontaminierte Sekunde nach der anderen. Machbar war es. Ich
wusste, dass diese Beziehung keine Zukunft hatte. Angenommen, er käme heute Abend in mein Zimmer. Besser noch: Angenommen, ich hätte mir ein paar Drinks genehmigt und ginge zu ihm und
sagte ihm die ganze Wahrheit. Oliver, ich will, dass du mich nimmst. Irgend jemand muss es machen, warum also nicht du. Falsch: Ich will, dass du es machst. Ich will tun, was ich kann, um nicht die
mieseste Nummer deines Lebens zu sein. Mach mit mir einfach das, was du mit jemandem machen würdest, den du nie wiedersehen willst. Ich weiß, das klingt nicht die Spur romantisch, aber
ich bin innerlich so verheddert, dass mir nur noch die Methode Gordischer Knoten helfen kann. Also fang schon an!
    Wir würden es miteinander machen, und danach würde ich wieder in mein Zimmer gehen und mich waschen, und dann wäre zur Abwechslung ich es, der hin und wieder meinen Fuß auf
seinen stellte. Ob ihm das gefallen würde?
    So hatte ich es mir zurechtgelegt, so wollte ich mich von ihm befreien. Ich würde warten, bis sich alle hingelegt hatten. Aufpassen, ob er noch Licht hatte. Vom Balkon aus sein Zimmer
betreten.
    Poch, poch. Nein, nicht klopfen! Bestimmt schlief er nackt. Und wenn er nicht allein war? Ich würde auf dem Balkon lauschen. Wenn jemand bei ihm war und die Zeit für einen raschen
Rückzug nicht reichte, würde ich sagen: »Hoppla, falsche Adresse.« Ja: Hoppla, falsche Adresse. Mit einem saloppen Spruch das Gesicht wahren. Und wenn er allein war? Dann
würde ich zu ihm gehen. Pyjama? Nein, nur Pyjamahose. Ich bin’s, würde ich sagen. Was willst du hier? Ich kann nicht schlafen. Soll ich dir was zu trinken holen? Kein Bedarf, ich
hab mir schon Mut angetrunken. So? Mach es mir nicht schwer, sag nichts, nenn mir keine Gründe, tu nicht so, als könntest du jeden Augenblick um Hilfe rufen. Ich bin sehr viel jünger
als du, und du würdest dich nur lächerlich machen, wenn du den Alarmknopf drücken oder drohen würdest, alles meiner Mammi zu petzen. Und dann würde ich die Pyjamahose
ausziehen und in sein Bett steigen. Wenn er mich nicht anfasste, würde ich es tun, und wenn er nicht reagierte, würde ich mich mit meinem Mund an Stellen wagen, an denen ich noch nie
gewesen war. Das klang so komisch, dass ich fast lachen musste. Intergalaktischer Mist. Mein Davidsstern, sein Davidsstern, er und ich Hals an Hals, zu einem verschmolzen, zwei beschnittene Juden,
seit undenklicher Zeit untrennbar verbunden. Wenn auch das nicht funktionierte, würde ich auf ihn losgehen, er würde mich abwehren, wir würden miteinander ringen und ich würde
dafür sorgen, dass er steif wurde, wenn er mich auf die Matte legte, während ich die Beine um ihn schlang wie eine Frau und ihm dabei an der Stelle weh tat, die er sich bei seinem
Fahrradsturz geschrammt hatte, und wenn das alles nichts half, würde ich mir die letzte Schmach antun und ihm damit zeigen, dass es an ihm war, sich zu schämen, und nicht an mir, dass ich
mit Wahrhaftigkeit und Menschlichkeit im Herzen gekommen war und die Hinterlassenschaft auf seinem Laken ihn daran erinnern sollte, dass er einem jungen Mann seine Freundschaft verweigert hatte.
Sag hierzu nein, und du gehörst mit den Füßen voran in die Hölle.
    Und wenn er gar nichts an mir findet? In der Nacht, heißt es, sind alle Katzen grau. Wenn er sich gar nichts daraus macht? Dann soll er es zumindest versuchen. Und wenn er ausflippt?
»Raus mit dir, du krankes, mieses, verbogenes Stück Dreck!« Der Kuss zeigte, dass ihm das zuzutrauen war. Ganz zu schweigen von dem Fuß. Amor ch’a

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