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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Sie schäumenden? Ich klingle.«
    »Der Wein ist gut, aber er steigt zu Kopf.«
    »Nun denken Sie an den armen Haugwitz, wie es in seinem aussehen muß. Kann er dafür? Verdenken Sie's ihm, daß er sich auch nicht beeilt aus Paris zurückzukehren? – Die schnaubende Koterie hier in Reiterstiefeln, die Rüchel, Blücher, die Prinzen! Und das Geschwätz, Gesinge, Gebrüll hinter ihnen.«
    »Die Gnade Seiner Majestät wird, als schirmender Fittich, ihn vor Outrage bewahren.«
    Herr von Bovillard schien bereits in einer behaglichen Weinlaune: »Gewiß. Der König lässt ihn nicht los. Wissen Sie, eigentlich – eigentlich kann er ihn auch nicht leiden, wie uns Alle nicht, aber – das ist es eben. – Trinken Sie doch, Wandel, man kann jetzt nichts Besseres thun.
C'est le mystère de notre temps,
daß wir unentbehrlich sind. Von der Kanaille bis ins Schlafgemach Seiner Majestät, – sie können uns Alle nicht leiden, möchten uns köpfen, erwürgen, vergiften – – von unsern Posten jagen –« »Wo findet Seine Majestät Staatsmänner –« Mit einem sehr pfiffigen Blick und einer eigenthümlichen Handbewegung fiel der Geheimrath ein: »Er findet sie schon, er braucht nur auf die Straße raus zu greifen –«
    »Die Lust haben Minister zu sein, ja, aber Männer Ihres Scharfblicks!«
    »Wissen Sie, was Oxenstjerna an seinen Sohn schrieb: Mein Sohn, Du glaubst nicht,
etcaetera.
Liebster Wandel, warum denn nicht Wahrheit zwischen uns! Wenn wir uns in dem Spiegel sehen – und doch – in keinem Stande Freunde, und doch – wir bleiben, wir werden bleiben, und Sie und ich, wir wissen, warum wir bleiben. – Auf das Wohl Seiner Majestät des Königs! – Das begreifen Seine reichsfreiherrliche Gnaden, der Herr von Stein nicht.
Voilà le miracle!
Wie lange ists nun schon her, daß er uns Alle aus dem Sattel werfen wollte! Wenn wir doch Karikaturmaler hätten! Herr von Stein als Mauerbrecher! Herr von Stein legt den Widder an, erster Moment. Herr von Stein fährt fort am Bock zu drehen, zweiter Moment. Dritter, vierter, fünfter
etcaetera,
Herr von Stein steht noch immer am Bock. Finale: Herr von Stein schlägt hinten über, er hat einen Bock geschossen. – Aber Sie trinken ja nicht.
Vive la bagatelle!
– Schnell, was Neues aus der Stadt.«
    »Das Duell hat endlich stattgefunden.« – »Beide maustodt?« – »Blut ist geflossen.« – »Hätte nichts geschadet. Warum zanken sie sich! Diese Militair- und Civilraufereien sind mir in der Seele zuwider.«
    »Der junge van Asten hat sich eine Renommée gemacht. Die Officiere glaubten nicht, daß er den Kampf auf krumme Säbel annehmen werde. Der Kornet ist ein Schläger
à merveille.
Der Gelehrte ging aber drauf los, und die Herren von den Garde-du-Corps stecken jetzt wieder die Köpfe zusammen, denn er trieb seinen Gegner Schritt um Schritt bis in die Büsche.«
    »Und das Ende vom Liebe?« – »Er war an der Schulter verwundet, cachirte es aber, und als die Sekundanten es merkten, hatte er den Kornet schon in eine verzweifelte Position gebracht. Auf einen Hieb flog der Säbel des Offiziers zu Boden.« – »Und der Kornet mit?« – »Nur ein Fetzen von seinem Aermel und etwas Fleisch und Blut. Gerade genug, um ihn kampfunfähig zu machen, wenn er nicht schon desarmirt gewesen wäre.«
    »Und der Held von der Feder versetzte ihm den Gnadenstoß?«
    »Bewahre! Er senkte die Waffe, trat zurück, und fragte bescheiden die Sekundanten, ob nun der Ehre genug geschehen sei? Man hätte es für ritterlich gehalten, wenn –«
    »Ein Roturier ein Kavalier sein könnte,« unterbrach ihn Bovillard. »
Qu'importe!
Er hat gehandelt, wie man uns vorwirft, daß wir handeln, wir nutzen den Vortheil nicht, der uns in die Hände gespielt ward. – Wandel, Sie haben vielleicht Recht.
Vive la générosité!
«
    »Die Sekundanten erklärten nach einer längeren Berathung die Sache für ausgeglichen. Der Fleck am Aermel, den die Hand gemacht, sei durch den Säbel reparirt.«
    »Der ihn loshieb!« fiel Bovillard ein und gähnte. »Legationsrath, was wären wir ohne den Witz in Ehren- und Staatssachen! Die Welt wäre längst bankerott ohne die Kunst der Auslegung. Der Starke wirft sein Wort wie Brennus' Schwert auf die Goldwage; aber der Schwache muß das Körnchen Mutterwitz wie der Goldschläger breit schlagen, um die Risse in der Logik und die falschen Raisonnements zu überkleben.«
    »Und das Volk gafft doch das Goldblech an, als wär's massiv.«
    »Wozu wär's das Volk und wir die

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