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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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wird denn denen was nachmachen wollen!«
    »Pfiffikus Sie!« sagte der Baron und spielte mit seinen großen Berloquen. Die Sonne schien eben so wohlgefällig mit seinen Brillantringen zu spielen. »Na, nu sagen Sie aber mal, warum lachen Sie denn innerlich?«
    »Daß wir so 'nen schönen Frieden haben, und sogar auf genügende Art.«
    »Wer Sie nicht verstände! Was geht's uns an, sage ich.«
    »Das sage ich auch, Herr Baron.«
    »Ihre Forderungen in Hannover kann Ihnen nun Schulenburg-Kehnert eintreiben. Mit dreiundzwanzig Bataillonen und fünfundzwanzig Schwadronen rückt er ein. Wollen Sie noch mehr Exekutoren?«
    Ein Dritter, der hinzutrat, sagte: »Wir haben doch nun eine zusammenhängende Grenze gewonnen. Anspach konnten wir nicht schützen, um Hannover brauchen wir nur den Arm auszuspannen.«
    »Nicht zu weit,« fiel van Asten ein. »Das Tuch des Herrn Baron reißt sonst an der Achsel.«
    »Das Gespräch war allgemein geworden.« Ein Vierter sagte: »Was hilft alles Umarmen, wenn kein Herz uns entgegen schlägt! Der Hannoveraner liebt uns nicht, und die Anspacher ringen die Arme, daß wir sie aufgeben. Sie haben ein Schreiben geschickt, daß man sie, die treusten Söhne des Vaterlandes, nicht vom Vaterherz reißen solle.«
    »Sehr schön gesagt,« sagte Baron Eitelbach im Abgehen zu einem Begleiter. »Sehr rührend würde meine Frau sagen. – Was gehn mich die Anspacher an! – Der alte van Asten könnte mich dauern, wenn er nicht solchen heillosen Schnitt gemacht. Hat auf den Frieden spekulirt. Glauben Sie mir, Dreißigtausend gebe ich für seinen Abschluß. Pfiffig ist er, aber warum hat er seinen Sohn so erzogen! – Ein Civilist muß das Militär gehn lassen. Wofür ist des Königs Rock! Ist nun in der Bredouille. Kann sehn, wie er ihn rauszieht. Thut mir wahrhaftig leid, der Mann. Ja, warum hat er ihn nicht besser erzogen! Das kommt davon.«
    »Was ist Ihre Meinung, Herr Mendelssohn?« fragte ein jüngerer einen älteren Kaufmann von sehr klugem Gesicht.
    »Wir sind weder dreist genug, das trügerische Geschenk zu behalten, noch stark genug, es von uns zu weisen, darum ergreifen wir den beliebten Mittelweg, wir suchen den Schein zu retten und den Gewinn auch.«
    »Aber wir haben den Schönbrunner Vertrag ratifizirt.«
    »Wir ratifiziren nichts, wir statuiren nur Provisorien, um uns eine Hinterthür zu lassen. Und indem wir den Vertrag modifiziren, heben wir ihn eigentlich auf. Bis zum allgemeinen Frieden soll alles zwischen Preußen und Frankreich bleiben, wir sollen keins der versprochenen Länder räumen, Hannover nur besetzen und hoffen, daß die Engländer bis dahin ein Einsehen bekommen und uns um Gottes Willen bitten, doch Hannover zu nehmen.«
    »Was die Nachwelt dazu sagen wird! Die treuen fränkischen Lande fortzuschleudern, ohne Besinnen und Reukauf, und die Gegengabe dafür nur mit Vorbehalt anzunehmen!«
    »Die Nachwelt hat kein Konto in unserm Buche.«
    »Aber was schreiben wir auf unseres?«
    »Das angenehme Gefühl, daß wir edel gehandelt haben.«
    »Und was Napoleon dazu sagen wird!«
    »Sie hören's ja. Er hat Haugwitz ›mit einer Freundlichkeit empfangen, die eine günstige Deutung erlaubt‹.«
    »Ob sie nicht erröthen, indem sie es bekannt machen?«
    »Schamröthe ist eine Illusion der Vergangenheit.«
    »Aber Napoleon!«
    »Er lacht auch innerlich, wie unser Herr van Asten. Aber was ist mit ihm da!«
    »Ein Kavallerieoffizier auf der Börse! Geht die Welt unter!«
    Der Offizier war der Rittmeister Stier von Dohleneck. Es war eine kleine Aufregung. Der Rittmeister schüttelte in einer Art Extase dem Kaufmann die Hand, fast schien es, er fühle sich in Versuchung, ihm um den Hals zu fallen, aber das schickte sich nicht. Der Kaufmann war aufgestanden, er hatte die Hand des Offiziers noch ein Mal ergriffen, sie gedrückt, dann fahren lassen und war auf den Stein zurückgesunken. Der Rittmeister war wieder fortgeeilt.
    »Ein braver Mann, der Herr von Dohleneck.«
    Es waren frohe Gesichter. Wie sollte es auch nicht; seine Botschaft war eine frohe und van Asten ein geachteter Mann auf der Börse. Bald wussten Juden und Christen den Inhalt: das Ehrengericht der Offiziere hatte sich endlich dahin geeinigt, daß der junge Walter van Asten an jenem Abende nur in einer entschuldbaren Affektion mit dem Kornet in Konflikt gerathen, ohne seinen Stand kränkende Intention, daß er seinen Arm nur berühren wollen, um ihn auf etwas aufmerksam zu machen, und allein durch den Stoß eines Nachbars

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