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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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nicht will und nicht denkt, und wenn ich Jemand anstelle, der Haugwitzs Pläne kontrekarriren oder Lucchesini vergiften wollte, das ginge doch nur mich an, ob ich einen solchen Menschen behalten will oder nicht. Also 's nicht um Haugwitz noch um irgend Jemand.«
    »Dann wüsste ich in der That nichts, was man Herrn von Wandel vorwerfen kann, als daß er keine Diners giebt. Gewisse Personen choquirt das allerdings.«
    »Er hat nicht von unten auf avancirt. Verstehen Sie mich wohl, was ich damit meine. Kann das Hereingeblasene nicht leiden. Der Pli muß durch die Schule kommen. Es ist mir nicht sowohl um die Examina, denn wäre er von guter, ich meine von sicherer Extraktion, so – aber – die Familie Wandel, sie mag sehr respektabel sein,
je n'en doute pas,
indessen im Rüxner und in Kaiser Caroli Landbuch finden wir keinen Wandel.
Comprenez-vous?
Wie gesagt, ein genialischer Mann, sehr unterrichtet, generös – ich werde ihn morgen zu Tisch einladen.«
    Die Einladung war die Entlassung, oder der Wink zum Gehen für Bovillard.
    An der Thüre winkte ihn noch ein
A propos
zurück. Der Minister ging dem Rückkehrenden noch um einige Schritte entgegen, und mit einem faunischen Augenblinzeln flüsterte er in einem Tone, zwischen Herablassung und Kordialität: »A propos, Herr Geheimrath haben ja wohl interessante Staatskonferenzen jetzt bei St. Real?«
    »Verstandesspiele, Rekreations in der Gewitterschwüle,« entgegnete Bovillard und war hinaus.
    »Wer war denn das im Vorzimmer?« fragte er, als Fuchsius ihn noch im Flur des Hotels einholte. »Die Physiognomie muß ich schon gesehen haben.«
    »Der Sohn des reichen Kaufmanns van Asten.«
    »Der! – Ist ja ein Genie. Was will der beim Minister?«
    Fuchsius zuckte die Achseln: »Was eigentlich, weiß ich nicht. Vielleicht eine Anstellung.«
    Im Weitergehen begegnete er dem Rittmeister, der in Gedanken versunken ihn nicht sah. Der Rath blickte ihm nach:
    »Ob es nicht Pflicht wäre, dieser Puppe den Staar zu stechen, daß er sähe, an welchem Draht er gezogen wird. Es ist doch eine Natur in ihm!«
    Er hatte es unwillkürlich halb laut gesprochen. Der Major Eisenhauch, der hinter ihm gekommen, klopfte ihm auf die Schulter: »Lasst die Puppen noch eine Weile nach der Drehorgel tanzen. Der Blitz züngelt schon, der die Drähte schmelzen wird, alle mit einem Schlage. Dann lasst uns sehen, was auf dem Resonnanzboden fällt, was steht!«
    »Ihre Augen glühen.«
    »Die Wolken rollen; das Gewitter muß sich entladen. Abermaliger Aufschub ist unmöglich. Die zuverlässigsten Nachrichten,« sagte er leiser und sich vorsichtig umblickend, »kamen eben an. Napoleon darf, kann, wird die Oesterreicher an der Donau nicht eher angreifen, als bis Bernadotte aus Hannover zu ihm stößt. Er darf keinen Umweg nehmen, die Stunde brennt, Napoleon muß schnell zuschlagen, bevor die Oesterreicher sich verstärken; Bernadotte muß also durch die fränkischen Lande, um zur Stunde zu kommen. Wissen Sie, was es heißt, wenn Napoleon sagt, es muß sein?«
    »Wenn doch ein Mensch bei uns dies Muß ausspräche!« stöhnte der Rath.
    »Wo die Menschen zu schwach sind, donnern die Umstände. Er wird die Traktaten verletzen, er wird durch preußisches Gebiet brechen und wir –«
    »Was werden wir thun?«
    »Wenn noch ein Funke preußischen Muthes ist, zündet er und die Mine springt. Sie zweifeln noch! – Sie glauben, auch diesen Hohn könne unsre Langmuth dulden! Herr, ich schelte Sie einen Hochverräther an sich selbst. Ich hoffe, auch Haugwitz lässt seine L'hombrekarten fallen; auch Lombard blitzt es in einem lichten Momente, daß er eine
dupe
war. Wer nicht! Oder wäre der Nerv schon ausgezogen diesem eisernen Volke, Glanz und Elasticität diesem Herrschergeschlechte, jene Wunderkraft, die dies Reich aus einem Nichts geschaffen, wäre lungenkrank im letzten Stadium!«
    »Sei unser Genius wach!«
    »Und wir auf sein Kommando! Darauf kommt es an.«
    »Stein ist fest. Er wird auf Hardenbergs eben so feste Unterstützung rechnen dürfen.«
    »Keiner darf ruhen, wir müssen einheizen, schüren, Jeder an seiner Stelle. Brandstifter sein wird jetzt zur Tugend und Pflicht. Keine Parteimeinungen mehr, Civil und Militär, die traurige Spaltung muß verschwinden. Die Prinzen unterstützt! Die Königin! Vor allem Prinz Louis! Die Regimenter angejubelt auf der Parade beim Marsch. Haben wir denn keine Kriegslieder, keine Dichter! Auf dem Theater Stücke, die das Blut entzünden! Wozu haben wir Federn, Papier,

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