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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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gefürchtet, und Ihr Besuch bestätigt meinen Glauben,« sagte Walter, während der Vater seinen Blick flüchtig umher schweifen ließ.
    »Nu das ist ja alles recht hübsch ordentlich. Deine Lektionen müssen Dir auch schon was Erkleckliches eintragen, freilich, und die Schriftstellerei auch. Um wen man sich so reißt, daß man gar kein Exemplar mehr kriegt, und wenn man's mit Gold aufwiegt. Schreibst Du wieder was Neues?«
    »Mein Vater, ich kenne Sie, und ich glaube, Sie kennen mich. Sie haben den sauren Weg, der mich erfreut und beschämt, nicht ohne Absicht angetreten?«
    »Wer fällt denn gleich mit der Thür ins Haus? Ich wollte mit Dir vorher ein bischen über Krieg und Frieden diskouriren, europäische Weltverhältnisse. Du bist ja jetzt ein Politiker, und ich hoffe doch noch immer mein Sohn, der mir mit Rath und That zur Hand sein wird, wenn es seines Vaters Wohl gilt.«
    »Zum Spotten ist die Zeit zu ernst.«
    »Was spotte ich? Geht einen Kaufmann Krieg und Frieden nichts an?« Der Alte stampfte mit seinem Rohr auf den Boden. »'s ist Ernst, Herr Sohn. Wenn ein Kaufmann Schiffe auf der See hat, so geht ihn der Sturm sehr viel an; und wenn die Portepeefähndriche bis zu den Generalen hinauf in seinen Büchern stehen, so ist ihm ihr Leben noch viel theurer als dem Vaterlande.«
    »Als ein umsichtiger Kaufmann, wie ich Sie kenne, werden Sie Ihre Unternehmungen nach den letzten kritischen Zeitumständen eingerichtet haben.«
    »So? hoffst Du das?«
    »Sie mussten den Krieg als wahrscheinlich im Auge haben, und Ihre Spekulationen, wenn nicht darauf einrichten, doch danach abmessen.«
    »Wenn ich nun auf den Frieden spekulirt hätte!«
    Indem Walter seinen Vater aufmerksam betrachtete, suchte er, ob hinter der barocken Wolke, mit welcher van Asten seinen wahren Gesichtsausdruck zu verbergen wusste, nicht eine andere Stimmung lauere. Doch keiner der schlauen Blicke züngelte zu ihm auf; er saß, die Hände auf den Stock gestützt, seine Augen auf den Boden gerichtet.
    »So bin ich wenigstens davon überzeugt, daß Sie Ihr Geschäft übersehen haben. Wenn eine Unternehmung Ihnen fehl schlüge, werden Sie nicht selbst geschlagen sein. Das Renommee des alten Hauses van Asten und Kompagnie –«
    »Die ältesten Häuser stürzen beim Erdbeben. Krieg ist ein Erdbeben. Lerne was von mir, was Dir gefallen wird: ein Kaufmann, der immer nur auf Nummer Sicher setzt, hat bald ausgewirtschaftet.«
    »Mein Vater, wenn Sie auf den Frieden Ihr Alles setzten, –« sagte Walter nachdenklich.
    »So ist wieder Unfriede zwischen uns,« fiel der Alte ein, »denn Du hast Dein Alles auf den Krieg gesetzt. Ich weiß es.«
    »Was ist mein Alles, Vater!«
    Der Kaufmann winkte ihm mit der Hand zu schweigen. »Ich weiß es ja, darum kam ich nicht her. Ich will nicht richten mit Deinen heroisch patriotischen Stimmungen, ein guter Geschäftsmann kann auch damit etwas anfangen, wenn die Leute danach sind! Da aber die Leute nicht danach sind, so – habe ich meine Rechnung auf den Friedensfuß gesetzt.«
    »Und die Armee –«
    »Ist auf den Kriegsfuß gesetzt, das heißt der Lieutenant kriegt so und so viel, und der Obrist so viel Zulage. Die bezahlt der Schatz, und wenn keiner da ist, der Bürger und Bauer. Nun sehe ich aber nicht ab, was der Fuß in Stiefel und Sporen mich bange machen soll, wenn der ganze Leib noch im Schlafrock steckt.«
    »Der Schlafrock wird ihnen abgerissen!«
    »Bist Du auch dabei?« Jetzt erst warf der Alte einen seiner schlauen Blicke zu ihm hinauf. »Man will heut in der Komödie ein paar Raketen in die Luft schicken. Das Sprühen und Prasseln soll gewissen Leuten die Augen und Ohren öffnen. Wenn sie nun aber absolut nicht sehen und hören wollen! Kinder sollten nicht mit Feuerzeug spielen.«
    »Sie wissen, das wir wirklich das verlassene Hannover besetzt haben.«
    »Und wir verproviantiren die Franzosen in Hameln.«
    »Aus dieser Zweideutigkeit Preußen herauszureißen ist jetzt die Aufgabe aller Besseren.«
    »Und Du siehst, der König zaudert, wie er vorhin gezaudert. Kaiser Alexander selbst musste kommen, um ihn zu elektrisiren. Nun der Exekutor fort ist, fallen wir in unsere Natur zurück. Wie sagt doch da der Lateiner von der
furca expellas?
«
    »Wenn der Degen zu drei Viertel aus der Scheide gerissen ist!«
    »So steckt immer noch ein Viertel drin, und das kann man so langsam herausziehen, bis es zu spät und der Krieg an der Donau vorüber ist. Bonaparte hat Wien genommen, weißt Du das schon? Die beiden

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