Rufmord
ist.«
»Das ist aber eine echte Informationslücke, Mrs Franklin. Das ›American-Fun-Radio‹, das sich hinter diesem Kürzel verbirgt, gibt es schon seit über dreißig Jahren und müsste selbst Ihnen ein Begriff sein.«
»Du musst schon deutlicher werden, wenn ich verstehen soll, worauf du hinauswillst«, erwiderte sie schnippisch. »Mir persönlich sagt dieser Radiosender nichts. Ich bitte dich zu berücksichtigen, dass ich schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel habe als du. In meinem Alter gibt es weitaus wichtigere Dinge, als sich mit Hip-Hop-Klängen, Diskothekenbesuchen und trivialen Radiosendungen zu beschäftigen. Mir sagt diese Late-Night-Show nichts, und von einem Kevin Anderson habe ich auch noch nie etwas gehört. Im Übrigen kenne ich dich inzwischen wohl gut genug, um zu wissen, dass sich hinter deiner harmlosen Frage etwas Tiefergehendes verbirgt. Also, leg die Karten offen auf den Tisch. Was hat es mit dieser Radiosendung auf sich? Es muss sich ja um eine pikante Angelegenheit handeln, wenn du so um den heißen Brei herumredest.«
Bob wurde skeptisch. Seine anfängliche Überzeugung wich langsam einer zunehmenden Unsicherheit. Hatte er sich geirrt, als er meinte, Dr. Franklins Stimme im Radio wiederzuerkennen?
»Hörst du mir eigentlich noch zu?«, riss ihn die Psychologin aus seinen Gedanken. »Warum reden wir nicht wie zwei vernünftige Menschen miteinander? Dir lastet doch irgendetwas auf der Seele. Komm schon, spuck es aus.«
Bob versuchte mit aller Kraft, sich nicht von seinen Emotionen leiten zu lassen. »Kevin Anderson hat in seinen letzten Sendungen sehr merkwürdige Anrufe erhalten, von denen man annehmen kann, dass der Moderator damit gehörig unter Druck gesetzt wird. Bislang haben drei verschiedene Personen unter dem Namen ›Mystery‹ in der ›Prime-Time‹ angerufen und für erheblichen Ärger im Studio gesorgt. Da wird irgendein krummes Ding gedreht und wir sollen herausfinden, was dahinter steckt.«
»Und was habe ich damit zu tun? Soll ich dir ein Psychogramm der Anrufer erstellen, oder weshalb suchst du mich hier in der Klinik auf?«
Bob ging in die Offensive. »Ich habe Ihre Stimme im Radio ganz deutlich erkannt, Mrs Franklin. Sie waren die dritte Anruferin! Offenbar haben Sie sich die größte Mühe gegeben, ›Mysterys‹ Stimme eine unheimliche Klangfarbe zu verleihen, dennoch wusste ich schon von der ersten Sekunde an, dass Sie es waren. Ihre Stimme ist sehr charakteristisch.«
»Das ... das ist doch wohl ein Witz!« Gegen ihren Willen musste sie plötzlich lachen. Doch dann hielt sie inne und ihre Gesichtszüge begannen sich zu verfinstern. »Ist dir eigentlich bewusst, welche Verleumdung du da gerade von dir gegeben hast? Ich habe damals ein schreckliches Verbrechen begangen, für das ich mich schuldig bekannt habe und für das ich noch immer mit meiner Freiheit bezahle. Ich befinde mich hier in ärztlicher Obhut und habe die schlimmsten Qualen zu erleiden, um irgendwann wieder in der Gesellschaft leben zu können. Und da kommst du einfach daher, um mir ohne den geringsten Beweis ein neues, schmutziges Verbrechen in die Schuhe zu schieben!«
Entsetzt musste Bob mit ansehen, wie sich mit einen Mal auf ihrem Hals rote Flecken abzeichneten.
»Von einem schmutzigen Verbrechen war bisher nicht die Rede«, versuchte er die aufgebrachte Psychologin zu beruhigen. »Wir versuchen lediglich, Licht in diese undurchsichtige Angelegenheit zu bringen.«
»Eine Person mit versteckten Andeutungen unter Druck zu setzen ist sehr wohl ein schmutziges Verbrechen und vor allem gesetzeswidrig! Das muss ich dir ja nicht extra erklären, Bürschchen! Und überhaupt: Du sprachst doch von drei Anrufern! Wenn ich eine der Verdächtigen sein soll, wer kommt dann für die beiden anderen in Frage? Vielleicht Schwester Whitney und das junge Mädchen am Empfang?« Mit einer raschen Bewegung erhob sich von ihrem Stuhl und baute sich vor Bob auf. »Schade. Ich habe dein Urteilsvermögen überschätzt. Ich dachte, dass du durchaus in der Lage bist zu spüren, ob ein Mensch die Wahrheit spricht oder nicht. Offenbar habe ich mich getäuscht. Wen sollte ich denn in meiner Lage noch unter Druck setzen können? Ich bin ein Fall der Psychiatrie. Jemand, der sich von ›Best Hope‹ Heilung erhofft. Mit deiner hässlichen Unterstellung hast du mich sehr verletzt«, stieß sie mit gebrochener Stimme hervor. Dabei kämpfte sie mit den Tränen. Mit einem Ruck wandte sie sich ab.
Bob spürte
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