Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht
unsere Fabriken. Dann halten wir Markt und machen auch die Preise. Wie steigen jetzt schon unsre Güter mit den Friedensaussichten! Wissen Sie, was man mir für Schöneichen geboten hat? – Der Herr van Asten in der Spandauerstraße möchte es gern. Will das Holz schlagen lassen, Brettermühlen anlegen; aber ich lasse es ihm nicht.
A propos
« – der Minister zog den Geheimrath bei Seite und sprach leiser – »kennen Sie den van Asten?«
»Er gilt für einen sehr respektablen Mann.«
»Ja, ja, aber das
intus!
Er hat viel in französischen Weinen gemacht. Seit dem Lager von Boulogne ist das Holz in Frankreich theuer. Will nun in Brettern hinmachen und in Wein retour.
Entre nous soit dit,
warum soll man den Vortheil nicht mitnehmen! Warum soll ich nicht selbst mein Holz zu Brettern und die Bretter zu Geld machen, oder auch zu Wein. Wein im Keller ist baares Geld.«
»Und der Wein aus Excellenz Kellern unter Freunden doppeltes Geld werth.«
»Also Sie meinen, man kann ihm trauen? Aber Schöneichen laß ich ihm jetzt nicht. Wissen Sie, wie hoch es der Legationsrath taxirt?«
»Herr von Wandel ist ein Kenner.«
»Hat mir Mergellagerungen nachgewiesen, an die kein Mensch gedacht. Hat sich auch sehr nobel bewiesen gegen Ihren Sohn, seine sogenannte diplomatische Qualité ganz desavouirt.«
»Von einem so edel gesinnten Manne konnte ich es erwarten.«
»Er meinte, ob man Ihren Sohn nicht auf eine schonende Weise, etwa durch einen Courierritt nach Petersburg oder Madrid entfernen könnte? Was meinen Sie dazu? Können's ja mit Lombard abmachen.«
»Ich will darüber nachdenken.«
»Reiten ist sehr gut. Treibt auch das finstre Blut aus. Sollten auch reiten, Geheimrath, Ihr Embonpoint – aber besser, wie gesagt, ist Karlsbad. – Haben Sie solche Eile?«
»Zu Herrn von Wandel, dem ich noch meinen Dank schulde. Man trifft ihn so selten zu Hause.«
»Verschließt sich auch viel in seinem Laboratoire.«
»Oder bei der Lupinus,« lächelte Bovillard.
»Inklination!«
»Wer hätte das denken sollen!«
»
De gustibus
– wissen Sie. Ueberhaupt was der Mann prästiren kann! Sagt mir der Präsident vom Pupillenkollegium, tagelang sitzt er in der Registratur ohne Refraichement.«
»Was macht er denn da?«
»Liest die Akten durch. Ich habe ihn empfohlen.«
»Wozu die Pupillenakten?«
»Was der Mann sich für Agrikultur interessirt!«
»Der Grund und Boden der märkischen Güter ist doch nicht in den Pupillenakten verzeichnet.«
»Er findet Ihnen im kleinsten Umstand Renseignements. Sie glauben nicht, wie merveillös er im Diviniren ist. Aus einer Gutsrechnung, was an Gerste, Korn, Weizen gewonnen ist, zu welchen Preisen das Holz fortging, wie viel Torf gestochen ist, daraus macht er Schlüsse, zum Etonnement. Sein Kopf ist voll Verbesserungspläne für unsere Landwirthschaft.«
»Um so mehr zu bedauern, daß Haugwitz einen Degout gegen ihn hat. Was könnte er im Staatsdienst nützen!«
»Hat er den Gout dafür?«
»Der kommt von selbst, wenn man unter Ministern wie Excellenz arbeitet.«
»Ich ästimire ihn sehr. Hat geniale Gedanken, zum Beispiel über Schafzüchterei. Wie ich mich mit meinen Bauern separirt habe, das möchte er allen Gutsbesitzern zum Exempel hinstellen. Hat mir eine Rechnung aufgemacht, wie viel der Gutsherr eigentlich Schaden hat bei den Frohndiensten. Ich versichere Sie, die Augen gingen mir über –«
»Vor Freude, daß Ihr Genie ein so glückliches Arrangement getroffen. Die Bauern sind gewiß auch zufrieden. –«
»Sie wissen, wie Bauern sind.«
»Aber das Publikum verehrt Excellenz als einen Wohlthäter der unterdrückten Menschenklasse, und als der Staat für Ihre Verdienste Ihnen Schöneichen schenkte, hat er nicht daran gedacht, daß es so viel mehr werth war, als Excellenz daraus gemacht. In der Taxe, die Seiner Majestät damals vorgelegt wurde, war es ja wohl nur geschätzt auf –«
Der Minister unterbrach ihn: »Ich ästimire, wie gesagt, Herrn von Wandel sehr, indessen –«
»Seine Relationen mit der französischen Ambassade?«
»Was kümmert mich das! Möchte er den Türken dienen oder wem draußen. Aber –«
»Haugwitzs Abneigung –«
»Kümmere ich mich um Haugwitzs äußere Affairen! Was braucht er von meinen inneren zu wissen! Auch solche modernen Ideen! Jeder Minister trägt Seiner Majestät vor, oder lässt vortragen, was er für nöthig hält, im übrigen Herr in seinem Departement, und kümmert sich nicht, was ein anderer Minister will und denkt, oder
Weitere Kostenlose Bücher