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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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dem ihm sichtlich unangenehmen Gegenstande abgelenkt zu haben, während der Kammerherr mit eben so sichtlicher Ungeduld meinte, man komme ja ganz von der Hauptsache ab.
    »Mademoiselle Alltag bleibt indeß immer eine sehr interessante Nebensache,« lächelte der Legationsrath.
    Bovillard stichelte, er hege den Verdacht, daß sein Freund eine noch vornehmere Agentin in Kontribution gesetzt. Wandels Stirn legte sich diesmal nicht in offiziöse Falten, sie blieb ganz glatt, als er erwiderte:
    »Herr von Bovillard will damit andeuten, was Herr von Laforest dazu sagen dürfte, wenn ich mit der russischen Fürstin kommunicire. Laforest weiß, daß ich Kosmopolit, und die Prinzeß, daß ich ein Sünder bin. Der Unterschied ist nur, daß Herr von Laforest es aufgiebt, die Fürstin aber noch nicht, mich zu ihrem Glauben zu bekehren.«
    »O der Verräther! Nun ist er auch geständig, unsre Geheimnisse an Rußland verrathen zu haben!«
    »Hat aber damit den Beistand seiner Diplomatie erkauft. Schlagen Sie diesen Beistand nicht zu gering an, meine Herren. Ihre Erlaucht interessirt sich wirklich
en passant
für die Baronin Eitelbach.«
    »Sie will sie zur Sünderin machen, um sie nachher zur Heiligen zu bekehren. Delicieur! Magnifique der Gedanke!«
    »Meine Herren,« sagte der Legationsrath sich verneigend, »ich habe das Meinige gethan. Die nächste Aktion muß vom Rittmeister ausgehen.«
    Man ließ die Gläser auf den Strategen und seine Agentinnen klingen. St. Reals Bericht war kürzer:
    »Sie glauben nicht, wie schwer es uns ward, den Stier auf die Spur zu bringen. Als es indeß soweit war, ging es auch wie ein Brummtriesel, der nicht mehr zu sich kommt. Oder es überschauerte ihn wie ein Donnerwetter mit Platzregen. Der Mann ist vollkommen ausgetauscht, weich, sage ich Ihnen, wie Wachs. Sein Gewissen gerührt; er delirirt, verwünscht zuweilen seinen Knebelbart, ja es giebt Augenblicke, wo er ihn abschneiden möchte. Nach dem letzten Billet wollte er wirklich Urlaub nehmen. Wir hatten Mühe, ihm begreiflich zu machen, daß das jetzt als Feigheit ausgelegt werden könnte. Mit einem Wort, er ist zu Allem bereit, was das verehrte Kollegium über ihn beschließt. Nur muß man ihm zu Hülfe kommen. Er ward ordentlich jungfräulich schüchtern aus Gewissensbissen, daß er eine schöne Dame, die ihn liebt, so lange und grausam beleidigt hat.«
    »Aber was nun weiter?« sagte der Kammerherr.
    Der Geheimrath nahm die Präsidentenmiene an: »Unser Thema also war, sie sollen und müssen sich verlieben. In der Ausführung sind wir auf den Punkt angelangt: sie stehen im Begriff sich zu verlieben. Die nächste Frage ist nun: wie soll dieser Prozeß weiter geführt werden? und die darauf folgende, welchen Ausgang soll er nehmen?«
    »Als Tragödie oder als Komödie?«
    »Nur keine Tragödie! Haben draußen Trauerspiele genug. Höchstens etwas Sentimentales, ein wenig Jammer, unterbrochen durch einige Affektblitze, Verzweiflungsseufzer, einige Thränen, etwas Menschenhaß und Reue,
pour décorer la situation,
aber so wenig wie möglich.«
    »Eine Zwischenfrage, meine Herren. Wünschen Sie die Sache schnell zum Resultat geführt?«
    »Legationsrath, was fällt Ihnen ein! Wir führen ja das Stück zu unserer Rekreation auf.«
    »In diesem Falle wird es nöthig, einen Hemmschuh anzulegen; denn lassen wir die Dinge sich jetzt entwickeln, so platzt über kurz die Erklärung heraus und endet in einer Liaison oder einem stillen Seelenbündniß.«
    »Zum Geier mit Ihrem Seelenbündniß! Auf Eklat kommt's an, Schauspiele soll's geben, einen Skandal, daß die Stadt die Hände zusammenschlägt.«
    »Excellenz meinten nicht so –« warf St. Real ein.
    »Excellenz ist ein Hypochonder geworden. Wer A gesagt muß B sagen. Keine Retiraden! Hemmschuhe meinethalben. Ersinnen Sie was. Warum ging Ihr verfluchter psychologischer Prozeß auch mit Siebenmeilenstiefeln? Etwas von Rendezvous auf Redouten, oder im Mondenschein, wo man zusehen kann. Dann Hindernisse! Wenn Eitelbach nicht will, so werden Sie ja schon Ehrenwächter finden. Kann man nicht eine Prinzessin, oder die Königin für die Tugend der Baronin interessiren. Grausame Trennungen, überraschendes Wiedersehen!«
    »Er könnte wie Leander zur Hero schwimmen! Die Spree ist nur nicht breit genug.«
    »Imagination, meine Herren! Sie können sich in einer Kutsche ein Rendezvous geben, sie wird als verdächtig angehalten, Beide auf die Wache gebracht.«
    »Nur nicht auf die Wache! Das ist ein zu

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