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Rufmord

Rufmord

Titel: Rufmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Minninger
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haben. Die goldenen Ohrringe, die Halskette mit dem glitzernden Anhänger, der silberne Armreif und die unzähligen Ringe an den Fingern gehörten nicht mehr zu ihrem Outfit. Die größte Veränderung war jedoch, dass ihr blasses Gesicht völlig ungeschminkt war. Bob hätte sich nie träumen lassen, dass sich mit Hilfe von Make-up, Puder und Lippenstift ein völlig anderer Typ kreieren ließ. Wie sie nun in ihrer viel zu weiten Latzhose vor ihm saß, machte sie beinahe einen jungenhaften Eindruck auf ihn. Von ihrer früheren Eleganz war nichts mehr zu sehen.
    »Starr mich doch nicht so an«, schien sie seine Gedanken erraten zu haben. »Ich bin schon verunsichert genug und verlebe hier eine schwere Zeit. Ich kann nur hoffen, dass sich irgendwann für mich noch alles zum Guten wendet.«
    »Weshalb sind Sie hier in ›Best Hope‹ untergebracht? Ehrlich gesagt war ich überrascht, dass Sie nicht in einem Gefängnis sitzen.«
    »Diese Klinik ist ein Gefängnis, Bob. Obwohl es einen gravierenden Unterschied gibt.« Ihre Hand spielte unruhig mit dem Feuerzeug.
    »Und der wäre?«
    »Zu dem Zeitpunkt, als ich mich strafbar gemacht habe, war ich nicht zurechnungsfähig. Das haben mir die Gutachter jedenfalls bestätigt. Hätte man mich nach meiner Verurteilung in ein herkömmliches Gefängnis gesteckt, wäre mir allein damit, meine Haftstrafe abzusitzen, nicht geholfen gewesen. Hier in ›Best Hope‹ bietet sich mir die Chance, meine Krankheit auszukurieren und nach der Entlassung wieder in ein geregeltes Leben zurückzukehren.«
    »Von was für einer Krankheit sprechen Sie?«
    Mrs Franklin zog nervös
an der Zigarette. »Damals war ich stark tablettenabhängig und hatte
von mir und meiner Umwelt eine gestörte Wahrnehmung. Ansonsten wäre
ich gar nicht in der Lage gewesen, meine Patienten auf diese
hinterhältige Art und Weise zu quälen und dir und deinen beiden
Freunden diesen unverzeihlichen Schaden zuzufügen. *
    Wenn ich heute darüber nachdenke, empfinde ich nur noch Reue. Ich kann es gar nicht fassen, dass ich meine Hypnosekenntnisse zu solch teuflischen Zwecken benutzt habe.« Inzwischen hatte die Glut ihrer Zigarette den Filter erreicht. Da die Psychologin keinen Aschenbecher zur Hand hatte, ließ sie den glühenden Rest auf den gekachelten Boden fallen und zertrat ihn energisch mit dem Fuß.
    »Doch jetzt will ich auch etwas von dir wissen.« Prüfend fixierte sie Bobs Augen.
    »Ja?«
    »Weshalb bist du hierher gekommen?«
    * (siehe: Die drei ??? – Stimmen aus dem Nichts)

Täuschung
    Bob geriet in Zugzwang. Auf der Hinfahrt zur Klinik hatte er sich zwar alle erdenklichen Fragen, die er an Mrs Franklin richten wollte, gründlich durch den Kopf gehen lassen, aber wie er es letztendlich anstellen sollte, die Psychologin zu einem Geständnis zu bewegen, darüber hatte er nicht nachgedacht. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass Justus die Sache niemals so unüberlegt in Angriff genommen hätte. Doch nun war es zu spät. Er musste handeln.
    »Nun?«, drängte die Psychologin. »Hat es dir die Sprache verschlagen?« Dabei schien sie ihn mit ihren Blicken zu durchbohren.
    »Ganz im Gegenteil.« Bob gab sich einen inneren Ruck. Dabei versuchte er möglichst gelassen zu wirken. »Hören Sie eigentlich hin und wieder mal Radio?«
    »Eine seltsame Frage.« Wieder steckte sie sich eine Zigarette an. »Hauptsächlich bin ich in dieser Klinik mit meiner eigenen Person beschäftigt. Schließlich möchte ich versuchen, endlich wieder zu meinem wahren Selbst zu finden und die Vergangenheit zu bewältigen. Dabei ist die Berieselung aus dem Radio nicht gerade hilfreich. Doch hin und wieder brauche ich etwas Zerstreuung, das gebe ich offen zu. Da kann es schon mal vorkommen, dass ich diese Dudelkiste einschalte. Wenn aber überhaupt, dann nur spät in der Nacht. Kurz vor dem Einschlafen.«
    »Dann sagt Ihnen doch auch sicherlich die ›Prime-Time‹ mit Kevin Anderson etwas.«
    »Kevin Anderson? Nie gehört. Muss man den kennen?«
    »Er moderiert jeden Abend mit zunehmendem Erfolg die Late-Night-Show auf A.F.R. Da rufen häufig interessante Leute an. Vor drei Tagen waren auch wir, Justus, Peter und meine Wenigkeit, in dieser Sendung zu Gast.«
    »Ach, tatsächlich?«, reagierte sie überrascht. »Das hätte mich interessiert. Leider hat mich niemand darauf aufmerksam gemacht. Von dem, was außerhalb der Klinik vor sich geht, bekomme ich hier nicht viel mit. Ich habe ja noch nicht mal den blassesten Schimmer, was mit A.F.R. gemeint

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