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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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wir uns, lieber Schadow, schwärmen und Philosophiren, heißt das nicht aus der Harmonie unserer Rolle fallen, und unsere lieben Gäste blicken verwundert nach uns.«
     
Dreiundsechszigstes Kapitel.
     
Sie hassen.
    Der Rittmeister von Dohleneck hatte die Fürstin in Beschlag genommen. »Ein Wort nur, gnädigste Frau, eine Bitte!« – »So dringend?« – »Ja. – Sie sind ihr Schutzengel.« – »Ich ein Engel! Wen beschütze ich?« – »Auguste – die Baronin Eitelbach!« korrigirte er sich. – »Ach so! Eine schöne Frau hat überall Schutzengel. Jeder Kavalier ist es.« – »Die Comteß Laura hat sie an ihrem Arm gepackt, und schleppt sie wie ihr Opfer mit sich. Sie ist zu arglos, zu gut, sie begreift nicht, daß diese Kompagnieschaft ihrem Ruf schadet. Es verdrießt mich schon den ganzen Abend, aber –« »Da ist ja ihr Gemahl, der Baron.« – »Der! –« »Er ist freilich ein seltsamer Freigeist.« – »Was schiert er sich um seine Frau und ihren Ruf. Er freut sich, daß sie mit einer vornehmen, bei Hofe gern gesehenen Dame intim scheint.« – »Dann sprechen Sie doch selbst mit ihr. Sie wissen ja, wie gut sie von Ihnen denkt.« – »Erlauchte Frau, Sie wissen, wie wir – « »Das hätte ich beinahe vergessen. Kinder, was trübt Ihr Euch das kurze Schmetterlingsleben durch Skrupel. Was hilft Euch die Pein? Wenn Ihr Euch noch so ehrbar grüßt, so kalt an einander vorübergeht, dem bösen Leumund entgeht Ihr doch nicht. Am wenigsten Sie, Dohleneck, wenn Sie sich der lieben Frau zum Ritter aufdringen, wie Sie jetzt thun.«
    Der Rittmeister war um einen halben Schritt zurückgetreten, wäre es keine Dame und nicht die Fürstin gewesen, hätte er die Hand vielleicht an den Degen gelegt. Er erkannte schnell seine Position. »Gnädigste Fürstin, ich wollte keinem Kavalier Anspielungen gerathen haben, die der Ehre meiner tugendhaften Freundin zu nahe träten. Aus Ihrem Munde nehme ich dankbar die Worte als eine freundliche Warnung.«
    Sie blickte ihn mit einer herzgewinnenden Freundlichkeit an: »Die arme Laura! Da scheut Ihr Herren der Schöpfung Euch nicht, um einer Frauen Ehre zu erhöhen, die von andern zu vergiften. Ist das ritterlich, Herr von Dohleneck? Was sie von meiner Laura schwätzen und plaudern, was geht es mich an?«
    »Sollten Sie nichts gehört haben?«
    »Ich kam als Fremde her, ich bin es noch, ich nehme die Personen, wie ich sie finde, was in der Gesellschaft von Traditionen umgeht, kümmert mich nicht. Sollte ich bei allen Gästen, die mich mit ihrem Besuch beehren, danach mich erkundigen, so weiß ich wirklich nicht, ob mein Salon nicht leer bliebe. Ueberdem sagten Sie selbst, daß der Hof sie protegirt. Ich sollte meinen, das sei genug, um dem Vorwurf zu begegnen, der in Ihrer Bitte für mich liegt.«
    Aber der Rittmeister hatte Succurs bekommen. Herr von Fuchsius und eine Hofdame waren hinzugetreten. Auch der Legationsrath schloß sich der Gruppe an. Die Hofdame hatte Zweifel, ob der Hof die Comteß noch länger halten werde, seit der letzte Skandal laut geworden. Herr von Fuchsius wusste, daß der König sehr aufgebracht sei, und der Legationsrath, daß die alte Voß das Ohr der Königin belagere, welche noch die meiste Prädilektion und Entschuldigungen für die schöne Comteß hätte.
    »Auch die alte Voß!« wiederholte mit einem eignen Lächeln die Wirthin. »Da ist ja eine völlige Verschwörung gegen ein armes Mädchen, das sich nicht vertheidigen kann. Ich verstoße wohl schon, wenn ich es versuche?«
    »Ihre Erlaucht wollen gütigst vermerken,« sagte die Hofdame, »es ist noch nichts darüber ausgesprochen. Bis jetzt ist sie recipirt, und Fürstin Gargazin können sie ohne Gefahr bei sich sehen.« – »Sie würden mir einen großen Gefallen erweisen, liebe Almedingen, wenn Sie mich davon avertirten, sobald ich es nicht mehr darf.« – »Sobald man ihr die Thüre weist; Erlaucht können sich darauf verlassen, daß ich mit der ersten Nachricht zu Ihnen fliege.« Die Fürstin drückte ihr verbindlich die Hand: »Von Ihrem Eifer bin ich überzeugt. Als dahin hat es aber wohl noch einige Zeit?« – »Es sind vielleicht doch nur Mißverständnisse,« warf der Legationsrath ein. »Oder sie bessert sich auch. Man muß ihr nur Zeit lassen,« meinte Herr von Fuchsius. »Ein zehn – fünfzehn Jahr,« murmelte der Legationsrath, »dann macht sich das von selbst.« – »Macht mir das junge Reh auf der Maienwiese nur nicht scheu,« sagte die Fürstin. »Wenn Ihr ihr beständig

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