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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Gescheiten! – Um eine Liebschaft war ja wohl die Affaire? Das Mädchen kann gute Geschäfte machen, es kommt
en vogue!–
«
    »Mehr Anwartschaft hätte der junge Gelehrte darauf, der, wie man sagt, aus Galanterie, oder wie einige behaupten, aus Gehorsam für seinen Vater zum Ritter an einer Dame ward, die er nicht liebt.«
»C'est touchant!«
sagte Herr von Bovillard und gähnte noch stärker als vorhin.
    »Man fängt überhaupt an von ihm zu sprechen, es wäre ein Charakter. Man spricht aber auch – von Ihrem Herrn Sohn.« Der Geheimrath, der wirklich müde schien, ward aufmerksamer. Er reckte sich in seinem Stuhl und goß ein frisches Glas Champagner ein, dessen Wirkungen er aber sofort durch ein Glas Wasser paralysirte.
    »Wie befindet sich der Patient?«
    »
Mon pauvre fils!
– Mein lieber Freund, wer macht die Erziehung? Ich habe oft darüber nachgedacht. An guten Beispielen – das war's eigentlich nicht, was ich sagen wollte, aber – das zweite Kind des Lupinus ist nun auch gestorben!«
    »Ein merkwürdiges Unglück, was diesen Mann trifft! Doch meinen auch Viele, es wäre ein Glück, für die Kinder nämlich. Bei der verkehrten Erziehung wäre nie aus ihnen etwas Gescheites geworden.«
    »Der Mann! Er Kinder erziehen! Wenn sie nach ihm geschlagen hätten! – Mein Louis, was ich sagen wollte, Heim meinte, es sei keine Gefahr, wenn er sich nur vor Exaltationen hütet!« – »Das wird schwer sein.« – »Das befürchte ich auch. Das Blut seiner Mutter. Was die für Nerven hatte! Ich bin ja bereit, Alles zu thun, er hat excellente Gedanken, aber ich muß Ihnen sagen, ich habe keine Autorit
é.
Im Disput gerathen wir immer an einander.«
    »Der junge Herr von Bovillard ist noch in andere Dispute verwickelt.« Wandel sprach es mit kalter Stimme.
    »Meinen Sie – die alte Geschichte!« Der Geheimrath warf dabei einen forschenden Blick auf ihn. »Mein Gott, ich glaubte die Kinderei längst beigelegt.«
    »Nur reponirt, meine ich, bis Ihr Herr Sohn die Güte haben wird, einen neuen Termin anzusetzen.«
    »Mann von Ihrer Klugheit und Philosoph! Ich bitte Sie –« Bovillard war jetzt aufgesprungen und ergriff die Hand, die Wandel halb zurückzog.
    »Die Ehrengesetze dieser Welt gehen über die der Klugheit und Philosophie.« – »Er wird zur Einsicht kommen und Sie sind mein Freund.« – »Und gewiß der Freundschaft jedes Opfer zu bringen bereit, nur nicht meinen unbefleckten Namen.« – »Wer redet davon! Ueberlassen wir den Kavallerie-Offizieren den krummen Säbel; wozu sind wir Philosophen! Die diplomatische Kunst wird mildere Lösungsmittel finden, als ein Stück vom Aermel und vom Fleisch dazu! Liebster Legationsrath, das findet sich ja.« – »Wenn ich als Beleidigter den ersten Schuß hätte, versteht es sich, daß, wo der Sohn meines Freundes vor mir steht, ich in die Luft feuere. Ihrem Herrn Sohn bleibt dann überlassen zu zielen, wohin er will.«
    Bovillard hatte Wandels Arm an seine Brust gedrückt: »Wir verstehen uns ja. Excentrisch ist er, aber Louis ist kein schlechter Mensch.«
    »Wenn ich die Freude erlebte, daß mein Freund Bovillard in seinem Sohne einen nützlichen Staatsbürger gewönne!« – »Er schwärmte auch einmal für die
gloire
Napoleons. Wer weiß, ob diese Phantasien nicht rediviv werden.« – »Er soll jetzt für einen anderen Gegenstand schwärmen. Die Fürstin Gargazin behauptete neulich confidentiell, die eigentliche Krankheit der schönen Mamsell Alltag sei nichts anderes als cachirte Liebe. Die Geheimräthin Lupinus ist in ihren Mittheilungen sehr diskret. Wenn ich indeß aus einigen hingefallenen Aeußerungen schließen darf –« »Sind Sie neidisch, daß mein Junge Glück hat bei den Frauen?« – »Nur ein väterliches Erbtheil. Wie ich höre, frequentirt er auch die Cirkel der russischen Fürstin. Er ist gern aufgenommen. Sollte dies mit den Wünschen und Absichten seines Vaters konveniren?« »Was geht es mich an! – Aber was geht es Sie denn an? –« »Nicht das Geringste, wenn Ihr Sohn nicht den Namen seines Vaters trüge. Die Fürstin ist eine liebenswürdige, feine, geistreiche Dame, aber sie gilt, mit Recht oder Unrecht, als die geheime Agentin Rußlands, man behauptet, daß sie mit Alexander in intimeren Verhältnissen gestanden. Ich gebe nichts auf diese Insinuationen, aber wer ihren Umgang sucht, wer viel in ihrem Hause erscheint, entgeht dem Verdacht nicht. Das kann in diesem Augenblick bedenklich werden, da Napoleon –. Genug, ich weiß, die

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